Two Point Museum (Review)

Artwork zu Two Point Museum

Ich fang einfach mal direkt mit einem Geständnis an: ich bin grottenschlecht in Aufbautiteln, mag sie allerdings trotzdem. Meist läuft es so, dass ich früh eine Vision hab’, was ich gerne wie umsetzen würde, fange hochenthusiastisch an mir alles zusammenzuklickern… nur um viel zu schnell zu merken, dass mir das Geld ausgeht. Dann kommt der Kredit und die Abwärtsspirale beginnt so richtig. Und meist bin ich dann ziemlich schnell ziemlich frustriert und das wars dann wieder mit dem Ausflug in das Genre. Was das mit Two Point Museum zu tun hat? Na, offensichtlich ist das wesentlich mehr für mich gemacht! Dass ich hier nach Herzenslust Geld zum Fenster rauswerfen kann, ist dabei nicht der einzige Grund, warum Museum mich überzeugt.

Nach den Sternen gegriffen

Schon seit Two Point Hospital, wird dabei der Humor ganz groß geschrieben. Egal ob im dauerlaufenden Radio die Museumsbesucher:innen ermahnt werden, das deren Anzahl an Knochen beim Verlassen des Museums noch identisch zu der beim Betreten sein sollte, seltene botanische Schätze als Liegestuhl genutzt werden, oder schlicht Texte und das Design der Exponate – Two Point Museum schafft es von Minute eins an, dass sich Wiederkehrende heimisch fühlen und Neulinge direkt darauf einstellen können, was in den kommenden Stunden auf sie wartet. Die Knetoptik im Wallace & Gromit-Stil passt dazu natürlich auch wieder hervorragend.

Selbstverständlich hat man als Museumskurator:in allerdings auch alle Hände voll zu tun. In Two Point County wollen fünf verschiedene Museen Stück für Stück errichtet und mit wertvollen Exponaten gefüllt werden. Natürlich klingt fünf erstmal nach wenig, gab es in den Vorgängern doch deutlich mehr Standorte mit teils einzigartigen Herausforderungen zu bebauen und nach und nach bis zu drei Sternen, die man sich verdienen konnte. In Museum ist zwar die Anzahl der Standorte geschrumpft, allerdings wollen diesmal je fünf Sterne verdient werden. Eigentlich sogar mehr, wenn man möchte – nur die ersten fünf pro Standort bieten jeweils Stück für Stück Progression für ein paar Fetzen Hintergrundgeschichte und schalten relevante Mechaniken und Gegenstände frei.

Weniger ist mehr

Zumindest für mich besonders wichtig: bei den Vorgängern sah mein Loop so aus, dass ich erst dann zum nächsten Standort gewechselt bin, wenn ich alles am bisherigen komplettiert hatte – dann ab zum folgenden Campus oder Krankenhaus und alles von vorne begonnen. Und ich weiß nicht, wie es euch dabei ging, aber nach einer gewissen Zeit fand ich den Neuanfang dann doch etwas langweilig. Am Ende baut man ja doch die immer gleichen Strukturen (hier die Toiletten, irgendwo ein Personalzimmer, was zum Weiterbilden, …) – zumindest ich hatte mir recht schnell Raumvorlagen angelegt, die ich via Copy & Paste hingeklatscht hab. Schnell und effizient, um den Anfang zu überbrücken, aber trotzdem dauerte es immer ein wenig, bis dann die Eigenheiten der jeweiligen Map durchkamen.

Durch die neu eingeführte Kuratorstufe ist es nun gar nicht mehr möglich, erstmal alle Sterne zu holen, bevor man weiterzieht. Die maximale Anzahl der Sterne erhöht sich nämlich Stück für Stück. Dadurch kehrt man automatisch später wieder zu seinen frühen Museen zurück, hat höchstwahrscheinlich neue Objekte zur Dekoration oder gar ganz neue Raumtypen freigeschaltet und kann sich dadurch ganz anders austoben, als wenn man stur alles am Stück durchackert. Zumindest mich beschützt Two Point Museum also ein Stück weit vor mir selbst.

Das Abenteuer ruft!

Aber klar, man kann viel von den Belohnungen und Zielen reden – dabei sollte man den Weg zum Ziel auf keinen Fall aus den Augen verlieren. Heißt also, um Weltklassemuseumskurator:in mit fünf perfekt bewerteten Ausstellungshallen zu werden… müssen diese natürlich erstmal gebaut werden. Und sollten dann auch noch Besuchende begeistern. Ach, und allzu unglücklich darf das Personal auch nicht werden… aber allen voran: was wäre ein Museum denn ohne irgendwas tolles zum Anschauen?

