Was lange währt, wird endlich gut? Knapp 18 Jahre nach dem letzten Teil und einem Entwicklerwechsel nach der Ankündigung vor acht Jahren ist es endlich soweit, Metroid Prime 4 erscheint wie von Nintendo versprochen für die Nintendo Switch 1 und 2. Mit der Metroid-Reihe hatte ich bisher hauptsächlich nur in 2D Kontakt, bis auf einige Stunden mit dem Metroid Prime Remaster habe ich keinerlei Erfahrung mit Prime, deswegen hoffe ich dass geneigte Leser*innen es mir nachsehen, wenn ich keine Vergleiche zu den Vorgängern beitragen kann und nur den vierten Teil unabhängig bewerte.

Metroid Prime 4 beginnt sehr actionreich, Weltraumpiraten greifen die galaktische Föderation an, um ein Artefakt zu stehlen. Während der Konfrontation wird das Artefakt getroffen, eine riesige Energiewelle breitet sich aus und Samus erwacht auf einem ihr fremden Planeten und verliert dabei genretypisch fast alle Upgrades. Mit Hilfe eines Psy-Kristalls, der ihr hilft mit den Hologrammen eines längst ausgestorbenen Volks, den Lamorn, zu kommunizieren, kommt sie im Laufe des Spiels hinter die Geheimnisse des Planeten, immerhin ist sie die vom Volk Auserkorene.

Metroid Prime 4 ist der wohl bisher grafisch beste Titel für die Switch 2, zumindest von den Spielen die ich bisher gespielt habe. Es gibt zwei verschiedene Grafikmodi, in 4K mit 60 FPS und in 1080P mit 120 FPS. Bisher dachte ich immer, 60 FPS würden mir für alle Spiele reichen, aber ich lag wohl falsch. Ich habe selten ein flüssigeres Erlebnis gehabt als mit 120 FPS, Metroid Prime 4 läuft absolut geschmeidig, den passenden Fernseher vorausgesetzt oder im Mobilmodus. Die aus den Trailern berühmte Wüste reisst natürlich grafisch keine Bäume aus, aber die einzelnen Biome sehen fantastisch aus, insbesondere die Waldwelt. Auch musikalisch gibt es passende Ohrwürmer und die Soundeffekte wissen auch zu gefallen. Ich erwähne es natürlich auch gerne dass ich im gesamten Spielverlauf weder Ruckler noch Bugs hatte, MP4 ist typisch für Nintendo bereits zum Release fertig.

Die Wüste ausgeschlossen sind die einzelnen Dungeons absolute Klasse, das Leveldesign ist hervorragend, auch wenn ich mir unter einem Metroid Prime eigentlich immer vorgestellt habe dass ich mich wie in den Ablegern in 2D dauernd verlaufen oder nach dem richtigen Weg suchen würde. Das war glücklicherweise für mich eher selten der Fall, die Levels waren eher linear mit einzelnen Abzweigungen und wenn ich mal was Tolles gefunden habe kam ich nicht dran, weil mir die entsprechende Fähigkeit gefehlt hat, aber das erwarte ich bei einem Metroidvania auch nicht anders. Aber diese Wüste… Irgendwann hat es mich einfach nur noch genervt die Wüste zu durchqueren, natürlich findet man auch hier Geheimnisse wie einzelne Schreine die Verbesserungen beinhalten, aber immer wieder von A nach B zu fahren um dann wieder nach A zu fahren um dann wieder nach C… Immerhin hat man mit Vi-o-La ein Motorrad, das die Wege kürzer macht, aber mir hätte das Spiel ohne die Wüste wesentlich besser gefallen. Nur als kleiner Tipp nebenbei: Man sollte die grünen Kristalle auf dem Weg immer mitnehmen, denn diese werden am Ende essentiell sein. Ansonsten bieten die Biome genügend grafische Abwechslung und tolle Endgegner. Auch das Upgradesystem hat mir gut gefallen, neben den Upgrades für den Morphball und Raketen gibt es auch drei verschiedene Elementarschüsse, die unter anderem für Rätsel gebraucht werden, aber auch in Kämpfen das Leben stark erleichtern können.

Anfangs kann man sich zwischen zwei Schwierigkeitsgraden entscheiden, der dritte und schwerste wird erst nach einem einmaligen Durchgang auf Normal freigeschaltet. Bis auf paar Probleme bei Endgegnern kam ich auf der normalen Schwierigkeit gut durch, wobei ich hier zu meinem nächsten Problem mit dem Spiel komme. Man kann insgesamt fünf Soldaten der galaktischen Föderation befreien, neben den nervigen Funksprüchen kommt hier allerdings die Kardinalssünde des Gamings vor: Eskortmissionen! Liebe Entwicklerinnen und Entwickler, niemand mag Eskortmissionen, vor allem wenn die Begleiter auch tatsächlich sterben können. Auch die stets stumme Protagonistin fand ich eher unpassend, aber ich glaube das war bisher in jedem Serienteil so, damit kann ich also leben.

Ich habe im Vorfeld mitbekommen dass das Motorrad und die „nervigen“ Sidekicks viele Menschen abgeschreckt haben und ich kann es auch nachvollziehen, wenn man es gewohnt ist alleine und isoliert alles erkunden zu können ohne die Marschrichtung von einem NPC vorgegeben zu bekommen, aber mir und meiner Wegfindungsstörung hat es eher geholfen. Dazu sei gesagt dass ich kein Spieler bin der gerne rumirrt, leider kann man die Funksprüche aber auch nicht abstellen, man wird also ohne Wahl teilweise gespoilert wohin man als Nächstes muss.

Mir hat Metroid Prime 4 sehr gut gefallen, lediglich das letzte Viertel war eine einzige Spielzeitstreckung, da wäre ein sechster Dungeon angebrachter gewesen. Backtracking gehört bei einem Metroidvania auch zum guten Ton, allerdings musste ich meines Empfindens nach zu oft zurück ins Basislager, nur um eine neue Elementarwaffe zu bekommen. Grafisch finde ich das Spiel durchaus beeindruckend, dazu läuft es absolut flüssig und bietet genug Abwechslung. Die Wüste hätte man sich im Endeffekt sparen können, diese bietet wie schon geschrieben bis auf ein paar Geheimnisse keinen Mehrwert. Das Highlight sind neben der Grafik die Dungeons, diese haben mir richtig viel Spaß gemacht und ich saß erschreckend selten fest, entweder waren die zu leicht oder ich hatte den richtigen Riecher. Wer also mit den kleinen Macken leben kann bekommt hier ein durchaus sehr gutes Spiel.

Vielen herzlichen Dank an Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet wurde die Nintendo Switch 2 Edition.