Old School Rally (Review)

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Rally Rennspiele in Retro-Aufmachung schienen 2025 ein wenig im Trend zu liegen. Drei Stück davon durfte ich dieses Jahr testen und eines davon ist Old School Rally von Frozen Lake Games und Astrolabe Games.

Rally Rennspiel im PS1-Look

Old School Rally ist ein Rennspiel, welches sich in dem, ebenso ein klein wenig trendigen, PS1-Look zeigt. Pixelige doch relativ zur PS1 detailierte Texturen, deutlich sichtbare Polygone und sogar teils die kleinen Makel wie Texture-Warping sind erkennbar. Dazu eine bass-starke Musik, welche mir ebenso ein besonderes PS1-Feeling gab.

Wie viele heutige Titel in einem solchen Retro-Gewand, bietet dieses Spiel auch ein paar Funktionen um das Retro-Feeling weiter zu verstärken durch ein paar Bild-Filtern. Vor allem der Filter, der eine TV-Röhre simuliert (mit abgerundeten Ecken), ist dabei ganz lustig. Natürlich wird dies im eigentlich Spiel noch weiter fortgesetzt.

Ein weiß rotes Rally Auto driftet durch eine kleine Stadt

Old School Rally hat unerwartete Feinheiten

Dieses Spiel verunsichert mich doch ein wenig, ob ich hier nun einen Arcade Racer oder etwas in Sim Richtung vor mir habe. Es liefert vor allem den schnellen Einstieg, den (wie ich glaube) viele gerade an Arcade Racern so schätzen. Doch innerhalb der Rennen liefert Old School Rally ein paar Eigenschaften, die mir irgendwie ein Gefühl von „ist das nicht irgendwie schon ein Simcade?“ vermitteln.

Was meine ich damit? Nunja, das Fahrverhalten ist durchaus sehr feinfühlig, mit viel Heck ausbrechen, Bremsen, auf Untergrund achten usw.. Dadurch alleine würde ich die Aussage wohl nicht bringen, doch schaut man sich verschiedene Einstellungen an, fallen zwei Interessante Möglichkeiten auf: Das Spiel hat sowohl eine Innenraum Ansicht, als auch eine Funktion der manuellen Gangschaltung.

Dazu kommt noch der Rally typische Sprecher, welcher einem die Kurven und Sprünge vor sagt, was ebenso mit einem Schild am oberen Bildschirm gezeigt wird. Zum Glück lässt sich die Lautstärke des Sprechers seperat regeln, auch bis auf 0 runter (was ich getan habe).

Gerade weil Old School Rally auch nicht als Arcade Racer beworben wird (soweit ich sehe), sollte sich denke ein Arcade Racer Fan vorher anschauen, ob ihm dies wirklich in die richtige Richtung geht. Um auf den Punkt zu kommen: Ich denke, auf PS1 wäre Old School Rally bestimmt ein Simcade gewesen.

Innenraum-Perspektive in Old School Rally
Kann ich mir wirklich gut mit Lenkrad und Gangschaltung vorstellen

Doch es geht flott zur Sache

Wie bereits erwähnt geht es aber schnell zur Sache. Man wählt eine Rally, wählt sich sein Fahrzeug aus – und Go! Auch danach geht es Ruckzuck von statten: Strecke fahren und gewinnen, nach jeder zweite Strecke sein Fahrzeug reparieren (auch irgendwie ein wenig „simig“) und ab zur nächsten Strecke.

Hierbei spielt man nach Rally-Manier jedoch nur Zeitrennen mit vier Zeitzonen. Verliert man ein Rennen, kann man dies so oft wiederholen wie man will, doch um weiter zu kommen (innerhalb der aktuellen Rally), muss man das jeweilige Rennen gewinnen. Sprich, es gibt kein Cup-System bei dem die Punkte zusammen gerechnet werden oder dergleichen.

Das Gameplay ist wie gesagt recht feinfühlig, doch fühlt es sich schon ziemlich gut an. Dazu kommt eine gewiss physikalische Verhaltensweise, die sich vor allem bei Sprüngen bemerkbar macht. Hier und da bleibt man auch mal an unsauberen Hitboxen der Strecke hängen, was bei mir nie wild war, doch vielleicht mal stören könnte.

Besonders ist noch die Sache, dass das Auto Schaden nehmen kann. Was sowohl optisch erkennbar ist, schön im verbogenen Retro-Stil behalten, aber auch sich auf das Fahrverhalten des Autos auswirkt. Wie bereits erwähnt, lässt sich hierfür das Fahrzeug nach jedem zweiten Rennen fix reparieren.

Ein rotes Rally-Auto driften um eine Kurve
Driften ist nicht selten im Spiel

Trotz primär nur Zeitrennen, guter Umfang mit nettem Bonus

Zur Auswahl stehen 4 Rally Klassen mit zusammen gerechnet 28 Rally Pokalen. Wobei es danach aussieht, als wenn es urprünglich weniger Pokale waren, wegen ein paar abgetrennten Bereichen innerhalb der Klassen. Jeder dieser Pokale enthält 4 bis 10 Rennen welche sich an den 24 Rennstrecken (mit 4 möglichen Wetter) bedienen. Ein Rennen dauert ca. 2 bis 4 Minuten.