Screenshot aus Two Point Museum; es ist der Auswahldialog einer Expedition zu sehen
Durch die gesammelte Expertise bleibt das Team wenigstens vor den schlimmsten Verletzungen bewahrt

Also Abenteurerhut und Peitsche geschnappt, hoffentlich genug Snacks eingepackt und auf auf Expedition! Je nach Ziel werden unterschiedliche Personen mit ihren Fähigkeiten benötigt, dass überhaupt aufgebrochen werden kann, aber das heißt nicht automatisch, dass auch alles glatt laufen wird. Gut möglich, dass der Helikopter einen gewaltigen Schaden abbekommt oder wichtige Expert:innen auf den Abenteuern verletzt werden. Oder gar überhaupt nicht mehr zurückkehren. Aber trotzdem wartet am Ende eines jeden Helikoptertrips eine tolle Belohnung, meistens ein begehrtes Artefakt für die heiligen Hallen.

Alle Augen auf den Dino

Aufstellen allein reicht allerdings nicht aus, um die maximale Begeisterung aus den Gästen herauszukitzeln. Entsprechend muss also ein besonderes Ambiente her und die Umgebung um das Artefakt ansprechend dekoriert werden. Gleichzeitig geht man ja auch in ein Museum, um etwas zu lernen. Gut, die meisten zumindest. Also auch noch schön ein paar Wissenstafeln um die einzelnen Ausstellungsstücke gepackt. Und wenn wir schon dabei sind – auch Spendentöpfe wollen möglichst überall erreichbar sein. Schließlich ist das eine unserer Haupteinnahmequellen. Am besten bieten wir auch noch kurze, knackige Führungen zu unseren Highlights an, natürlich nur von den besten Autoritäten überhaupt vorgetragen. Und plötzlich regnet es noch mehr Spenden! Also… sofern unser Führungskonzept überzeugt.

Da wir ja absolute Unikate ausstellen, die die Welt noch nicht gesehen hat, wissen wir über diese noch sehr wenig. Wenn wir also ein zweites dieser Einzelstücke finden, dann macht es durchaus Sinn, dieses ordentlich zu analysieren, in seine Atome zu zerlegen und so Wissen zu erlangen. Und Puff. Wieder ein Unikat! Bis mans nochmal findet. Aber dann kann mans immernoch verkaufen.

Oder man strebt für den nächsten Ausflug einfach ein anderes Ziel an. Vielleicht diesmal in den Weltraum? Im Laufe des Spiels werden die mögliche Reiseziele und damit findbaren Kostbarkeiten natürlich immer mehr. Besucht man ein Ziel häufiger, so steigt auch die Qualität der auffindbaren Schätze. Und DAS wiederum bedeutet, dass diese Exponate mit Sockelplätzen für Attribute daherkommen, die entweder auf Expeditionen gefunden oder bei der Analyse verdient werden. Und dann gibt es ja noch die mehrteiligen Sets, bei denen man immer Einzelteile findet. Dinoskelette zum Beispiel. Und auch wenn ein halber Dino schon cool ist, ein ganzer begeistert natürlich ne ganze Ecke mehr!

Jedem Tierchen sein Pläsierchen

… und weil nunmal alle andere Vorlieben haben, müssen wir uns entsprechend breit aufstellen. Professor:innen streben nach immer mehr und mehr Wissen – geben es aber auch gerne an andere um sie herum weiter. Entsprechend ist es ganz besonders relevant, dass wir für sie besonders viel über unsere Exponate herausfinden und Tafeln aufstellen. Kinder hingeben wollen vor allem unterhalten werden und finden die super beeindruckende Statue einer Käseschnecke nicht ganz so beeindruckend. Interaktive Ausstellungsstücke, die wir in unserer Werkstatt fertigen können, lassen Kinderaugen schon eher leuchten. Insgesamt 18 verschiedene Besucherkategorien wandern durch unsere Hallen und haben allesamt unterschiedliche Ansprüche und Vorlieben. Essen und Trinken müssen aber alle irgendwann, genauso sich ausruhen und sich aufs stille Örtchen verziehen. Nebst dem Fokus auf unsere Exponat-Sammlung ist es also stets wichtig, dass wir auch die typischen Bedürfnisse nicht vergessen.

