The Wandering Village (Review)

Simulationen. Simulationen überall. Simulationen, soweit das Auge reicht. Ich bin ja ein großer Fan von Simulationen. Vor allem Management Simulationen. Aber heutzutage reicht es einfach nicht mehr nur ein paar Gebäude anzulegen, Ressourcen sammeln zu lassen und das Areal vor einer feindlichen Bedrohung zu schützen. 

Ich trauere seit vielen Jahren Black & White hinterher. Gott spielen und dabei nicht nur einem Haufen Menschen bei der Arbeit zuzusehen wie Ameisen, sondern das ganze in Zusammenwirkung mit einem weiteren übermenschlichen Wesen zu beeinflussen. Und dabei die Grenzen der eigenen Moral ein wenig zu testen. Das war mal ein besonderes Spiel. Versteht mich nicht falsch, ich habe auch nichts gegen das Leiten einer kleinen Zivilisation und das Heranführen in ein neues Zeitalter. Ich baue auch gerne Zoos, keine Frage. 

Aber eines schönen Tages habe ich einen Trailer zu The Wandering Village gesehen und war sofort schockverliebt. Die letzten zwei Wochen habe ich viele Stunden damit zugebracht mir das Spiel einmal genauer anzusehen. 

Die Story ist gar nicht mal so kompliziert. The Wandering Village spielt in der Zukunft einer Fantasywelt. Giftige Sporen haben weite Teile des Landes eingenommen. Dort ist ein Leben für Menschen nicht mehr möglich. Aber auch die Onbu fühlen sich dort nicht wohl. Ein Onbu ist eine mystische Kreatur die langsam durch die Gegend läuft. Ihr Körper – insbesondere ihr Rücken – ist so dermaßen groß, dass sich auf ihm Kolonien niederlassen und ein cleveres Dorfsystem erbauen lassen können. Eigentlich gelten sie als ausgestorben, manche behaupten sogar sie seien nur Teil alter Legenden die man sich so erzählt. Aber zumindest einer hat überlebt. Und auf dem spielt die Geschichte. 

Dieses Wesen läuft also durch die Weltgeschichte und bleibt dabei immer auf festen Pfaden, die man nur an Kreuzungen ändern kann. Wenn Onbu denn will. Dabei durchquert es die verschiedensten Biome. Von Dschungel über Wüste bis hin ins Meer. Aber auch durch sporenverseuchte Gebiete zieht es unseren Onbu. Jedes dieser Biome nimmt auf das Leben in der Kolonie Einfluss. Daher ist die Besonderheit des Spiels, dass man stets auf alles gefasst sein und möglichst für jedes Klima die Nahrungs- und Ressourcenbeschaffung gewährleisten muss. 

Beispielsweise kann über die Luft Wasser gewonnen werden. In der Wüste ist das eher schwierig, aber wenn der Onbu durch das Meer stiefelt kann man auch das Salzwasser nutzen und weiterverarbeiten, um Felder zu bewässern oder Mahlzeiten herzustellen. Die Dorfältesten haben ihre Kolonie schon eine Weile betreut aber nach und nach übernimmt man selbst die Entscheidungen für das Leben auf dem Onbu. Und auch über Onbus Leben. Es obliegt dem Spieler bzw. der Spielerin, ob man das Vertrauen des Onbu und damit seine Gefügigkeit erlangt oder stattdessen das vereinfachte Leben der Kolonie in den Vordergrund stellt. Hier beginnen langsam die Ähnlichkeiten zu Black & White durchzuschimmern.  

So können einige Ressourcen beispielsweise durch das Bohren in Onbus Rücken oder das Abhacken seiner Stacheln gewonnen werden. Dabei sinkt allerdings Onbus Vertrauen in einen, was zur Folge haben kann, dass er einem nicht mehr gehorchen mag. Zumindest ohne ihn zu bestrafen. Die meisten Ressourcen können aber auch verteilt auf der Welt von Kundschaftern gefunden und geborgen werden. Überall gibt es kleine Areale die Kundschafter anfliegen können, um sie zu durchsuchen. Dabei finden sie nicht nur wertvolle Ressourcen, sondern manchmal auch andere Überlebende, die darum bitten sich auf dem Onbu ebenfalls niederlassen zu dürfen. 

Um ihnen das Leben auf dem lebendigen Taxi so angenehm wie möglich zu gestalten, sollte man ihre Bedürfnisse im Auge behalten. Gemeinschaftsfeste, bessere Unterkünfte, Dekorationen oder auch das ein oder andere Menschenopfer an den Onbu wirken sich positiv auf die Zufriedenheit aus, was bedeutet, dass die Menschen auch nicht die Kolonie wieder verlassen wollen. 

 Wie auch in den meisten anderen Städesimulationen üblich, entwickelt sich auch das Leben hier immer weiter. Die Forschung entlang eines Skilltree steht dabei im Fokus und bringt nach und nach immer bessere und effizientere Gebäude und Fähigkeiten. Diese können zum Teil auch mit seltenen Ressourcen einem Update unterzogen werden, damit sie beispielsweise ein Vielfaches der normalen Menge dieser Ressource produzieren. Das entlastet nicht nur die Arbeiter, sondern verkürzt auch die Wartezeit zwischen den Missionen. 

Als Dorfvorsteher muss man auch stets ein Auge über den Tellerrand hinweg haben. Oder ein Ohr. Denn mittels eines Funkturms erreichen einen immer wieder seltsame und weniger seltsame Bitten und Aufträge. Diese sind nicht nur besonders abwechslungsreich und bieten eine kleine Verschnaufpause im Alltagstrott auf der seltenen Kreatur. Als Belohnung sammelt man auch immer wieder seltene Samen ein, die offenbar das Leben auf diesem Planeten wieder möglich machen und die giftigen Sporen, die sich überall breit machen beseitigen könnten. 

Diese Sporen befallen nicht nur die Menschen und töten sie, sie verseuchen auch das Wasser das man sammelt, den Boden auf dem gearbeitet wird und machen auch die arme wandelnde Kreatur krank. Und das Überleben des Onbu steht an allerhöchster Stelle. 

Aber nicht nur inhaltlich bin ich begeistert von The Wandering Village. Die einzelnen Menüs sind sowohl umfangreich als auch übersichtlich gestaltet. Die Steuerung lässt sich sehr leicht aneignen, die Musik passt sich immer wieder der Umgebung an in der man sich gerade befindet. Im Test sind mir, außer im Intro, keine Ruckler o.ä. aufgefallen. Allerdings schmiert das Spiel gerne ab, wenn man es nach einer längeren Spielsession mittels Quick Resume wieder anfangen möchte. Nach einem schnellen Neustart war aber der gesamte Spielfortschritt noch da, weshalb ich das dem Spiel gerne verzeihen mag. 

Ich bin zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht am Ende des Spiels angelangt, aber bisher bin ich wirklich sehr überzeugt von The Wandering Village. Es ist kein Black & White, aber es ist das Spiel was bisher am allernächsten drankommt. 

Ein herzlicher Dank geht an Stray Fawn Studio für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series.