
In den frühen Tagen der 3D Jump & Runs hat Pac-Man eine Karriere als Hüpfspielheld gestartet, die ihren Höhepunkt mit Pac-Man World 2 erreicht hat. Dieser Tage erlebt die Pac-Man World-Serie eine Renaissance und nach dem Remake des PlayStation-Originals steht nun mit Pac-Man World 2 Re-Pac auf eine Neuinterpretation des zweiten Teils in den Ladenregalen.
Die seit dem ersten Pac-Man-Abenteuer bekannten Geister haben wieder einmal nichts Gutes im Sinn und gehen im Pac-Dorf, der Heimat Pac-Mans und seiner Familie, auf Beutezug. Alle sechs goldenen Früchte ernten die bunten Plagegeister von dem Fruchtbaum im Zentrum des Dorfes und nun ist es mal wieder an Pac-Man die Ordnung im Dorf wiederherzustellen. Welch ein Ärgernis! Die Geschichte wird in Echtzeitvideosequenzen erzählt, die mit englischer Sprachausgabe und deutschen Bildschirmtexten begleitet werden – die gleiche Konfiguration also wie auf GameCube und Co.

Auch beim Spielablauf hat sich, jedenfalls bis zum Abspann, nichts geändert. In insgesamt sechs Welten, die jeweils vier Level bieten, muss Pac-Man nicht nur sein Platforming-Geschick unter Beweis stellen, sondern sich auch gegen zahlreiche fiese Kreaturen zur Wehr setzen. Das Moveset ist auf den ersten Blick recht simpel, so kann Pac-Man laufen, springen, sich aus der Luft nach unten stürzen und wie ein Flummi wieder nach oben springen oder aber einen Tritt ausführen. Der Bounce-Move ist allerdings etwas filigraner, als man zunächst annehmen mag, da er nicht nur als Angriff, sondern auch als Platforming-Manöver dient und es bei gutem Timing erlaubt, höher gelegene Plattformen zu erreichen. Insgesamt geht die Spielmechanik sehr gut von der Hand und stellt die Geschicklichkeit des Spielers auf unterhaltsame Weise auf die Probe.
Das Leveldesign in Pac-Man World 2 Re-Pac ist strikt linear und obgleich es nicht ganz so eng gestaltet ist wie in der Crash Bandicoot-Reihe gibt es doch einige Anleihen an die beliebte Plattformserie von Naughty Dog. Insbesondere gibt es ein Verfolgungslevel, bei dem Pac-Man in Richtung Kamera läuft. Abseits dessen hat man aber meistens die volle Kontrolle über die Kamera und trotz des im Großen und Ganzen linearen Pfades durch die Level gibt es zahlreiche Nebenpfade und Parallelkonstruktionen, die dem Spieler etwas Wahlfreiheit in der Vorgehensweise bieten.

Neben der Erreichung des Ziels eines jeden Levels gibt es noch eine Reihe optionaler Nebenziele. So gibt es einerseits in jedem Level eine gewisse Zahl an Früchten zu sammeln, die mit verschiedenen freischaltbaren Gegenständen, beispielsweise Zugängen zu Extralevels im Stil des Arcade-Pac-Man, assoziiert sind. Zusätzlich bietet jedes Level zwei oder drei Zusatzmissionen, deren Abschluss mit einer dekorativen Statue für das Pac-Dorf entlohnt wird und einen Time Attack-Modus, zu Deutsch im Spiel Zeitdruckmodus genannt. Dieser hat einen erstaunlich variablen Schwierigkeitsgrad. In einigen Levels, beispielsweise dem ersten Level des Spiels, ist die Zielzeit enorm knapp bemessen und eine Goldmedaille zu verdienen wird ein geschicktes Routing vom Spieler verlangen, in anderen Levels ist die Zeit so großzügig bemessen, dass es ohne zu sterben beinahe, in Einzelfällen gar faktisch unmöglich ist, die Zeit nicht einzuhalten.
Wer alle Zusatzaufgaben erfolgreich abschließen möchte, der wird einige Zeit einplanen müssen, ein normaler Spielabschluss hingegen ist in etwa 10 bis 15 Stunden möglich. Die Variabilität erwächst vor allem daher, dass Pac-Man World 2 Re-Pac zwar sehr einfach beginnt, in der zweiten Spielhälfte aber deutlich anzieht und vor allem mit Gegnern, die einen in einem Schlag zur Strecke bringen können und einer Hand voll kniffliger Endgegner den einen oder anderen Versuch kosten kann.

