Lilo & Stitch: Zoff auf Hawaii (Review)

In den frühen 00er Jahren war es noch absolut üblich, dass jeder größere Kinderfilm von einer Videospielumsetzung begleitet wird. Obwohl die PlayStation 2002 schon zwei – außerhalb Europas sogar drei – Jahre abgelöst war, war die PlayStation als Lilo & Stitch erschien immer noch erste Wahl für derartige Umsetzungen. Im Falle von Lilo & Stitch hat sich Entwickler Blitz Games entschieden, sich an einem PlayStation-Klassiker zu orientieren, der Crash Bandicoot-Reihe. Ob Lilo und Stitch mit dem roten PlayStation-Maskottchen mithalten kann?

Trotz des Untertitels, der vielleicht vermuten lassen könnte, dass das Spiel eine eigene Geschichte im Lilo & Stitch-Universum erzählt, folgt Lilo & Stitch erzählerisch genau der filmischen Vorlage. In Kurzfrom: Das rabiat-verbrecherische Alien Stitch landet während seiner Flucht auf der Erde Not und muss sich als Haustier des jungen Waisenmädchens Lilo tarnen, während galaktische Kopfgeldjäger ihm eng auf den Fersen sind. Diese Geschichte wird im Spiel mit knappen Texteinblendungen, vor allem aber durch kurze Sequenzen aus dem Film erzählt. Die Level im Spiel stehen allerdings stets nur in sehr losem Zusammenhang zu der erzählten Geschichte, verwenden aber immerhin einige der Nebencharaktere aus dem Film.

Die Spielwelt ist in Lilo & Stitch: Zoff auf Hawaii recht ungewöhnlich strukturiert. Die Oberwelt ist unterteilt in mehrere kleine Hubs, von denen aus man über verschiedene Ausgänge andere Regionen der Oberwelt erreichen kann. Die Verbindungswege zwischen den einzelnen Punkten auf der Oberweltkarte sind dann die einzelnen Level des Spiels. Zwar ist das Spiel größtenteils linear, an manchen Stellen kann man allerdings aus zwei Levels wählen; das jeweils andere Level muss man später allerdings auf jeden Fall dennoch erledigen. Etwas kurios ist die Entscheidung, dass man vor dem erstmaligen Betreten eines Levels zunächst einen nur marginal variierten Roboterendgegner besiegen muss. Dieser ist spielerisch ziemlich belanglos und der Kampf ist zudem äußerst zäh, so dass diese Entscheidung wenig substantiell erscheint – besonders zumal es einen solchen Roboter im Film überhaupt nicht gibt.

Die eigentlichen Level sind ziemlich genau so gestaltet wie in Crash Bandicoot, das heißt, dass man sich entweder in sehr engen Korridoren vorwärts oder zur Seite bewegt, oder aber vor einer Gefahr davon in Richtung Kamera läuft. Ungewöhnlicherweise funktionieren die Fluchtlevel sogar am besten. Das liegt allerdings vorrangig daran, dass man in diesen Levels nicht kämpfen muss. Denn der große Schwachpunkt in der Spielmechanik von Zoff auf Hawaii ist das Kampfsystem. Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung. Spielt man als Lilo, hat man einen einfachen Schlag zur Verfügung, Stitch hingegen kopiert schamlos Crashs Wirbelangriff. Letzteres funktioniert zwar etwas schlechter als bei Crash, aber doch passabel. In Lilo Levels sind Kämpfe aber auf Grund einer äußerst fragwürdigen Kollisionserkennung ein Lotteriespiel. Wäre Lilo & Stitch nicht im Grunde genommen als sehr einfaches Spiel ausgerichtet, so hätte es wohl eine ziemlich hohe Abbruchquote, denn meiner Beobachtung nach erfüllt der Angriff seltener seinen Zweck, als dass Lilo trotz Angriffs einen Treffer kassieren muss. Eine äußerst frustrierende Spielerfahrung.

Das Leveldesign an sich ist relativ simpel und setzt den Spieler, sieht man von der angesprochenen Problemsituation des Nahkampfes ab, selten vor knifflige Aufgaben. Die Spielmechanik ist insgesamt etwas träge, so dass die Plattformsequenzen unabhängig von ihrem Schwierigkeitsgrad aber leider auch nicht wirklich zünden können. Die Level sind zwar passabel, können sich aber mit den Crash Bandicoot-Levels – selbst dessen schwächeren dritten Teil – nicht messen. Zu allem Überfluss ist das Spiel auch noch ziemlich kurz. Zwischen einer und zwei Stunden erwarten den halbwegs geübten Jump & Run-Spieler. Weniger geübte Spieler, die gelegentlich auch einmal an einem Abgrund das Zeitliche segnen, dürften zwar etwas länger benötigen, in Anbetracht der beinahe dysfunktionalen Kämpfe aber vermutlich ohnehin deutlich vor dem Abspann das Handtuch werfen.

Lilo & Stitch: Zoff auf Hawaii ist ein passabler Crash Bandicoot-Klon ohne nennenswerte eigene Ideen, dafür einem kolossalen Problem im Kampfsystem. Echte Fans von Film und Genre werden für die kurze Spielzeit einigermaßen ordentlich unterhalten, behalten aber wenig vom Spiel im Gedächtnis. Wer mit Lilo und Stitch oder 3D Jump & Runs nicht viel am Hut hat, der ist mit Super Magnetic Neo, der Crash Bandicoot-Reihe oder selbst dem ersten Kao the Kangaroo-Teil bedeutend besser berate, bei beinahe identischem Spielkonzept.

Getestet auf PlayStation 3 via PlayStation-Abwärtskompatibilität.