Date Everything! (Review)

Wer sich heutzutage durch den modernen Dating-Dschungel kämpft, weiß, dass eine erfolgreiche Partnersuche verdammt anstrengend ist. Bis zum ersten persönlichen Treffen vergehen meist viele Onlinegespräche in denen man sich beschnuppert nur um dann am Ende doch wieder enttäuscht zu werden. Vor allem muss man oft dabei auch noch das Haus verlassen.

In Date Everything! spart man sich die leidige Suche, muss nicht auf eine Antwort warten UND das Haus zu verlassen ist das letzte das man tun sollte. Klingt doch perfekt. Oder? 

Denn mithilfe einer speziellen Brille (Dateviators genannt), einem geheimen Prototyp welches man von einer anonymen Quelle zugeschickt bekommt, lassen sich so gut wie alle Haushaltsgegenstände zum Leben erwecken. Von der Decke über die Treppe bis hin zum Fußboden und alles, was dazwischen steht und liegt – alles hat einen Namen, ein sehr individuelles Auftreten und seine ganz eigene Geschichte. Insgesamt 100 Charaktere lassen sich mithilfe der speziellen Fähigkeit der Brille freischalten. 

Der Protagonist läuft dafür mit den Dateviators ausgestattet durch das Haus und scannt die Umgebung. Allerdings kann jeder Gegenstand nur einmal pro Tag erweckt werden. Während man so durch das Haus streift, hat man immer mehr das Gefühl, dass das Haus so langsam aber sicher lebendiger wirkt. Und das, obwohl man sich als einziger Mensch im Haus aufhält.

Niemand darf rein oder raus und versucht man doch einmal das Haus zu verlassen (wie bekloppt, warum sollte man das tun?!) ist das Spiel beendet. Es gibt aber 100 Gründe – und mindestens dreimal so viele gute Wortspiele – das nicht zu tun. 

Grundsätzlich kann man mit allem eine Beziehung eingehen. Aber um das wirklich zu schaffen, reicht nicht nur ein Spieldurchlauf. Ein hartes Limit ist die Anzahl an Gegenständen, die man an einem Tag erwecken kann. Fünfmal und dann ist Schluss und es wird Zeit ins Bett zu gehen. Die Dateviators laden dabei auf und am nächsten Morgen kann man weiter flirten, was das Zeug hält.

Wie für einen Datingsimultor oder eine Visual Novel üblich kann man verschiedene Enden mit den jeweiligen Charakteren erreichen. Dabei sind drei möglich: Freundschaft, Liebe oder Hass. Bei 100 möglichen Kandidaten sollte man sein Pulver nicht an alle verschenken und sich auch auf ein paar Hassobjekte einlassen. So manch einer macht es einem erstaunlich einfach. Und auch auf eine sehr unterhaltsame Art und Weise. 

Ein weiteres Limit, welches sich aber auch beseitigen lässt, sind die Triggerwarnungen. Skylar Specs, die personifizierte Version der Dateviators, bietet die Möglichkeit sensible Themen und entsprechende Flirtkandidaten zu verbergen bzw. sie vorher anzukündigen und überspringen zu lassen. Wie zum Beispiel den Albtraum. Nein, kein Scherz. Wer hat nicht schon davon geträumt mit der eignen Schlafparalyse auf Tuchfühlung zu gehen? Für alle die “ICH!” geschrien haben lohnt es sich von dem Warnsystem Gebrauch zu machen. Die Einstellung lässt sich im Gespräch mit Skylar täglich wieder ändern.

Gemessen daran, wie fröhlich und over-the-top die allermeisten Begegnungen sind, haben mich die ernsteren Themen sehr, aber dennoch positiv, überrascht. Dazu kommt noch der ständig an einem nagende düstere Unterton der das Mysterium der Entstehung der Dateviators begleitet. 

Je nach Gegenstand sind die Gespräche mit ihnen mal mehr, mal weniger nuanciert. Das eine Extrem hat einen Wortschatz, der dem von Groot in nichts nachsteht, das andere ist dagegen besonders auf einen intelligenten Austausch erpicht. Die Antwortmöglichkeiten sind meistens sehr eindeutig, wenn es darum geht zu erkennen, welche von ihnen das gewünschte Beziehungslevel triggern dürfte. Es gibt aber keine Möglichkeit zurückzuspulen und seine Auswahl zu ändern. Das Spiel speichert auch andauernd automatisch und ich hatte im Test keine technischen Probleme, was eine wirklich erfrischende Abwechslung für mich war. 

Man merkt, dass sich die Entwickler sehr viel Mühe bei dem Spiel gegeben haben. Einhundert teilweise überlappende Stories zu schreiben die zum allergrößten Teil auch noch wahnsinnig komisch und unterhaltsam sind, ist eine riesige Aufgabe. Aber ich bin der Meinung, dass sie sie wirklich großartig umgesetzt haben.

Besonders gut gefallen mir die Easter Eggs. Viele Charaktere sind von anderen Personen unserer Popkultur inspiriert, was einen ganzen Haufen Anspielungen und Wortwitze noch einmal unterstreicht. Ich habe schon lange nicht mehr so viel bei einem Videospiel gelacht und ich werde definitiv noch einige Stunden mehr in Date Everything! stecken.  

Ein herzliches Dankeschön an team17 für die Bereitstellung des Testmusters. Geflirtet auf Nintendo Switch.