Alchemist: The Potion Monger (Review)

Ich weiß ja nicht womit manch anderer so in seiner Kindheit die Zeit draußen verbracht hat, aber eine ziemlich lange Zeit trafen sich die Kinder meiner Nachbarschaft in einem abgeriegelten und verlassenen Bahnhofsgebäude zum Spielen. Neben rund fünf Dutzend guten Gründen für eine Tetanusauffrischung bot uns der Schauplatz genug Inspiration für unsere eigene magische Welt voller sprechender Tiere und verzauberten Gegnern die es mit Zaubersprüchen und -tränken zu bekämpfen galt. Alchemist: The Potion Monger hat mich auf eine sehr ähnliche Reise genommen. Von der Couch aus. Ohne Schimmelsporen und Ratten. 

Alchemist: The Potion Monger ist ein Simulationsspiel in dem man recht frei Einfluss auf seine Umgebung nehmen kann. Im Vordergrund steht die Herstellung von Zaubertränken die auf den eigenen Charakter – den man zu Beginn in einem Editor auswählt -, andere Charaktere und auch die Umwelt anwenden kann. Drum herum erkundet man die Spielwelt, sammelt Rezepte und Zutaten und freundet sich mit den anderen Dorfbewohnern an. Oder auch nicht. Ob man einen guten oder bösen Alchemisten spielt entscheidet man durch seine Taten. 

Faszinierend finde ich, dass das ganze System rund um die Tränke extrem frustrierend ist. Es reicht nicht, dass man Zutaten einfach in den Kessel wirft und eine Reihe Buttons drückt. Die Zutaten müssen auf unterschiedliche Weise präpariert werden. Wie genau ist auch nicht immer eindeutig, da die Beschreibungen selten zu dem passen was wirklich verlangt wird. Das Menü in dem die Eigenschaften des Trankes festgelegt werden müssen ist darüber hinaus auch sehr fummelig.

Es sind meiner Meinung nach zu viele Schritte die offensichtlich nur aufhalten sollen und einfach nur nerven. Frustrierend ist auch, dass man nur im eigenen Haus die Zaubertränke brauen kann. Ich hätte mir gewünscht die verschiedenen Feuerstellen im Spiel auch benutzen zu können, um meinen Kessel dort aufzustellen. 

Immerhin ist das Haustier immer dabei, was mir allerdings auch einen kleinen WTF-Moment bescherte. Man selbst kann beispielsweise eine Katze spielen; bekleidet, offensichtlich hoch entwickelt, aufrecht laufend und intelligent – und wird begleitet von einem Durchschnittshund. Ich weiß, man sollte in einem Spiel in dem es fast ausschließlich um Magie geht nun wirklich nicht in Logiklücken herumstochern, aber…naja. 

Das Haustier sollte ein wenig Training bekommen, damit man sein schlecht zu navigierendes Alchemisten Lexikon erweitern kann und damit mehr Möglichkeiten in der Herstellung von Zaubertränken erhält. Nach und nach hilft einem das Tier nämlich dabei gezielte Merkmale aus Pflanzen, Pilzen etc. Herauszuschnüffeln. Aber Achtung, genau wie der eigene Charakter kann auch der Begleiter verletzt werden und man sollte sich zumindest dem eigenen Haustier gegenüber fürsorglich zeigen. 

Die größte Gefahr für Leib und Tier machen die Gegner im Spiel aus. Man kann versuchen sie zu umgehen, sie mit Zaubertränken bewerfen und gucken was passiert oder mit einem Stock auf sie losgehen. Später kann man immerhin auf ein Schwert umrüsten. Sie lassen gerne ein paar Zutaten liegen die man dann wiederrum für Zaubertränke verwenden kann.  

Die Dorfbewohner haben dazu auch noch allerlei Probleme verschiedenster Art die mittels Zaubertränke gelöst werden können. Auch hier kommt man natürlich wieder ins Spiel und kann sich so einen Ruf in die eine oder andere Richtung verdienen. Mir gefällt, dass das Spiel nicht schon von Anfang an eine Festlegung verlangt oder überhaupt nur eine Richtung angibt. 

Das Spiel wird aus der Ego-Perspektive gespielt, was mir sofort negativ aufgefallen ist. Ich bin einfach kein Fan davon nicht genau zu sehen was um mich herum geschieht. Der Blick reicht auch nicht weit und es ist zum Beispiel nicht möglich zuverlässig die Distanz zu sich bewegenden Gegnern oder anderen Gefahren abzuschätzen. Das Ganze hatte für mich also von Anfang an eine längere Lernkurve. Allerdings konnte ich mich bis zuletzt nicht daran gewöhnen. 

Zur technischen Umsetzung möchte ich noch zwei Dinge anmerken. Erstens ist das Spiel nicht nur einmal, sondern zweimal abgestürzt und hat jedes Mal meinen Spielstand komplett verloren. Außerdem kommt es ständig zu Geruckel, was den Spielspaß deutlich einschränkt. 

FAZIT 

Es gibt momentan eine Menge Spiele mit ähnlicher Thematik: einsame:r Alchemist:in übernimmt leerstehendes Haus in Dorf, sammelt alles was sich pflücken lässt und macht daraus bunte Süppchen in schönen Fläschchen und hilft dem Dorf wieder zu Glanz und Gloria. Man muss also wirklich nicht zu Alchemist: The Potion Monger greifen. Das Einzige wodurch es sich von der Masse abhebt ist, dass man im Spiel genug Einfluss nehmen kann, um es gerade so nicht mehr unter “cozy” einordnen zu können. Meiner Meinung nach ist das allerdings kein gutes Alleinstellungsmerkmal. 

Ein herzliches Dankeschön an Art Games Studio für die Bereitstellung des Mustercodes. Getestet auf Nintendo Switch.