Bis hierhin dürfte Kennern des Originals das alles noch sehr bekannt vorkommen, es gibt allerdings auch einige spielerische Neuerungen. Zunächst einmal wäre da ein neuer, optionaler Schwierigkeitsgrad namens Feenmodus. In diesem Modus hat Pac-Man unendlich viel Lebensenergie und unendlich viele Leben. Hinzu sollen noch einige subtilere Änderungen am Schwierigkeitsgrad kommen, allerdings sind mir im Vergleich diese Änderungen nicht aufgefallen. Man kann im Spiel jederzeit per Menü zwischen den beiden Schwierigkeitsgraden wechseln und das interessanterweise nicht nur in der Oberweltkarte, sondern auch im Level. Wechselt man den Schwierigkeitsgrad im Level, wird man allerdings zum letzten Checkpoint zurückgesetzt.
Diese Änderung ist allerdings natürlich für Spieler, die das Originalspiel bereits durchgespielt haben, weniger attraktiv. Anders dürfte das aussehen bei einer Belohnung, die es nach Abschluss des Hauptspiels gibt. Da es sich hier um eine signifikante Belohnung handelt, werde ich diese in diesem Abschnitt erläutern, wer sich die Überraschung erhalten möchte, sollte also zum nächsten Abschnitt springen. Hat man den letzten Endgegner besiegt, werden nach dem Abspann Pac-Mans Kinder entführt und Pac-Man kann sich in eine düstere Parallelwelt begeben, um seine Sprösslinge zurück nach Hause zu bringen. Die Parallelwelt bietet zu jeder Welt des Hauptspiels ein ziemlich schwieriges Remix-Level, das Ideen und Abschnitte aus dem Hauptspiel aufgreift, diese aber mit neuen Hindernissen und gefährlicheren Gegnern anspruchsvoller gestaltet. Zusätzlich gibt es zu jedem Endgegner noch eine schwierigere Version mit variierten oder schnelleren Angriffen, der entsprechend schwieriger zu besiegen ist.

Technisch ist Pac-Man World 2 Re-Pac erwartungsgemäß, jedenfalls in der getesteten Xbox Series X-Version, sauber. Das Spiel läuft mit stabilen 60 Bildern in der Sekunde, bietet eine bunte, ansehnliche Spielwelt und niedliche Animationen. Auch die Musik, die natürlich größtenteils vom Originalspiel übernommen wurde, weiß zu gefallen und bietet einige willkommene Anspielungen auf die Arcade-Vergangenheit Pac-Mans.
Pac-Man World 2 Re-Pac ist eine originalgetreue, aber auf sinnvolle Weise erweiterte Neuauflage des Jump & Run-Klassikers. Die interessante Spielmechanik und das gelungene Leveldesign wissen zu gefallen, der neue optionale niedrigere Schwierigkeitsgrad dürfte mögliche Frustration ob einiger Schwierigkeitsspitzen bei weniger geübten Spielern umschiffen. Wer das Original nicht kennt oder Interesse an den Zusatzinhalten hat, dem sei das Spiel ans Herz gelegt. Zum Sonic-DLC kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen, dieser erscheint erst Ende des Jahres, ist aber in der getesteten Digital Deluxe-Edition enthalten, so dass es hierzu noch einmal einen zusätzlichen Artikel geben wird.

Vielen Dank an Bandai Namco für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.