Donkey Kong Land 2 (Review)

Mitte der 90er Jahre hat Rare ein regelrechtes Affen-Feuerwerk entzündet. Nicht genug damit, dass das Super Nintendo in kurzer Zeit gleich drei Donkey Kong Country-Spiele spendiert bekommen hat, auch der Game Boy Advance wurde mit Geschwisterprojekten versorgt, so dass binnen weniger Jahre ganze sechs Affen-Hüpfspiele zur Wahl standen.

Donkey Kong Land 2 orientiert sich wenig überraschend in vergleichbarer Weise an Donkey Kong Country 2 wie Donkey Kong Land an Donkey Kong Country. Wie beim Spiel für das Super Nintendo schlüpft man auch hier in die Rolle von Diddy und Dixie, während Donkey Kong sein Leben in Gefangenschaft fristet. Im Gegensatz zum ersten Donkey Kong Land haben die Entwickler sich aber keine Mühe gegeben Donkey Kong Land 2 eine individuelle Geschichte zu verpassen, stattdessen folgt das Spiel einfach dem Narrativ des Konsolenspiels. Das spielt allerdings insofern keine große Rolle, als dass die Geschichte in keinem Donkey Kong Land-Spiel überhaupt im Spiel erzählt wird. Stattdessen ist sie auf die ersten Seiten der beiliegenden Anleitung beschränkt.

Direkt auffällig ist, dass Rare sich der Kritik am ersten Teil hinsichtlich der Lesbarkeit des Bildes angenommen hat. Zwar gibt es immer noch gelegentlich Abschnitte mit etwas zu anspruchsvoller Hintergrundgestaltung, in aller Regel kann man seine Affen aber auch auf dem Original Game Boy gut vom Hintergrund differenzieren. Nach wie vor stellt der Game Boy Color mit unterschiedlichen Paletten für Sprites und Hintergrundgrafiken aber einen Vorteil dar, den man nicht unterschätzen sollte.

Hingegen wurde die Spielmechanik nicht näher an die Konsolenvariante herangeführt, weiterhin fühlt sich die Land-Reihe merklich steifer an als das dynamische und flüssige Super Nintendo-Pendant. Nichtsdestotrotz ist anzumerken, dass der Wechsel von Donkey und Diddy zu Diddy und Dixie auch auf dem Game Boy die Spielbarkeit verbessert hat und Dixies Flugfähigkeit macht die kniffligeren Sprungpassagen auch ein gutes Stück weit einfacher. Allerdings sollte man weiterhin darauf gefasst sein, dass die Grenzen von Plattformen auf Grund der großzügigen Dekoration der Optik im Spiel nicht immer ganz leicht einzuschätzen sind, was insbesondere bei kniffligeren Sprungpassagen schon einmal ein erheblicher Nachteil sein kann.

Eine entscheidende Rolle spielen auch wieder die Transformationen, die, wie schon beim großen Konsolentitel, durch weitere Tierformen ausgebaut wurden. Leider fällt hier die knappe Ausstattung des Game Boy mit Knöpfen etwas nachteilig auf. Da der A-Knopf dauerhaft an den Sprung gebunden ist, bleibt als komfortabel erreichbarer Aktionsknopf nur der B-Knopf übrig und für manche Transformationen ist das nicht ausreichend. Insbesondere bei der Spinne ist es so, dass der B-Knopf dafür verwendet werden kann, ein Spinnennetz zu schießen.

Damit ist es aber nicht getan, denn das Spinnennetz kann neben seiner Funktion als Projektil auch als Plattform verwendet werden. Hierzu muss man den Select-Knopf drücken, damit das zuletzt abgeschossene Spinnennetz sich in einer Plattform verwandelt. Je nach Spielsituation ist das alles andre als komfortabel und zudem ist es auch ein Stolperstein für Spieler, die das Spiel ohne Anleitung erwerben, denn eine solche Nutzung des Select-Knopfes ist (glücklicherweise) auf dem Game Boy eher unüblich. In dieser Hinsicht wäre es sinnvoll gewesen, wenn die Entwickler sich etwas weiter von der SNES-Vorlage entfernt hätten. Statt einer originalgetreuen Umsetzung der SNES-Transformationen hätte es in meinen Augen ein besseres Spielerlebnis ergeben, wenn man sich angepasst an das Game Boy-Interface neue Transformationen überlegt hätte.

Das Leveldesign in Donkey Kong Land 2 ist zwar im Wesentlichen neu, nutzt aber wesentlich enger als der erste Donkey Kong Land-Teil Ideen und Elemente aus Donkey Kong Country 2. Vorteilhaft ist das insoweit, als dass Donkey Kong Country 2 ein hervorragendes Spiel ist und die übernommenen Ideen in der Regel auch in Donkey Kong Land 2 gut funktionieren. Andererseits fällt es Kennern des SNES-Titels umso schmerzhafter auf, dass Donkey Kong Land 2 der deutlich schwächere Gegenpart zum großen Klassiker ist.

Donkey Kong Land 2 ist ein merklicher Schritt nach vorn von Donkey Kong Land aus, insbesondere, was die Lesbarkeit der Grafik anbelangt, aber auch was die Freude an der Interkation anbelangt. Nichtsdestotrotz bleibt das Spiel deutlich im Schatten des namhaften Geschwisterspiels und bietet keine nennenswerten eigenen Impulse, um die Nachteile mit frischen Ideen auszugleichen. Donkey Kong-Fans sollten Donkey Kong Land 2 sicherlich eine Chance geben, alle anderen halten sich an die Country-Reihe.

Getestet auf Game Boy und Game Boy Color.