Only Way is Down (Review)

Katzen landen immer auf den Pfoten. Außer Kitty. Die Katze im 3D-Platformer Only Way is Down ist nicht ganz so elegant und agil, wie wie Katzen üblicherweise eingeschätzt werden.

Kitty auf der Baustelle

Nach einem Nickerchen an der falschen Stelle erwacht Katze Kitty weit oben auf einer Baustelle. Das Ziel ist klar: Den sicheren Boden wieder erreichen. Aber bitte nicht zu schnell, denn tiefe Stürze kosten ein Leben. Und Katzen haben davon nur neun. Abhängig vom Spielmodus.

Das Spiel ist aufgeteilt in drei Kapitel, in denen Kitty innerhalb des Gebäudes und an der Fassade entlang langsam immer weiter nach unten gelangt. Im Standardmodus verfügt sie dabei über neun Katzenleben, während vereinzelte Rücksetzpunkte verteilt sind.

Ein Wort der Warnung: Only Way is Down ist ein “rage game” ähnlich wie Getting Over It oder Only Up!. Das Jump’n’Run soll frustrieren. Entsprechend schwierig ist es, aber vor allem trägt die Lebensmechanik dazu bei.

Glücklicherweise gibt es dafür jedoch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Aber ob die wirklich ausreichen?

Charaktereinstellungsmenü in Only Way is Down.
Vom Rage Quit zum Casual Mode

Auch wenn der Standardmodus auf neun Leben begrenzt ist, ist erst einmal empfehlenswert (auch von Entwicklerseite!), mit einem anderen Schwierigkeitsgrad zu beginnen. Nach der Gestaltung meiner Kitty habe ich natürlich dennoch mit neun Leben angefangen. Da diese allerdings nicht lange halten, habe ich mich nach und nach durch die Schwierigkeitsgrade nach unten gehangelt, bis ich zum Casual Mode gelangt bin. Ihr ahnt gar nicht, wie viel mutiger ich spiele, wenn ich nicht auf Leben achten muss!

Der Casual Mode kommt mit unbegrenzten Leben daher (bei einem anderen Schwierigkeitsgrad erhalte ich an jedem Checkpoint ein Leben) und speichert den Fortschritt an bestimmten Stellen. Am Levelaufbau ändert sich jedoch nichts, was die oft präzisen Sprünge oder Laufwege nicht einfacher macht.

Ich bin außerordentlich gut darin, in Videospielen in Abgründe zu hüpfen. Also wusste ich, Only Way is Down würde absolut perfekt für mich sein. Platforming-Herausforderungen zu meistern, fühlt sich für mich einfach wesentlich mehr nach einer Leistung an als das Besiegen eines herausfordernden Gegners. 

Während neun Leben für mich also nicht besonders viele sind, hatte ich nun deutlich mehr Luft, auf alle anderen Aspekte des Spiels zu achten.

Das Bild ist unscharf und gelbe, leuchtende Bälle weisen den Weg für Kitty.
Der Katzensinn zeigt notfalls den Weg.
Achte auf deine Pfötchen, Kitty!

Begleitet von Instrumentalmusik, arbeite ich mich mit Kitty langsam ein Hochhaus im Aufbau hinab. Kitty kann genretypisch laufen und springen, daneben auch mit der Pfote schlagen und – besonders wichtig – maunzen. Die Maunztaste ist selbstverständlich die wichtigste im Spiel. Zumal sie nebenbei auch nach einem Sturz Kitty zum letzten Checkpoint zurückbringt.

Aus der Bewegung hinaus springt Kitty dabei weiter, als wenn sie steht, wobei sie zusätzlich kurz das Gewicht auf die Hinterpfoten verteilt, ehe sie nach vorne und oben schnellt. In der Luft lässt sich Kittys Bewegungsrichtung noch deutlich beeinflussen.

Da der Entwickler auch die Steuerung mit Maus und Tastatur empfohlen hat, habe ich mich daran gehalten. Obwohl ich in der Regel nur Die Sims mit Tastatur spiele, kam ich mit der Steuerung tatsächlich ziemlich gut zurecht. Einzig die Position der Renntaste hat manchmal dazu geführt, dass ich Kitty verstehentlich nach links statt bloß geradeaus gesteuert habe. Aber ein Entfernen der A-Taste hat dem schnell Abhilfe geschafft, weil ich mich nicht mehr auf eine andere Taste umgewöhnen wollte. 

