Ich habe wieder einmal den Bürojob hinter mir gelassen, um auf einer Farm meine Erfüllung anzustreben. Diesmal handelt es sich um die Farmsimulation Sunset Sprout, in der ich eine verlassene Insel wieder erblühen lasse.
Inselleben mit Timer
Schon nach dem Intro unterscheidet sich Sunset Sprout von den üblichen Genrevertretern. Ich lenke keine Spielfigur über meine Farm, sondern erledige alles per Mausklick (ähnlich wie in Fae Farm ohne Werkzeugauswahl). Zudem vergehen zwar Tage im Spiel, das Wachstum meiner Feldpflanzen ist jedoch nicht davon abhängig.
Stattdessen gilt auf dem Feld wie für die Herstellung von Objekten ein Timer. Pflanzen sind nach einer bestimmten Anzahl an Sekunden oder Minuten erntereif, genau wie Goldklumpen nach einer bestimmten Zeit zu Goldbarren verarbeitet sind. Es hat etwas Befriedigendes an sich, zu beobachten, wie das Glitzern von reifem Blumenkohl scheinbar durch die Reihen wandert, wie ich die Samen zuvor eingepflanzt habe.

Im Frühling wachsen frisch angepflanzte Feldfrüchte und Bäume automatisch. In allen anderen Jahreszeiten jedoch muss ich gießen. Da ich nur so viel Wasser verteilen kann, wie ich zuvor aus den maximal drei Brunnen geholt habe, die ebenfalls per Timer funktionieren, entsteht hier gerade im Endgame ein sehr enger Flaschenhals. Zwar kann ich auch Diamanten gegen ein wenig Wasser eintauschen, diese muss ich jedoch erst einmal erhalten.
Verschiedene Wetterfaktoren beeinflussen das Pflanzenwachstum zusätzlich. Schnee etwa verlangsamt das Wachstum von Pflanzen, während sie bei starker Hitze mehr Wasser benötigen.
Bei mir folgte auf den ersten Frühling der Winter, anschließend war Herbst und zuletzt Sommer. Jeder einzelne Tag und jede Jahreszeit sind sehr lang, weshalb der Wassermangel in drei von vier Jahreszeiten zusätzlich stört. Während ich im ersten Frühling noch im Aufbau war, mein Feld zu vergrößern und neue Inselbereiche zu erschließen, hatte ich im Winter einen sehr guten Rhythmus erreicht. Ich hatte immer etwas zu tun, konnte ernten und direkt neu anpflanzen, neue Objekte herstellen lassen, Aufträge erfüllen und mich um meine Tiere kümmern. Die Timer waren da, funktionierten aber optimal. Doch bereits im Herbst war ich vorwiegend damit beschäftigt, auf Timer zu warten.

Aufträge
Doch ich pflanze Pflanzen oder backe Brot nicht nur, um mein Lager zu füllen. In Sunset Sprout treffe ich NPCs zwar nicht direkt, erhalte aber dennoch Aufträge von ihnen. Maximal vier sind gleichzeitig auf der Warteliste.
Die kleinen Infotexte, warum sie bestimmtes Gemüse oder ein Kleid benötigen, ergeben nicht wirklich Sinn und wiederholen sich häufig. Irgendwann habe ich daher nur noch auf die gewünschten Objekte geschaut. Zunehmend tauchen Aufträge auf, in denen Objekte gewünscht sind, die aufwändiger anzufertigen sind, auch wenn immer auch Obst und Gemüse dabei sind. Gegen Ende habe ich allerdings aufgehört, normale Aufträge zu erfüllen, für die ich nicht zufällig alles auf Lager hatte. Schließlich war das Wasser ein stark einschränkender Produktionsfaktor.
Stattdessen habe ich mich auf die Hauptaufträge konzentriert. Diese sind besonders markiert und stammen von Enid, die einzigartige Texte zu ihren Aufträgen hat und damit ein wenig Story einbringt. Die meiste Zeit über dient Enid als Hinweisgeberin dafür, was ich gerade tun kann oder welchen Inselbereich ich als nächstes kaufen sollte. Wenn ich nicht weiß, wie ich etwas herstellen kann, kann ich dazu auch einen Hinweis anklicken.
Zunächst handelt es sich um kleinere Hilfsaufträge. Die Anforderungen werden weitgehend angenehm höher, und solange ich Objekte anfertigen muss, für die ich beispielsweise Minenressourcen benötige, kann ich nebenbei Feldarbeiten für andere Aufträge verrichten. Manchmal sogar auf Vorrat oder für zeitlich begrenzte Zusatzaufgaben. Irgendwann allerdings verlangt Enid immer mehr und ich komme nicht umhin, mich zu fragen, ob der Bürojob wirklich so schlimm war. Im Büro hatte ich immerhin keinen Wassermangel.
Enids letzten, frechen Auftrag habe ich erfolgreich innerhalb des ersten Jahres abgeschlossen. Allerdings waren zwei der vier Jahreszeiten eher anstrengend als entspannend. Ich musste die meiste Zeit über warten, nur um kurz etwas anzuklicken und dann wieder zu warten. Für mehr fehlte mir das Wasser.

Fazit
Sunset Sprout verfolgt ein interessantes Konzept als Farmsimulation, funktioniert jedoch über weite Strecken nicht optimal. Sind mögliche Herstellungs- und Erntegeschwindigkeit auf die Aufträge abgestimmt, gibt es immer etwas zu tun. Doch schließlich werden die Aufträge in einem Maß größer, bei dem meine Ressourcen zu knapp werden. Da ich Wasser jedoch für den Feldanbau und damit auch für die Essensproduktion, Tierfutter und dadurch Tierprodukte benötige, bleibt mir oftmals nur das Warten. Und das Warten gibt mir zu viel Zeit, um mich von Enid doch ein wenig ausgebeutet zu fühlen. Daher eignet sich Sunset Sprout die meiste Zeit über eher als Nebentätigkeit.

Herzlichen Dank an Fontty Games und TheGameFortress für die Bereitstellung des Testmusters. Gepflanzt auf PC via Steam.