Undusted: Briefe aus der Vergangenheit (Review)

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Ich mag ja besondere Spielerfahrungen sehr, gerade auch wenn das Hauptgameplay irgendwie sehr… gewöhnlich wirkt. Ich hatte mit dem Auspacken von Umzugskartons in Unpacking meine Freude, mochte es in A Little To the Left oder Wilmot’s Warehouse Dinge zu ordnen und zu sortieren. Wieso also nicht einfach mal ein bisschen… putzen in Undusted? Und wenn ich mich schon zuhause kaum dazu aufraffen kann – in Videospielen ist doch immer alles besser! 

Verstaubte Erinnerungen

Nun kehren wir also in der Haut von Adora ins Elternhaus zurück, nachdem ihre Mutter kürzlich verstorben ist. Nach und nach fallen ihr die verschiedensten Gegenstände in die Hände, die allerdings über die Jahre ordentlich Staub angesetzt haben. Während wir uns diesen Erinnerungsstücken annehmen, tauchen immer wieder Erinnerungen an die Vergangenheit auf, die Adora damit verknüpft. 

Oh, da kann man ja plötzlich Gesichter erkennen!

Stück für Stück tauchen wir in die Beziehung zu ihren verstorbenen Eltern ein. Wir erfahren, warum Adora schließlich aufgebrochen ist, ohne zurückzublicken. Diese Rückblicke werden durch die einzelnen Gegenstände symbolisiert und in kurzen Textboxen blicken wir in die Vergangenheit und erleben Dialoge vor damals hautnah. Gerade weil es allerdings nicht allzu viele Dialoge sind, hätte ich mir an dieser Stelle gewünscht, dass diese auch vertont wären. Dadurch könnten die Emotionen deutlicher unterstrichen werden. Und da ein kleines entdeckbares Secret uns eine voll vertonte Nachricht präsentiert, zeigt das, dass es sich hierbei eher um eine Designentscheidung handelt, die ich nicht ganz nachvollziehen kann. Aber auch ohne Synchronisation wissen die Schreiberlinge was und wie sie zu welchem Zeitpunkt etwas erzählen müssen, um die Dialoge greifbar und realistisch zu gestalten. Und – auch wenn es mich persönlich nicht traf – weiß ich, dass einige Sätze damals fast wortgleich bei Freunden fielen.

Keine Chance dem Schmutz

Also schnappen wir uns nach und nach Gegenstände, die uns in die Hände fallen, rüsten uns mit Putzutensilien und befreien die Erinnerungsstücke von Staub, Rost und selbst Pflanzen, die sich daran festgewachsen haben. Am Anfang – wir beginnen mit dem Dachbodenschlüssel – sind wir ausschließlich mit einer Zahnbürste bewaffnet, mit der wir uns langsam aber sicher vorarbeiten, den Gegenstand rotieren und von jeder Seite betrachten und jedes einzelne Staubkorn gewissenhaft vom Schlüssel abrubbeln. In den insgesamt 17 Leveln kommen nach und nach weitere Werkzeuge dazu. Während zunächst ein Schwamm weiter beim Groben unterstützt, kann alsbald ein Tuch genutzt werden, um Glas besonders schön zu polieren. Später kommt noch ein Druckluftreiniger dazu, der den Dreck aus wirklich jeder Ritze pustet, aber schon nach kurzer Benutzung sich erst wieder aufladen muss.

Screenshot aus "Undusted" - Levelauswahl
17 Gegenstände warten darauf wiederhergestellt zu werden

Wirklich anspruchsvoll wird es dabei zu keinem Zeitpunkt. Aber das will Undusted auch gar nicht. Das Abstauben und Polieren hatte eher etwas Meditatives, wodurch ich mich ein wenig entspannen konnte. Nach und nach kamen die ursprünglichen Farben der Gegenstände unter der Staubschicht wieder zum Vorschein. Hin und wieder muss man mit dem Gegenstand auch ein bisschen interagieren, also beispielsweise eine Taschenuhr öffnen, um auch die Innenseite vom Zahn der Zeit (bei einer Uhr, haha… sorry) befreien. Ein bisschen Rätselei hätte dem Spiel an der Stelle schon gut getan, aber auch hier: das will Undusted am Ende des Tages schlichtweg nicht. Dafür gibt es aber eine Hilfsfunktion, die sich je Level freischaltet, wenn man bereits einen Großteil so geschafft hat. Dann werden pixelgenau auch die letzten Staubkörnchen angezeigt, die man nach und nach wegwischen kann. Das ist aber auch notwendig, denn die letzten Flecken verstecken sich manchmal ziemlich gut!

Meditatives Säubern

Insgesamt wurde ich in den etwa zwei Stunden von Undusted gut unterhalten und konnte beim Spielen den Kopf abschalten. Ein bisschen mehr Abwechslung hätte dem Titel gutgetan. So fühlten sich die 17 Level der Kampagne genau richtig an und endeten, bevor Abnutzungserscheinungen aufkamen. Wer Lust auf eine ruhige Meditation und eine kurze emotionale Geschichte hat, der kann sich ruhig mit Zahnbürste und Schwamm bewaffnen und sich das Spiel einmal näher anschauen. Großartig etwas Neues bietet Undusted allerdings nicht.

Auf Steam den Putzlappen geschwungen.  Ein herzlicher Dank geht an Toge Productions für die Bereitstellung eines Mustercodes.