
Playtonics Maskottchen Yooka und Laylee blicken bislang auf eine überschaubare Karriere zurück, in den acht Jahren seit ihrem ersten Auftritt sind bislang zwei Spiele rund um das Duo erschienen. Mit Yooka-Replaylee kehrt Playtonic aber zu seinen Ursprüngen zurück und bietet ein ungewöhnliches Spiel an – ein Remake nach verhältnismäßig kurzer Zeit, das sich zwar eng an den Inhalten des Originals orientiert, die Spielstruktur und Spielmechanik aber grundlegend überarbeitet und mit zahlreichen neuen Inhalten anreichert.
Die Geschichte in Yooka-Replaylee entspricht in groben Zügen der des Originals. Die profitgierige Biene Capital Bee versucht der goldenen Pagies habhaft zu werden, die alle Wünsche, die man auf sie schreibt, wahr werden lassen und verwendet zu diesem Zwecke eine mächtige Büchersaugmaschine. Im letzten Moment schaffen die Pagies es, den Fängen von Capital Bee zu entgehen, doch leider sind sie in aller Welt verstreut. Der perfide Plan Capital Bees lautet nun, Yooka und Laylee die Pagies sammeln zu lassen und als Wegezoll in seinem Firmenunternehmen abführen zu lassen.

Yooka und Laylee werden gleich nach der neuen Tutorialsektion mit einer gewaltigen Anzahl an Fähigkeiten ausgerüstet, denn anders als im Original müssen Yooka und Laylee ihre Fähigkeiten nicht mehr im Laufe des Spiels nach und nach von Trowzer Snake erwerben. Bereits wenn man das erste Level betritt, hat man also alle Instrumente an der Hand, um jede Aufgabe zu erledigen. Gleichzeitig wurde zum Glück auch die etwas zu großzügig gestaltete Flugfähigkeit aus dem letzten Level von Yooka-Laylee eingehegt und situativ sowie zeitlich begrenzt. In dieser Hinsicht wurde die Balance des Spiels also erheblich verbessert. Umgekehrt gibt es aber eine Reihe von Aufgaben, die aus dem Originalspiel stammen und in der neuen Fassung des Spiels auf Grund der früh verfügbaren Fähigkeiten deutlich einfacher ausfallen, als man sie im Originalspiel vermutlich empfunden hätte. Zudem sind die Pagie-Schranken, die den Fortschritt in der Spielwelt kontrollieren, im Remake enorm großzügig. Das liegt daran, dass die Pagiezahl in jedem Level verdoppelt wurde, ohne aber die Pagieschranken entsprechend anzupassen. Für mich ist das kein größeres Problem, aber wer mit dem minimalen Aufwand zum Abspann laufen möchte, muss nur die ersten beiden Level spielen, um den Endgegner herausfordern zu können – Level 3 bis 5 werden so komplett optional.
Neben dem frühen Zugewinn an Fähigkeiten wurde auch die Grundmechanik des Spiels moderat überarbeitet. Der Doppelsprung wurde durch einen stärkeren einfachen Sprung ersetzt, was in Anbetracht von Laylees Flatterflug durchaus eine sinnvolle Entscheidung ist, aber natürlich die Freiheit bei der Gestaltung der Flugkurve etwas einschränkt. Die wohl gewichtigste Änderung der Grundmechanik ist aber, dass das Ausdauersystem nicht mehr für die Rolle verwendet wird. Yooka kann also jetzt unbeschränkt lange auf Laylee balancieren und sich so deutlich schneller fortbewegen. Das ist eines, wenn auch beileibe nicht das einzige Anzeichen dafür, dass das Spiel sehr klar aus der Perspektive gestaltet wurde, es für Spieler attraktiv zu machen, die das Original bereits kennen.

