Rally Arcade Classics (Review)

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Wer meine Gespräche im Forum verfolgt hat, weiß vermutlich, dass ich gegenüber Rally Spielen eher skeptisch bin. Dennoch bin ich bei arcadigen Rennspielen grundsätzlich aufgeschlossen genug, mir nahezu alles anzuschauen. Somit habe ich mich für Rally Arcade Classics von NETK2GAMES gemeldet.

Ein blaues Rally Auto in Rally Arcade Classics

Mit Lizenzen ins Spiel finden

Nach dem Start des Spiels sollte man zuerst einmal eine sogenannte Lizenz spielen. Hierbei fährt man 10 kurze Zeitrenn-Veranstaltungen mit verschiedenen Fahrzeugen der Lizenz-Stufe. Eine nette Idee, da man somit die grobe Klasse der Fahrzeuge ausprobieren kann.

Hat man die Lizenz-Rennen beendet, dürfen wir nun die anderen Modi namens Tour, Rally und Arcade fahren. In Tour sammelt man Sterne (+ ein bisschen Währung) um weitere Bereiche und Lizenzen freizuspielen. Hierbei wechseln sich unter verschiedenen Lizenzen bzw. Klassen immer 4 Rennmodi (Zeitrennen, VS, Drift und Rennen) zu je 5 kleinen Veranstaltungen ab.

In Rally fährt man gegen andere Fahrer mehrere Zeitrennen hintereinander in einem Gebiet, um einen Pokal und ordentlich Währung zu erhalten. Die anderen Fahrer sehen wir hier jedoch nicht, sondern zeigen sich nur als gegnerische Zeiten an Check-Points und im Endergebnis an. An sich wirkt es wie ein „Zeitrenn-Cup“, bei dem sich einfach alle Zeiten zusammenrechnen.

In Arcade fahren wir über 4 Etappen Rennen gegen 14 andere Fahrer, die wir hier auch auf der Strecke sehen. Jedoch starten nicht alle Fahrer gleichzeitig, sondern wir versuchen die langsamen Fahrer vor uns, die schon einen Vorsprung haben, einzuholen. Dabei können wir je Etappe auch nur eine gewisse Anzahl an Fahrern überholen und versuchen dann im letzten Rennen auf den 1. Platz zu gelangen. Dieses Prinzip gilt auch für die normalen Rennen in der Tour sowie die VS Rennen (bei denen wir nur gegen 1 Gegner fahren). Daher hat man in Rally Arcade Classics keine übliche Rennerfahrung, sondern mehr eine Aufholjagd.

Letzten Endes gibt es noch Modi für freie Zeitrennen und Online Events, bei denen immer 4 Events mit festen Wagen rotieren. Online Ranglisten gibt es an sich in jedem Modus, aber einen richtigen Mehrspieler gibt es weder lokal noch online.

Ausschnitt eines VS Rennen in Rally Arcade Classics
Im VS Rennen gilt es den vorgefahrenen Gegner einzuholen

Im Feeling ein guter Start

Mit den ersten Events die ich gefahren bin, fand ich vor allem eines positiv: Das Fahrverhalten fühlt sich gut. Fahrzeuge driften in Kurven (zumindest auf Dreck) recht automatisch, lassen sich aber sehr gut kontrollieren. Der Untergrund der Strecken ist schön uneben und gibt demnach ein nettes Gefühl von „Kontrolle halten zu müssen“ wieder, ohne damit zu übertreiben.

Auch Straßen gibt es verteilt, sowie rutschigere Schnee-Bereiche und Regen, bei dem man wirklich ordentlich rutscht. Das meiste ist recht eng gehalten, was man vor allem dann merkt, wenn die Streckenränder mal mit Wänden bestückt sind.

Mit späteren Lizenzen bekommt man Wagen, die eine andere Handhabung bieten, z.B. durch den Unterschied zwischen Vorder- und Heckantrieb, sowie natürlich Geschwindigkeit. Im Gesamten kann ich durchaus sagen: Das Gameplay fühlt sich gut an.

Ein Rally Auto sprint im dunklen Wald über einen Hügel
Hui – mit gut Geschwindigkeit, gibt es auch Sprungeinlagen

Streckengestaltung kennt fast nur Kurven

Am Anfang fand ich die Strecken sehr nett. Ziemlich kurvig, schönes Rauf/Runter und auch 4 leicht unterschiedliche Settings. Doch leider hat sich schnell eine Abnutzung eingestellt.

Die Strecken wirken sehr bodenständig und bieten daher nicht viele Überraschungen. Mir fällt dann mit der Zeit die relativ deutliche Schlauchigkeit sowie die Layout-Gestaltung gefühlt Richtung 90%+ Kurven auf. Es ist schon bezeichnend, wenn mir nur die Strecke im Kopf bleibt, die mal einen Kreisel mittendrin platziert hat, sowie die, die ein paar Heuballen als Hindernis in der Mitte hat.

