Starshot: Space Circus Fever (Review)

Infogrames war in den späten 90er Jahren vor allem vor schwache Videospielumsetzungen von kindgerechten FIlm- und Serienmarken bekannt. Gelegentlich hat sich das französische Unternehmen aber auch mal an Eigenentwicklungen versucht, so beispielsweise im Fall von Starshot für das Nintendo 64.

In Starshot schlüft man in die Rolle des namensgebenden Jongleurs Starshot, der in einem Weltraumzirkus arbeitet, der ein großes Problem hat: Die projezierte Werbeanzeige wurde in die Luft gesprengt und der Zirkusdirektor ist dadurch in ernste finanzielle Schwierigkeiten geraten. Starshot soll nun herausfinden, wer für diesen eklatanten Schaden verantwortlich zeichnet und aufbauend auf diesen Erkenntnissen auf mehreren Planeten auf der Suche nach neuen monetären Ressourcen zu suchen.

Starshots Sprungfähigkeiten sind etwas ungewöhnlich, denn er verfügt zwar über einen Mehrfachsprung, dieser wird aber ausgeführt, indem man den A-Knopf gedrückt hält. Das heißt, dass Starshot bei gedrückt gehaltenem A-Knopf immer wieder direkt nach der Landung erneut abspringt und dabei über einige Sprünge hinweg immer höher springt. Das ist recht gewöhnungsbedürftig, wird aber nur an wenigen Stellen im Spiel tatsächlich gebraucht. Meistens reicht ein einzelner Sprung, um sich erfolgreich von Plattform zu Plattform zu schwingen. Ein weiterer Grundmove von Starshot ist der Schuss, für den man blaue Sammelgegenstände sammeln muss, die jeweils zwei Schuss ergeben. Leider ist es sehr schwierig, zu zielen, da der Schuss nur sehr grob durch die Blickrichtugn Starshots gesteuert werden kann, allerdings kann man, wenn man den B-Knopf gedrückt hält, den gerade abgegebenen Schuss mit dem Analogstick zum Ziel navigieren. Dabei gibt man aber natürlich die Kontrolle über Starshot auf und riskiert, selbst Opfer eines gegnerischen Angriffs zu werden.

In dieser Hinsicht muss man auf jeden Fall erwähnen, dass das Treffer-Feedback in Starshot sehr schwach ist. Optisch ist ein gegnerischer Treffer, abgesehen von einer Reduktion des Lebensenergiezählers am Bildschirmrand in den meisten Fällen gar nicht zu erkennen, auch akustisch gibt es oft keinen Indikator, dass man getroffen wurde. Zu allem Überfluss gibt es in Starshot nur eine winzig kurze Unverwundbarkeitsphase nach einem gegnerischen Treffer, so dass man seine bis zu acht Lebensenergiepunkte einige Male im Spiel komplett verlieren kann, bevor man überhaupt mitbekommen hat, dass man sich in Gefahr befindet. Kämpfe nehmen zwar nur einen überschaubaren Anteil im Spiel ein, es gibt aber doch genügend Kampfmomente, dass das unbeholfene Kampfgameplay der Spielerfahrung schadet.

In der Hauptsache ist Starshot aber ein Plattform-Spiel mit einer etwas eigenwilligen Adventure-Spiel anleihe. Das Leveldesign ist oftmals äußerst abgedreht und kreativ, auch einige interessante Hüpfpassagen erwarten den Spieler, aber leider fällt es dennoch schwer, das Gameplay von Starshot zu genießen. Das liegt auf der einen Seite ein wenig an den Adventure-Anleihen des Spiels, denn stellenweise ist es recht intransparent, was das Spiel vom Spieler erwartet und der Fortschritt wird durch eine eigentlich unnötige Phase des Herumirrens unterbrochen. Noch viel frappierender ist allerdings, dass die Kamera wohl zu den schlechtesten Videospielkameras überhaupt gehört. Obgleich man grundsätzlich erstaunlich feinschrittige Kontrolle über die Kamera hat, wenn man die C-Buttons verwendet, neigt die Kamera dazu, dauernd viel zu nah an Starshot heranzufahren und an den unmöglichsten Stellen plötzliche harte Schwenks zu machen, die dem Zirkuskünstler das Leben kosten. Wenn so etwas gelegentöich passiert, ist das nicht per sé ein Beinbruch. aber im Fall von Starshot muss man geradezu darüber reden, dass der Kampf mit der Kamera einem endlosen Gefecht gleicht. Die niedrige Framerate tut ihr übriges dazu, dass es schlichtweg frustrierend ist, Starshot zu spielen, auch wenn, oder gerade weil, das Spiel durchaus gute Ideen zu bieten hat.

Ein echtes Highlight des Spiels ist übrigens ausgerechnet das Writing. Die Geschichte des Spiels ist völlig durchgedreht und die Charaktere äußerst amüsant. Der verrückte französische Humor, mit dem die Geschichte durchzogen ist, sorgt dafür, dass ich trotz allen Frusts immer wieder lachen musste, was in diesem Genre, trotz der üblicherweise fröhlichen Aufmachung, sehr selten geschieht. Allerdings muss man auch sagen, dass das Spiel recht martialisch ist und einen nicht unbedingt kindgerechten Humor bietet, da Themen wie Waffen und Tod allgegenwärtig sind.

Starshot ist ein durchwachsenes Jump & Run mit einer Hand voll toller Ideen, das keinesfalls ein Pflichttitel ist, aber gleichzeitig doch genug zu bieten hat, dass man als Genre-Fan noch genügend Spaß aus dem Spiel ziehen können sollte, dass man den heutzutage sehr niedrigen Kaufpreis nicht bereuen dürfte.

Getestet auf Nintendo 64.