Das grundlegende Leveldesign in Yooka-Replaylee ist unverändert, das heißt die Geometrie erkennt man als Spieler des Originals mühelos wieder. Allerdings wurde auf die Aufteilung in zwei Ausbaustufen verzichtet. Im Originalspiel hat man die Level zu Beginn immer in einer kleinen Form kennengelernt, bevor die vollständige Version des Levels freigeschaltet werden konnte, wenn man genügend Pagies sein Eigen nennt. Diese Änderung hat zur Folge, dass neue Spieler sich möglicherweise von den echt großen Levels erschlagen fühlen können, andererseits ist die Struktur hierdurch wesentlich transparenter als im Original und man weiß klar, wann man alles in einem Level geholt hat, was es zu holen gibt. Für Kenner des Originals dürfte diese Änderung ein Komfortgewinn sein, für neue Spieler kann aber die Zweischrittigkeit durchaus einen Mehrwert bieten.
Die Kritik, dass die Level in Anbetracht ihrer Größe etwas leer erscheinen können, haben die Entwickler durch einen drastischen Ausbau der Pagie-Aufgaben im Spiel adressiert. So gibt es in jedem Level nun doppelt so viele Pagies zu sammeln, was natürlich einen gewissen Rückgriff auf einfache Aufgabenmuster wie das Sammeln von roten oder grünen Münzen auf Zeit oder zusätzliche Sprung-Challenges erfordert. Es ist den Entwicklern aber gut gelungen, diese neuen Aufgaben so in das Spiel einzupassen, dass sie nicht aus den übrigen Aufgaben herausstechen und das Spiel sinnvoll ergänzen. Die Welten sind nun deutlich dichter als noch zuvor und über weite Teile der Spielzeit hangelt man sich mühelos von interessantem Interaktionspunkt zu interessantem Interaktionspunkt.

Die endgültige Komplettierung der Level wird aber nicht so elegant ermöglicht wie im großen Vorbild Banjo-Kazooie. Das Nudging über die Quills (bunte Federn) hat schon im Original auf Grund der geringen Zahl an Quills je Level, gemessen an der Größe der Level, nicht gut funktioniert. Im Remake kommen zwar mit den Münzen noch eine niedrigere Ebene an Wegmarkierungen hinzu, die aber nicht so konsequent und feinjustiert in die Level gepackt wurden, dass sie zuverlässig zu einem vollständigen Abgrasen des Levels führen. Was die Pagies anbelangt, die direkt gesammelt werden können, gibt es allerdings Abhilfe, indem man sich auf der neu hinzugefügten Karte zu überschaubaren In-Game-Münzen-Kosten die Fundorte markieren lassen kann. Die acht Pagie-Teile und die 150 Quills je Level, die ebenfalls mit Pagies entlohnt werden, zu komplettieren, kann aber etwas unangenehm werden. Im Gegenzug ist die Komplettierung jetzt aber auch deutlich weniger stark betont als im Original und in den Banjo-Spielen, so dass dieses Problem nur Perfektionisten betreffen wird.
Musikalisch nutzt Yooka-Replaylee natürlich wieder die Kompositionen von Grant Kirkhope und Dave Wise, die schon im Original erstklassige Banjo-Vibes erzeugt haben. Im Remake gibt es aber zusätzlich orchestrale Neuaufnahmen der Stücke. Schließlich sollte auf jeden Fall erwähnt werden, dass die oft kritisierten Rextro-Arcade-Spiele durch ein einzelnes Minispiel im Stil von Captain Toad Treasure Trackers ersetzt wurde, das durchweg gut gelungen ist und mir trotz der großen Zahl an Aufgaben – insgesamt zehn – immer viel Spaß gemacht hat. Die Lorenfahrten mit Kartos sind ebenfalls komplett überarbeitet worden und sind zwar weiterhin ziemlich knackig, aber bedeutend unterhaltsamer als im Original. An dieser Stelle wurden zwar auch Inhalte im Vergleich zum Originalspiel ersetzt, da die neuen Inhalte aber durch die Bank besser sind als die alten, ist das kein großer Verlust.

Die verfeinerte Spielmechanik und die durch neue Aufgaben angereicherten Level sorgen dafür, dass Yooka-Replaylee sich in der Tat ein gutes Stück besser anfühlt als das Original und einen echten Mehrwert auch und besonders für Kenner des Originals bietet. Die technische Ausgestaltung auf der Xbox Series X ist gelungen und hat in meiner Spielzeit keinerlei Probleme bereitet. Allerdings müssen Nintendo Switch 2-Spieler offenbar derzeit mit einer reduzierten Bildwiederholrate von 30 Bildern in der Sekunde leben.

Vielen Dank an PM Studios für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.