Der Launch einer neuen Konsole ist für Besitzer der Vorgängerkonsole traditionell eine Nachricht mit gemischten Gefühlen, denn der Software-Output für das liebgewonnene Gerät versiegt üblicherweise ziemlich schnell. Nach Erscheinen des Nintendo 64 hat das Super Nintendo allerdings noch eine Weile als günstiger Einstieg dienen müssen, auch weil für Nintendo der Generationenwechsel nicht ganz reibungslos verlaufen ist. So hat Donkey Kong noch einen dritten Auftritt auf dem betagten System feiern können, wenngleich unter der Verantwortung eines neuen Teams bei Rare – denn das DKC-Team war durch die Entwicklung von Banjo-Kazooie eingespannt.
Donkey Kong Country 3 ist bereits das zweite Spiel der Reihe, das Donkey Kong zwar im Namen trägt, aber nicht zum Protagonisten hat. Diesmal ist aber auch Diddy nicht mit von der Partie, sondern Dixie geht mit ihrem jungen Freund Kiddy Kong auf Abenteuerreise. Kiddy Kong ist der Statur nach deutlich näher an Donkey Kong und hat trotz des jungen Alters ähnliche körperliche Eigenschaften wie Donkey Kong. Das heißt, dass Kiddy Kong deutlich stärker ist als Dixie, im Gegenzug aber auf etwas behäbiger. Dixie Kong hingegen kann mit ihrem Propeller-Haar wie schon im Vorgängertitel sanft auf Plattformen laden und ist immer, wenn es um präzises Hüpfen geht, die erste Wahl unter den beiden Kongs.

Spielerisch haben die Entwickler bei Donkey Kong Country 3 keine Experimente gewagt, sondern sich sehr eng an der Struktur des exzellenten Vorgängers orientiert. Allerdings wurde der Oberwelt ein wenig mehr Gewicht gegeben, denn statt wie bisher nur Spielfiguren über ein hübsches Levelauswahlmenü zu steuern, gibt Donkey Kong Country 3 den beiden Affen ein größeres Maß an Bewegungsfreiheit, besonders wenn es um die Bewegung zu Wasser geht. Das hat zwar nur vereinzelt ernsthafte Auswirkungen auf das Spielgeschehen, kann der Spielwelt aber ein Stück mehr das Gefühl von Lebendigkeit geben. In der Game Boy Advance-Fassung des Spiels wurde dieser Umstand allerdings sogar dazu genutzt, eine geheime Welt in der Oberwelt zu verstecken, die aus Levels besteht, die im Super Nintendo-Original nicht vorhanden waren – eine tolle Überraschung und zu seiner Zeit der erste neue Donkey Kong Country-Inhalt seit beinahe zehn Jahren.
Von der Änderung der Oberwelt und der Protagonisten abgesehen sind alle weiteren Änderungen im Wesentlichen kosmetischer Natur, so dass Donkey Kong Country 3 im Wesentlichen steht und fällt mit seinem Leveldesign. Erfreulicherweise orientiert sich Donkey Kong Country 3 in der Hinsicht klar an dem zweiten Teil, das heißt, dass die Geheimräume und Sammelgegenstände sehr sorgfältig und durchdacht in das Design integriert wurden und der Spielfluss der Level gut ist. Allerdings setzt Donkey Kong Country 3 einen deutlich ruhigeren Grundton, der sich sowohl in der optischen und akustischen Gestaltung des Spiels, als auch in der Entwicklung der Herausforderungen niederschlägt. Genaues Springen ist zwar weiterhin eine Grundvoraussetzung, um in Donkey Kong Country 3 erfolgreich zu sein, doch wird der Druck auf den Spieler in dieser Hinsicht merklich reduziert.

Besonders die ersten Welten wirken dadurch mehr wie ein entspannter Ausflug, denn wie ein spannendes Abenteuer. Zudem wiederholen sich einige Design-Ideen innerhalb der Levels etwas zu oft, um den Aufmerksamkeitsbogen so stabil zu halten, wie Donkey Kong Country 2 es getan hat. In der Konsequenz ist Donkey Kong Country 3 allerdings paradoxerweise der wohl einfachste Einstieg in die Reihe.
Das Wasser- und Inselthema des Spiels sorgt grundsätzlich für eine ruhigere Stimmung und eine etwas einseitigere Präsentation der Levelthemen, allerdings muss man klar anerkennen, dass es Donkey Kong Country 3 immer noch gelingt, einige markante Levelthemen zu setzen. Beispielsweise gibt es eine Welt, in der man im Wesentlichen einen großen Baum von innen heraus erklimmt, die neben den Küstenthemen leicht im Gedächtnis bleibt. Zwar bleibt Donkey Kong Country 3 in dieser Hinsicht immer etwas hinter Donkey Kong Country 2 zurück, andererseits ist das eben auch nur insoweit ein Problem, als man das Spiel in Relation zu seinem Vorgänger betrachtet. Im größeren Genre-Vergleich bleibt ein deutlich positiveres Urteil.

Technisch gibt es an Donkey Kong Country 3 nichts auszusetzen. Es ist klar ersichtlich, dass Rare zu dem Zeitpunkt mit dem Super Nintendo und der verwendeten Rendering-Technik perfekt umgehen konnte und auch mit dem großen SNES-Finale optisch begeistern kann. Akustisch muss ein weiteres Mal zwischen der SNES- und der GBA-Fassung differenziert werden, denn der Soundtrack wurde beim GBA-Port komplett neu geschrieben. Schon das SNES-Original stellte allerdings eine gewisse Abweichung von der Serienhistorie dar, denn Dave Wise war diesmal nicht für den Soundtrack verantwortlich. Beide Soundtracks zu Donkey Kong Country 3 können gleichermaßen nicht mit den Kompositionen von David Wise konkurrieren, für sich aber eine passende Atmosphäre für das Spiel aufbauen.
Donkey Kong Country 3 ist ein konservatives Sequel zu dem exzellenten zweiten Teil und kann sich spielerisch auch positiv vom Erstling absetzen, ohne aber jemals die Stärke des zweiten Teils zu erreichen. Der Unterschied liegt im Wesentlichen im Detail, im Spielfluss der Level und im Abwechslungs- und Ideenreichtum des Leveldesigns. Entsprechend ist Donkey Kong Country 3 auch zweifelsohne weiterhin eine Empfehlung wert. Bei der Wahl der Version sticht aus meiner Sicht die zusätzliche Spielwelt in der GBA-Version die etwas bessere Grafik der SNES-Version aus. Beachtet man aber zusätzlich, dass beide Spiele komplett verschiedene Soundtracks haben, ist für echte DKC-Fans wohl auch ein Kauf beider Spielversionen eine Option.

Getestet auf Super Nintendo und Game Boy Advance.