Auch kann ich nicht viel über die Streckenanzahl sagen. Es gibt 4 Gebiete und darunter mehrere Strecken. Jedoch sind viele Strecken klein gestückelte Abschnitte, aus einem großen Ganzen. Das, gepaart mit dass man in den Modi alles querbeet fährt, lässt die Menge sehr undurchsichtig erscheinen. Hier sei auch gesagt, dass eben gerade die kleinen Abschnitte wirklich sehr kurz sind. Die Rennzeiten verteilen sich grob zwischen 15 Sekunden und 2 Minuten. Mehr Rennen anstatt langen Rennen, das ist hier die Devise.

Heuballen als Hindernis
Eine seltene Strecken-Besonderheit

Freischalten von Autos

Rally Arcade Classics bietet einige Fahrzeuge zum Freischalten. Dabei mehrere normale Wagen und dazu noch spezielle „R Wagen“, die typisch Rally mäßig verziert sind und normalerweise auch viel sportlicher über die Strecken brettern.

Die meisten Fahrzeuge schaltet man mit Währung frei, die man in den Events verdient. Je nach Bronze/Silber/Gold Trophäe, bekommt man mehr Geld für die Wagen. Gerade kürzlich kam außerdem ein Patch, welcher dies noch etwas angepasst hat und es weniger grindy gemacht hat.

Die R Wagen schaltet man hingegen im Arcade-Modus frei, in dem man je mit der normalen Version eine Arcade-Tour auf Gold gewinnt. Ursprünglich erinnerte das sehr an Gran Turismo, da man durch die Sterne und Währung erst nach und nach, hin und her die Lizenzen und Wagen freigschaltet hat. Jedoch wurden mit diesem letzten Patch die Sterne-Hürden ebenso drastisch reduziert. Ich bin mir nicht sicher, ob das besser oder schlechter ist. Weniger grindy, aber eventuell auch weniger belohnend – nunja.

Ein Auto beleuchtet die Szenerie einer Streckenkurve im Drift
Das Licht kann echt gut aussehen

Modellbau Feeling und gespiegelte Logos

Artistisch bietet Rally Arcade Classics nur so das nötigste. Dreck Effekte, Regen und sonstigste ähnliche Dinge sind sehr mager. Schadensmodelle gibt es auch keine (wobei ich die auch nicht erwartet habe) und Menü-Gestaltungen sind ebenso eher rudimentär. Durch die wohl moderne Engine dahinter, können aber andere Ecken wie Licht durchaus sehr hübsch aussehen. Es gibt der Sache einen gewissen plastischen Look, der mich irgendwie an Modell-Eisenbahnen erinnert – eigentlich irgendwie charmant.

Musik und Sound sind kaum der Rede wert. Sprecher fand ich sehr schnell so nervig, dass ich ihn früh auf 0 geregelt habe. Zugegeben bin ich eh kein Freund von dem „medium left, hard left, attention!“ Kommentaren. Fahrzeug Sound und Musik sind in Ordnung, vor allem bin ich froh, dass überhaupt Musik vorhanden ist. Diese klingt zwar schon sehr nach „aus einer gratis Bibliothek genommen“, aber passt durchaus zu den Rennen.

Sehr überrascht hat mich die Gestaltung der R Wagen, mit den Sponsoren-Stickern und so. Die Marken-Logos sind hier (augenscheinlich) nicht neu interpretiert, sondern simpel gespiegelt übereinandert gelappt. Dabei leicht durchsichtig, so dass ein Ghosting-Effekt entsteht. Ich will gar nicht mutmaßen, ob da eine Grauzone besteht, jedoch sieht das von nahem überhaupt nicht gut aus. Aus der Ferne ist es aber schon nett anzusehen und es gibt dennoch ein paar modifizierte Logos. Hier hätte ich mir aber mehr Richtung dem gewünscht, was ich kürzlich bei Formula Legends gesehen habe.

Eine Schnee-Strecke in Rally Arcade Classics mit erkennbaren Logo am Auto und sichtbarem Hud
Hier sieht man das mit den Logos recht gut

Fazit – Netter Arcade Rally Racer, leider mit wenig Langzeitmotivation

Rally Arcade Classics macht in den ersten Stunden durchaus Spaß. Das Fahrgefühl funktioniert und die darin kleinen Variablen, durch Fahrzeuge und Strecken, sind nett. Leider stellt sich zu schnell eine Repetivität ein, die Langzeitmotivation schon früh unterdrückt. Bei mir trat dies bereits nach 5 bis 6 Stunden auf.

Artistisch mag ich den plastischen Look, aber bin eher ernüchtert über Sound, Streckengestaltung und den fragwürdigen Logo-Verwendungen. Alles in allem kann ich das Spiel richtigen Fans von Rally- + Arcade-Racern empfehlen sowie Spielern die pur nur auf Gameplay aus sind. Ansonsten eher nicht.

Mag ich
– Fahrgefühl
– Mehrere Modi
– Recht viele Fahrzeuge
– Plastischer Look, der mich an Modell-Eisenbahnen erinnert

Mag ich nicht
– Keine gute Langzeitmotivation
– Optik und Sound eher nur zweckmäßig
– Keine Mehrspieler-Modi
– Rennen sind eher Aufholjagden
– Sprecher für Start- und Kurven-Ansagen
– Gespiegelte Logos auf den R Wagen

Vielen Dank an NETK2GAMES für die Bereitstellung des Testmusters. Gespielt auf PlayStation 5.