
Das Aufbauspiel Dorfromantik ist bereits seit einer Weile nicht nur als PC- und Nintendo Switch-Spiel erhältlich, sondern auch als Brettspiel. Nun ist der erste Titel des deutschen Indiestudios Toukana Interactive auch auf Xbox One und Series sowie PlayStation 4 und 5 erhältlich. Daher habe ich einen Dorfurlaub gebucht und ein paar idyllische Gegenden zusammengepuzzelt.
Dörfer und Wälder am See
Alles beginnt mit einem einzelnen, sechseckigen Kärtchen. Neben der digitalen Baufläche habe ich einen Stapel weiterer Kärtchen, die ich nacheinander Kante an Kante an vorhandene Kärtchen anlege.
Auf den Kärtchen, die ich in zufälliger Reihe ziehe, befinden sich verschiedene Biome. Zumeist sind mehrere Biome auf einer Karte, die sich an den sechs Kanten befinden. Zu den Biomen zählen Wiesen, Felder und Gewässer. Zusätzlich gibt es aber auch Häuser, Windmühlen und Schienen.
Meine Aufgabe ist es nun, diese Kärtchen möglichst optimal aneinanderzulegen. Gleiche Kanten bringen mehr Punkte, eine von sechs richtigen Kanten umgebene Karte wird noch mehr belohnt.
Daneben gibt es aber auch verschiedene Arten von Aufgaben. Aufgeteilt sind sie grob in zwei Typen, von denen der eine abgeschlossen ist, sobald die Bedingung erfüllt wurde. Der andere ist muss erst komplett von anderen Biomen umgeben sein.
Aufgaben können beispielsweise ein Schiff sein, das eine bestimmte Mindestanzahl aus Gewässerflächen durchfahren möchte. Diese reihe ich dann passend an Kanten an, wenn mein Stapel entsprechende Karten hergibt. Zuweilen bestehen die Aufgaben auch aus einer festen Anzahl, bei der ich etwa darauf achten muss, mit einem neuen Kärtchen nicht zu viele Felder an eine Windmühle zu reihen. Ist eine solche Aufgabe jedoch erledigt, kann ich weitere Felder hinzufügen, was hilft, wenn ich mit einer Ansammlung von Feldern mehrere Aufgaben erledigen will.
Dauert eine Runde länger an, tauchen besonders markierte Felder auf dem Spielbrett auf. Baue ich zu ihnen hin, erscheint dort eine weitere Aufgabenkarte.
Für eine möglichst lange andauernde Spielrunde sind die Aufgaben besonders wichtig. Denn sie belohnen mit weiteren Karten auf dem Stapel. Ist der einmal komplett auf dem Spielbrett verteilt, endet die Runde. Dann bleiben noch die Gesamtpunkte, die gespielte Zeit und die Möglichkeit, das gebaute Brett zu speichern. Und der Start der nächsten Runde, um den Highscore zu schlagen.
Neue Biome
Beim Erfüllen von Aufgaben und Meilensteinen schalte ich auch neue Karten für Dorfromantik frei. Neue Biome können beispielsweise Biberburgen oder andere Farben bereits bestehender Objekte beinhalten. Lavendelfelder färben die orangenen Felder lila ein. Der Wasserbahnhof dagegen ermöglicht es, Wasserflächen und Schienen miteinander zu verbinden. Die kosmetischen Veränderungen wie auch die Kirschblüte und winterliche Wälder sind allerdings häufiger vertreten als Karten, die den Aufbau selbst weiter beeinflussen.
Auffällig ist dabei, dass sich auf einem Spielbrett, auf dem ich ein neues optisches Biom freischalte, auch einige der vorhandenen Kärtchen zu diesem Biom ändern. Andere dagegen behalten ihr voriges Design. Manchmal vermischen sich so die verschiedenen Feldfarben, manchmal entstehen aber auch verschiedene Bereiche mit unterschiedlichen Farben.

Kärtchen an Kärtchen
Das Aneinanderlegen passender Kanten, das Vergrößern von Wäldern und Dörfern sorgt für ein entspanntes Puzzlespiel. Auch wenn ich, zugegeben, nicht besonders gut darin bin. Allerdings drängen sich die Gesamtpunktzahlen auch nicht in den Vordergrund, wodurch ich auch ignorieren kann, wenn meine höheren Punktzahlen nicht unbedingt besonders hoch sind.
Ich baue gerne immer wieder idyllische Landschaften auf. Natürlich versuche ich trotzdem, möglichst strategisch zu platzieren und Runden über viele Karten am Leben zu halten. Aber wenn das nicht gelingt, dann gerät das Verfolgen eines Highscores trotzdem ein wenig in den Hintergrund, selbst wenn ich direkt eine weitere Runde starte. Und danach noch eine.
Weitere Modi
Neben dem Standardspiel gibt es in Dorfromantik auch weitere Modi. Das schnelle Spiel bringt eine deutlich kürzere Runde, was in gewisser Weise auch auf den schweren Modus zutrifft. Dann allerdings eher, weil ich nicht besonders gut darin bin, alle Arten von Karten möglichst optimal zu platzieren.
Der benutzerdefinierte Modus erlaubt es mir, das Spiel sehr stark anzupassen. Ich kann die Wahrscheinlichkeit für verschiedene Biome verändern, aber wenn mir im Spiel selbst eine Karte nicht zusagt, kann ich diese auch verwerfen. Zudem kann ich passende Karten zu einer Kante erstellen lassen. Außerdem kann ich die Höhe des Kartenstapels ändern. Wird dieser auf unendlich gesetzt, kann ich so viele Karten verwerfen, wie ich möchte. Auf dem Spielbrett selbst kann ich insgesamt 1000 Karten platzieren. Was eine Weile dauern kann (ich musste das ausprobieren). So lassen sich Punkte auch völlig ignorieren und Spielbretter erstellen, die suboptimal aufgestellt sind, mir aber vielleicht optisch viel mehr gefallen.
Daneben gibt es auch eine monatliche Herausforderung mit einem festgelegten Seed. Hier kann ich bei gleichbleibender Kartenreihenfolge versuchen, immer geschickter aneinanderzureihen.