An Modi gibt es ansonsten noch direkte Zeitrennen, bei denen man die Rennen einzeln auswählen und fahren kann (Rennen selbst sind jedoch identisch zu Rally) und den VS Modus, bei dem man gegen eine CPU oder einen zweiten Spieler direkt antreten kann. Der VS Modus wäre super nett, doch bei mir hat er konstant dazu geführt, dass mein Spiel abgestürzt ist, wenn ich ihn starten wollte – schade.

Splitscreen in Old School Rally
Einmal hat der VS-Modus geklappt … einmal

Die Fahrzeugauswahl bietet Rally Wagen und dazu 4 besondere geheime Fahrzeuge. Im Rally Modus kann man je Klasse nur die entsprechenden Wagen fahren (also z.B. Classics in der Classics Rally). Die 4 besonderen Wagen lassen sich hingegen nur in der letzten Klasse fahren (sowie in VS und Zeitrennen), die für alle Fahrzeuge offen ist. Hierbei fiel mir eine Sache deutlich ins Auge: Groß gebalanced ist das Spiel nicht, denn mit dem ersten geheimen Fahrzeug fühlte es sich fast unmöglich an, diese Rally überhaupt zu schaffen. Dies spiegelt sich auch in den anderen Klassen wieder, da Statistik der Fahrzeuge doch sehr ausschlaggebend ist (was ich aber perse nicht wild finde bei einer Einzelspieler-Kampagne).

Fahrzeuge schaltet man entweder durch die Rally Pokale direkt frei oder kauft sie sich, durch die Münzen die man in den Pokalen verdient. Manche Fahrzeuge werden auch zuerst freigeschaltet, müssen dann aber dennoch gekauft werden. Es ist ein wenig grindy wenn man alles haben will, aber hält sich in einem vernünftigen Rahmen.

Gekaufte Fahrzeuge kann man sich außerdem in der Sammlung in einer hübschen und anpassbaren Vitrine anschauen. Ebenso kann man sich die tolle Musik über einen Musik-Player anhören, der mich ebenso wieder stark an den Musik-Player der PS1 erinnert.

Fahrezug Auswahl in Old School Rally
Dieses Auto muss man erst über den Rally-Modus freischalten

Stichwort: Musik

Die Musik ist wohl, neben der witzigen geheimen Fahrzeuge, mein Highlight im Spiel. Ein schöner, teils elektronischer, teils rockischer Retro-Soundtrack mit starkem Bass. Der Soundtrack ist wohl ein ausschlaggebender Punkt, warum mir das Spiel in den 13 Stunden Spielzeit nicht langweilig wurde.

Denn hier versteckt sich wiederrum ein kleines Problem auf anderer Seite: Die Strecken, das meiner Ansicht nach wichtigste, sind im Layout für mich eher langweilig. Klassische Rennstrecken in ziemlich schlauchiger Form (= im Sinne von gleichbleibender Streckenbreite). Dem entgegen steht glücklicherweise die abwechlsungsreiche optische Gestaltung mit 10 verschiedenen Settings, durch z.B. Wald, Sand und Schnee.

Deutlich wird es für mich eben gerade dadurch, dass ich selbst nach besagten 13 Stunden Spielzeit keine einzige Strecke voll im Kopf habe. So gleich wirken die alle. Wobei man natürlicher fairerweise sagen muss, dass dies wohl vermutlich der klassischen Rally Vorlage entspricht.

Übrigens wird diese Rally Vorlage noch schön durch die getreu angelehnten Fahrzeuge und der Darstellung von Dreck am Fahrzeug getroffen – sehr hübsch gemacht.

Blick auf eine Schnee-Strecke in Old School Rally
Schöner Retro-Schnee

Fazit – Für PS1 Rally Fans ein Muss, ansonsten etwas situationsabhängig

Ich hatte durchaus meinen Spaß mit Old School Rally. Mit dem tollen Soundtrack über die hübschen Strecken im PS1-Look zu viben, ist schon ein tolles Erlebnis, wenn man mit PS1 Rennspielen aufgewachsen ist (selbst wenn man damals keine Rally Spiele gespielt hat).

Zwar kann das Spiel gerade beim Strecken Layout überhaupt nicht punkten und der nicht funktionierende VS-Modus ist eine unschöne Sache, doch im Rest kann gerade der ordentliche Umfang, den man sich zum großen Teil erspielen darf, durchaus überzeugen. Für das Gameplay sollte man sich jedoch die Demo mal anschauen, da ich mir nicht sicher bin ob hier eher der Arcade Racer Fan oder der Simcade Fan mehr zufrieden wäre (vermutlich einfach am ehesten der Retro Fan).

Mag ich
– Sehr tolle Musik
– Gut getroffener PS1-Look mit zusätzlichen Optionen
– Ordentlicher Umfang mit viel Zeug zum Freispielen
– Witzige geheime Fahrzeuge
– Optisch schön unterschiedliche Strecken

Mag ich nicht
– Im Gameplay/Layout unspektakuläre schlauchige Strecken
– VS-Modus lässt Spiel abstürzen (PS5 Version)
– Modi beschränken sich nahezu nur auf Zeitrennen

Vielen Dank an Astrolabe Games für die Bereitstellung des Testmuster. Gespielt auf PlayStation 5.