Screenshot aus Two Point Museum, ein ausgestelltes Dinosaurierskelett
Maximale Begeisterung gibts nur mit Dinosauriern! Also nicht bei unsren Besucher:innen, sondern bei mir

Am Ende des Tages müssen wir als Museumskurator:in nicht nur alle Besuchenden bei Laune halten, sondern selbstredend auch das Personal. Damit diese ihre Grundbedürfnisse trotz der harten Arbeit problemlos erfüllen können, sollten wir darauf achten nicht immer die gleichen Personen auf die Reise zu schicken, sondern auch hin und wieder in die Pause oder auf die Schulbank zur Weiterbildung. Und hin und wieder sollte man die Gehaltstabelle anpassen. Spätestens, wenn das Personal mit einer Kündigung droht.

Neben dem Mastermind des Museums (Ich! Oder vielleicht auch bald du?) müssen vier verschiedene Tätigkeitsfelder besetzt werden. Expert:innen mit einem von fünf Fachgebieten habe ich ja bereits erwähnt. Diese sorgen dafür, dass unsere Schmuckstücke in bestem Zustand sind, analysieren Objekte, halten Führungen und sind auf fast jeder Expedition unerlässlich. Daneben sind auch noch Assistenzkräfte notwendig, die sich um Ticket- und Merchandiseverkäufe kümmern, sowie die besten Marketingkampagnen erfinden, die Two Point County je gesehen hat! Hausmeister haben Expertise im Instandhalten, können aber auch mal Gespenster jagen und Brände in Schach halten.

Finger weg von den Exponaten!

Zu guter Letzt gibt es aber auch noch die Security, die dafür sorgt, dass Langfinger und Vandalen keine Chance haben. Die schlimmsten Verbrecherbanden der Umgebung sowie Konkurrenzmuseen haben es nämlich auf unsere atemberaubenden Sammlungen abgesehen und versuchen uns größtmöglichen Schaden zuzufügen. Kameras, Securitytüren und ein cleverer Aufbau mit gelenkten Wegen helfen dabei, es ihnen so schwer wie möglich zu machen – eine gut ausgebildete per pedes Wache schnappt sich anschließend die Schurken. Kann doch einer mal mit einem Stück entkommen, kommt es schon einmal vor, dass kurz dafür eine hohe Lösegeldforderung ins Haus trudelt.

Allzu schwierig wird Two Point Museum dabei aber nie. Ein paar kurze finanzielle Engpässe konnte ich eigentlich recht schnell überwinden, indem ich immer wieder eine günstige Expedition gestartet habe und das dabei gefundene Stück Geschichte sofort für mehr Kohle verhökert habe. Ein paar wenige Male wiederholen ist zwar nicht spannend, hilft aber sofort aus dem Tief heraus. Okay, man könnte auch Sponsoring-Verträge annehmen und im Souvenirladen Fremd-Merch verkaufen oder gleich ganz Kredite annehmen. Letzteres war bei mir aber nie notwendig und nein, nicht wegen übertriebenem Pseudo-Grinding. Für mich persönlich richtig toll, da ich mit virtuellem Geld einfach nicht gut umgehen kann. Für Genre-Veteranen könnte das Spiel aber dann doch etwas einfach geraten sein. Aber auch hier: die Vorgänger, insbesondere Two Point Campus, waren ja auch schon nicht allzu schwer. Dafür gibt’s aber schließlich auch noch den Sandbox-Modus, den man sich schon ein gutes Stück schwieriger machen kann.

Auf Gold gestoßen!

Obwohl es nun also das inzwischen dritte Spiel im Two Point-Universum ist, bleibt Museum frisch. Durch den neugewonnenen Gameplay-Loop rund um die Expeditionen und Ausstellungen erhält das Spiel einen neuen Anstrich, dass es sich auch bei Runde drei nicht abnutzt. Dass das Museums-Setting dabei auch noch sehr unverbraucht ist, spielt dabei sicherlich eine große Rolle. Leidenschaftliche Dekorateur:innen kommen dank vielfältigen Möglichkeiten auf ihre Kosten und können sich mannigfaltig austoben, da ein Großteil des Baus nicht mehr in dedizierten Räumen stattfindet. Genauso haben Management-Enthusiasten am gewohnte Konzept viel Freude und können das Museum an allen Ecken und Enden optimieren. Two Point Museum bietet für beide Gruppen jede Menge Unterhaltung und Langzeitmotivation. Auch wenn die Radiosendungen und Durchsagen sich ein wenig zu oft wiederholen und die Kampagne eher auf der entspannteren Seite liegt, ist auch Two Point Museum für Genrefreund:innen und denen, die es werden wollen, definitiv einen Blick wert.

Uralte Knochen via Steam aufm Laptop ausgestellt. Ein herzlicher Dank geht an Sega für die Bereitstellung eines Mustercodes.