Nach dem großen Erfolg des Donkey Kong-Revivals aus dem Hause Rare konnte das Sequel natürlich nicht lange auf sich warten lassen. Obwohl Donkey Kong Country 2 den kräftigen Affen im Titel trägt, tritt Donkey Kong selbst hier aber in den Hintergrund und wird gleich zu Beginn des Spiels von King K. Rools Piratenbande gekidnappt. Donkeys treuer Freund Diddy Kong macht sich zusammen mit seiner Freundin Dixie auf, den Gorilla aus den Händen der fiesen Krokodile zu befreien.
Auf den ersten Blick wirkt Donkey Kong Country 2 wie ein geradezu langweiliges Sequel, denn der gesamte Spielaufbau sowie die grundlegende Mechanik, ja, selbst der Look mit den vorgerenderten Levelgrafiken, könnten im Grunde direkt dem Vorgänger entsprungen sein. Die einzige große Neuerung, mit der man zu Beginn des Spiels konfrontiert wird, ist der besagte Wechsel der Protagonisten, der allerdings in der Tat eine Verbesserung darstellt. Diddy Kong war im ersten Donkey Kong Country schon der angenehmer zu spielende Charakter und seine neue Freundin Dixie Kong teilt die Beweglichkeit mit Diddy, bringt aber zusätzlich eine beachtliche Haarmähne mit.

Ihre Haare erlauben es Dixie Kong nicht nur, ihre Gegner anzugreifen, sondern vor allem, in der Luft zu schweben, indem sie die Haare wie einen Propeller rotiert. Dadurch kann sie weiter springen und sanfter landen, so dass schwierige Plattformsequenzen mit ihr einfacher zu absolvieren sind. Auf der anderen Seite wird man durch die Schwebefähigkeit etwas langsamer, so dass die Spielerfahrung etwas flüssiger ist, wenn man mit Diddy Kong spielt, oder aber mit Dixie Kong nur notfalls auf die Propeller-Haarpracht zurückgreift.
Thematisch wurde die dichte Dschungel-Ästhetik ausgetauscht durch eine lockere Piratenatmosphäre, doch die Lockerheit trügt. Donkey Kong Country 2 zieht nämlich in Sachen Schwierigkeitsgrad die Schraube kräftig an und besonders in der zweiten Spielhälfte wird dem Spieler schon einiges abverlangt in Sachen Präzision und Umgang mit sonstigen Widrigkeiten wie beispielsweise heftigem Wind in den Levels, der die Sprungweite beeinflusst. Eine größere Rolle spielen in Donkey Kong Country 2 zudem die Verwandlungen, die für einige der härtesten Einzellevel verantwortlich sind. Besonders der Papagei Squawks, der jetzt auch selbst spielbar ist, kann den einen oder anderen Stressmoment verantworten.

Massiv nachgebessert haben die Entwickler auch bei dem Zugang zu den Geheimräumen, die nach wie vor ausschlaggebend dafür sind, welchen Wert die Prozentanzeige des Spielstandes anzeigt. Waren die Zugänge im ersten Spiel noch ziemlich oft sehr intransparent hinter nicht als solche erkennbaren zerstören Wänden oder in Abgründen versteckt, hat Rare in Hinsicht auf das Nudging viel dazu gelernt. Zunächst einmal sind viele Geheimgänge jetzt hinter klar ersichtlichen schwierigen optionalen Plattformsequenzen versteckt, zum anderen werden die Banane im Spiel wesentlich durchdachter eingesetzt. In der Konsequenz ist es bedeutend angenehmer, ohne externe Hilfe das Spiel zu vervollständigen – und die entsprechenden Zusatzherausforderungen gestalten diese Suche zudem motivierend.
Im Hinblick auf die Levelthemen ist Donkey Kong Country 2 komplementär zum ersten Teil und greift in Folge dessen auf weniger verbrauchte Themen zurück als der Erstling. An manchen Stellen ist der erste Teil dadurch vielleicht ein bisschen ikonischer – insbesondere die Dschungelwelt steht vermutlich für Donkey Kong wie keine zweite – aber Donkey Kong Country 2 wirkt im Gegenzug wesentlich frischer und aufregender. Dazu trägt natürlich auch bei, dass Rare bei der Präsentation alle Erkenntnisse aus dem ersten Teil genutzt hat, um Donkey Kong Country 2 atmosphärisch noch dichter zu gestalten. Dazu trägt abermals der famose Soundtrack von David Wise bei, der dem Spiel einen unverwechselbaren Charakter verleiht und jedenfalls mich auch deutlich über das Spielen hinaus begleitet hat.

Der Unterschied zwischen der Super Nintendo-Version und der Game Boy Advance-Version ist im Fall von Donkey Kong Country 2 äußerst geringfügig. Es gibt keine Zusatzmodi wie im ersten Donkey Kong Country und auch keine neuen Level wie in Donkey Kong Country 3. Einzig einen einzelnen neuen Endgegner gibt es zu besiegen. Dieser ist zwar gut designt, aber alles andere als essenziell. Im Gegenzug ist die Grafik deutlich ausgewaschener als im SNES-Original, was stark daran liegt, dass die Helligkeit, aus Rücksicht auf das Ursprungsmodell des GBA, drastisch erhöht werden musste. Der einzige echte Vorteil der GBA-Version ist die Portabilität. Insofern ist hier, im Gegensatz zum Vorgänger und, soviel sei schon verraten, zum Nachfolger, klar die ursprüngliche SNES-Version zu bevorzugen.
Donkey Kong Country 2 mag auf den ersten Blick wie ein äußerst konservativer Nachfolger wirken, verbessert die Formel des Erstlings aber im Detail und vor allem in der Ausführung so erheblich, dass es seinen Vorgänger mühe- und restlos in den Schatten stellt. Weder die Schwerfälligkeit des Erstlings, noch die Beliebigkeit der Geheimräume findet man in DKC2 wieder, obendrein ist das Leveldesign bedeutend spannender und frischer. Donkey Kong Country 2 ist insgesamt ein hervorragendes Jump & Run , das man keineswegs auslassen sollte.

Getestet auf Super Nintendo und Game Boy Advance.