Meist habe ich Kitty lediglich mit W nach vorne laufen lassen, während die Maus für Kamera und Bewegungsrichtung zugleich verantwortlich war. Je nach Einstellung dreht sich Kitty sogar auf der Stelle, um sich um scharfe Ecken zu manövrieren.

Besonderheit von Only Way is Down ist die Mechanik, die darüber entscheidet, ob Kitty sich auf einer Plattform hält oder abstürzt. Sobald zwei Pfoten nicht mehr über einer Plattform sind, verliert Kitty das Gleichgewicht. Stürzt sie ab, löst sich der Ragdoll-Modus aus, der freilich nicht besonders realistisch ist. Aber das sind Kittys geringe Höhentoleranz und ihr Abfangvermögen auch nicht. 

Das Stockwerk hat noch keine Außenwände, deshalb konnte Kitty von einer Seite einer Wand zur anderen springen.
Gerade war Kitty noch auf der anderen Seite der Wand.
Über den Abgrund

Kittys Stürze werden von engelshaften Gesängen begleitet. Wer Ragdollverhalten und Musik nicht albern, sondern schmerzlich findet, kann beides auch ausschalten. 

Besonders an Ecken ragt schnell ein Pfötchen zu viel über den Rand eines Gerüsts hinaus. Mit ein wenig Geduld und nach einer Eingewöhnung in die Steuerung lassen sich viele Ecken jedoch deutlich einfacher bewältigen als zu Beginn.

Am Ende meiner ersten Spielsession war ich noch nicht so eingegroovt, weshalb ich an einer Stelle mit sehr vielen Ecken verzweifelt aufgegeben habe. Allerdings auch deshalb, weil ich vorher einige knifflige Sprünge bewältigen musste, die mir nicht zuverlässig gelangen. Zudem hatte ich noch nicht unendlich viele Leben.

In der nächsten Session kam ich deutlich schneller voran, überwand die Ecken und blieb stattdessen an einem Abgrund hängen. Einen Tag später erreichte ich die scheinbar unüberwindliche Stelle schon deutlich schneller. Wenn ich eines bei Only Way is Down gespürt habe, dann, wie ich immer besser wurde. Aber auch, wie ich an bestimmten Stellen immer wieder und wieder scheiterte.

Schwierig über die reine Präzision hinaus wird das Platforming auch dann, wenn Kitty im schattigen Inneren des Gebäudes herumhüpft. Denn während draußen der Sonnenschein für Schattenwürfe sorgt, fehlen diese Schatten im Inneren. Da ich ohnehin schlecht darin bin, Entfernungen abzuschätzen, habe ich mich dadurch an vielen Stellen noch schwieriger getan.

Ein schmaler, blauer Steg führt außen am Gebäude entlang. Blick auf die Straße weit unten und umgehende Gebäude.
Es ist ein langer Weg hinab.
Hüte

Weil Hüte jedes Spiel besser machen, lassen sich in Only Way is Down einige Accessoires für Kitty finden. Diese sind teilweise auf Nebenwegen in den weitgehend linearen Levels versteckt. Andere sind mit einer kleinen Platformingherausforderung verbunden, während andere bereits von weiter oben sichtbar sind. 

Hüte haben auch die Besonderheit, dass sie bei einem Sturz wegfliegen. Das ist sehr amüsant.

Allerdings habe ich bei einer Maske schnell bemerkt, dass es je nach Fähigkeiten durchaus sinnvoll ist, erst einmal den normalen Weg zu schaffen, ehe ich wieder und wieder am selben optionalen Sammelgegenstand scheitere. Während meine Sturheit mir an manchen Stellen geholfen hat, weiterzukommen, hat sie so meine Fortschritte doch ein wenig verlangsamt.

Fazit

Only Way is Down ist kein Spiel für alle. Das Platforming ist präzise und unverzeihlich, während die Steuerung der Katze einige Zeit zur Eingewöhnung benötigt. Der Casual Mode ist dank der gleichbleibenden Platformingschwierigkeit nicht für reine Casuals geeignet. Während Fortschritte schnell sichtbar werden, bieten die Sprünge ständig Hürden, die durchaus zu Frust (oder Verzweiflung) führen können und das schließlich auch sollen. Abseits davon lässt sich jedoch der Frust durch komplette Neustarts vermeiden, was den Titel wesentlich schaffbarer macht.

Herzlichen Dank an Jilted Generation Productions für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PC via Steam.