Flüsse und Schienen
Während Wälder und Dörfer sich noch ziemlich einfach aufbauen lassen, bringen Gewässer und Schienenstücke eine gewisse Herausforderung in das Aufbausystem in Dorfromantik. Wenn sonst nichts passt oder wenn ich das so möchte, kann ich an die meisten Kanten irgendeine andere Kante anlegen. Die Wiese neben einem Haus bringt vielleicht wenig Punkte, aber vielleicht ist eine andere Kante in der Nähe, die von der Karte profitiert.
Unter den Gewässern gibt es einige, die kleine, in sich abgeschlossene Seen bilden können, grenzt eine andere Kante an sie an. Die Mehrheit besteht jedoch aus Flüssen mit bis zu drei Kanten. An eine solche Flusskante kann ich nur eine weitere Gewässerkante anlegen, die zur Ausrichtung des Flusses passt. Umgekehrt kann ich eine Flusskante auch nur an entsprechende andere Kanten anlegen.
Schienen funktionieren ähnlich. Schienen können nur an weitere Schienen anlegen. Habe ich auf einer Karte ein kleines Schienenende übersehen, kann ich dort nur noch weitere Schienen oder ein anderes Schienenende anlegen.
Häufiger jedoch habe ich durchgehende Schienen von einer Kante zu einer anderen, die irgendwann mit ausreichend Karten einen Kreis bilden könnten. Das heißt, gäbe es nicht so viele Schienenkarten mit abzweigenden Schienen. Geht die Schiene nur in eine weitere Richtung weiter, lässt sich das noch managen. Häufig nehmen die Schienen vier Kanten ein. Wir lieben ja unsere Eisenbahn. Und je mehr Schiene, desto mehr Eisenbahn.
Mit den Massen an Schienen ist Dorfromantik leider nicht mehr allzu entspannt. Ständig sind die Schienen im Weg und ich muss sie irgendwo unterbringen. Wo möglich, minimiere ich Abzeigungen, wo sie entstehen, was dann zu kleinen Schienenkreisen führt. Aber selbst, wenn ich das nicht täte, sind die Schienennetze so weit verzweigt, dass es sehr übertrieben wirkt.

Steuerung
Während sich am PC die Steuerung mit Maus und Tastatur empfiehlt, spiele ich auf Xbox Series X eher mit Controller. Leider brauchte ich einige Spielrunden, um mich an die Steuerung zu gewöhnen.
Manchmal möchte ich eine Karte an eine bestimmte Stelle bewegen, allerdings finde ich die Bewegung an den Kanten entlang nicht immer ganz intuitiv. Bisweilen landet die Karte dann an einer anderen Stelle. Aber der Wechsel von einer Seite des Spielbretts zur anderen geht meistens fix.
Zudem bewege ich die Kamera mit dem rechten Stick seitlich, mein erster Impuls für das Drehen der Kamera ist jedoch der rechte Stick. Auch das Drehen der Karten selbst möchte ich oft erst einmal komplett anders machen, als es gelöst wurde. Allerdings gibt sich das im Laufe einer Spielrunde zumeist schnell.
Die Entfernung zum Fernseher sorgt bei mir zudem trotz größeren Bildschirms dafür, dass ich mehr zoomen und drehen muss als am PC.
Platziere ich dadurch eine Karte versehentlich falsch (oder sehe ich direkt nach dem Platzieren das Schienenende), kann ich den letzten Schritt jedoch rückgängig machen. Um das System nicht ausnutzen zu können, gilt das immer nur für eine Karte.
Technisch läuft Dorfromantik einwandfrei. Auch Quick Resume funktioniert, wenn die Zeit unerwartet nicht einmal für den Abschluss einer schnellen Runde reicht.

Fazit
Dorfromantik ist ein weitgehend entspanntes Aufbau-Puzzlespiel. Es gibt verschiedene Faktoren, die den Puzzlefokus verstärken wie Punkte für passende Kanten und verschiedene Aufgaben für neue Stapelkarten. Während die Flüsse noch eine angenehme Herausforderung bieten, können die Schienen allerdings bisweilen zu sehr Überhand gewinnen. Die Steuerung auf Konsole benötigt vielleicht ein wenig Eingewöhnung, geht dann aber gut von der Hand. Daher lohnt sich auch der neue Release auf weiteren Plattformen.

Herzlichen Dank an Headup Games für die Bereitstellung des Testmusters. Landschaften gebaut auf Xbox Series X.