 
Es ist schon eine Weile her, da habe ich den ersten Trailer zu SCHiM gesehen. Ein kleines Wesen, das ein bisschen wie ein Frosch aussah, hüpfte von Schatten zu Schatten. Sehr niedlich. Deshalb war ich schon sehr auf den Release gespannt.
Normalerweise sind Schim mit einer Person oder einem Ding verbunden. Das Wesen, das ich steuere, springt gern in der Nähe seiner Person durch die Schatten, kehrt aber immer wieder zu ihr zurück. Die beiden sind durch ein Band miteinander verbunden.
Doch was, wenn dieses Band reißt?
Aufwachsen
Ich begleite als Schim meine Person von Kindheit an über die Jugendzeit bis ins Erwachsenenalter. Der heimische Garten ist ein Spielplatz mit vielen Interaktionsmöglichkeiten. Teddybär, Brunnen und Grill machen Geräusche, sprudeln oder fangen an zu brennen. Doch das Kind mit dem Feuerwehrhelm ist schnell zur Stelle, um die Flammen zu löschen. Das Kind wird älter, trifft die erste Liebe, schließt die Schule ab, beginnt einen Job. Nicht alles läuft rund.
Unterwegs lerne ich, ein bisschen besser mit meinen Schimfähigkeiten umzugehen. Ich springe von Schatten zu Schatten oder zurück zur Person. Manche Schilder nutze ich als Katapult, die Schatten von Wäscheleinen fungieren als Trampolin. Ich bringe Bäume zum Rascheln, Hunde zum Bellen und Menschen zum Niesen. So lerne ich nebenbei verschiedene Verhaltensweisen kennen, die ich mir teilweise zu Nutzen machen kann. Müll aus Eimern zu werfen, ist zwar wenig hilfreich, aber jedes Mal wieder amüsant. Wie gut, dass der Abfall mit der Zeit verschwindet (ich habe sehr viel Müll herausgeworfen).
SCHiM erzählt seine Geschichte ohne Worte. Anfangs ist es der Weg, den Schim und Mensch gemeinsam zurücklegen, später vor allem die Orte und zunehmend kurze Szenen. Der Anfang ist sehr linear und fokussiert sich stark auf den Lebenslauf, weshalb er sich doch ein wenig zieht.

Von Schatten zu Schatten
Ich überlebe nur in Schatten. Ganz kurz kann ich auch im Sonnenlicht sitzen bleiben, etwa, wenn ich knapp den nächsten Schatten verfehlt habe, der sich aber zu mir bewegt. Oder ich rette mich mit einem kurzen zweiten Sprung in den sicheren Schatten. Ansonsten setzt mich SCHiM zum letzten sicheren Schatten zurück. Leben gibt es beim ersten Durchgang nicht.
In den Levels sind auch Gegenstände zu finden. Wenn ich diese berühre, werden sie an andere Stelle in der Nähe platziert und bieten Schatten für einen Schim. Ein Hinweis auf ein verstecktes Objekt liefert der herumhüpfende Schim in der Nähe, dessen Gegenstand verlorengegangen ist.
Die Sprungweite kann ich beeinflussen, in der Luft sogar noch etwas die Richtung, in die ich mich bewege. Mit den Schultertasten drehe ich die Kamera, wodurch teils verborgene Wege sichtbar werden, teils die Form vorhandener Schatten anders wird. Dadurch sind sie manchmal leichter zu erreichen. Schatten im Wasser verändern sich dabei besonders deutlich.
Nach dem linearen Anfang werden die Level bald weitläufiger und verzweigter. Dann ist das Ziel nicht mehr nur, den nächsten Schatten zu erreichen, um von dort aus in den nächsten Schatten zu springen und mich dem Levelende weiter zu nähern. Dann wird SCHiM fast schon zu einem Spielplatz, auf dem ich hin und her springe.

Mitfahrgelegenheit gesucht
In einem Level gibt es etwa sehr viele Straßen, fahrende Autos und Ampeln. Per Knopfdruck kann ich mir immer wieder anzeigen lassen, in welcher Richtung sich das Ziel befindet. Das ist besonders praktisch, wenn ich wieder einmal die Kamera mehrfach gedreht habe und beim Ein- und Ausschalten von Ampeln und dem Mitfahren in den Schatten von Autos die Orientierung verloren habe. Ich bin doch gigantische Kreuzungen gar nicht gewohnt.
An anderer Stelle hänge ich mich an Kisten, die von Kränen bewegt werden. Die kann ich abwerfen, wodurch die beweglichen zu stationären Plattformen werden.
So erschaffe ich mir je nach Level den Weg selbst. Dabei mochte ich auch die Gabelstapler, bei denen der Schatten die Form verlängert, wenn ich die Gabel hochfahre.
Durch den Aufbau der Geschichte fühlen sich manche Level ein wenig repetitiv an, da sie am selben Ort stattfinden, aber durch unterschiedliche Tageszeiten oder andere Veränderungen wird doch für etwas Abwechslung gesorgt. Zudem steigt die Herausforderung im späteren Spielverlauf und macht auch lineare Abschnitte komplexer als zu Beginn. Das finale Level bietet einen gelungenen Abschluss der Story und der Komplexität des Levelaufbaus.

Schatten in der Nacht
Da ich meine Person über mehrere Tage hinweg verfolge, spielen die Level auch zu unterschiedlichen Tageszeiten. Der Stand der Sonne beeinflusst die Form und Anzahl von Schatten, die mir zur Verfügung stehen. Teilweise gibt es auch künstliches Licht, das ich einschalten kann, um neue Schatten zu erschaffen.
Nachts sind die Schatten häufig sehr rar gesät. Dann springe ich etwa von Straßenlaterne zu Straßenlaterne, wenn sich im Lichtkegel Dinge befinden, die Schatten werfen. Oder ich warte auf den richtigen Moment, um mich an Passanten zu heften.
Eine Besonderheit sind auch Gewitter. Blitze erschaffen Schatten, die dann aber schnell wieder verschwinden. Verpasse ich dann den richtigen Moment, muss ich leider etwas länger warten, aber es macht Spaß, die veränderlichen Lichtverhältnisse zu nutzen.
Fazit
Der Platformer SCHiM bietet spaßige Sprünge von Schatten zu Schatten und eine kurze Geschichte, die Wendepunkte in einem Lebensweg eindrücklich darstellt. Die Schattenmechanik ist überzeugend umgesetzt und bietet viele unterschiedliche Möglichkeiten für Plattformen. Manche Level ziehen sich etwas, aber besonders die größeren Level bieten viel Freiraum, durch die Gegend zu hüpfen und zu schauen, wie verschiedene Dinge auf eine Interaktion reagieren. Fans von Platformern, die nicht allzu schwierig werden, aber bei der Bewegung des Spielcharakters Freude bereiten, kann ich SCHiM sehr empfehlen.

Herzlichen Dank an Extra Nice für die Bereitstellung des Testmusters. Gehüpft auf Nintendo Switch.
