
In den letzten Jahren haben sich kleine Retro-Handhelds, die auf Emulation alter Konsolen und teilweise Android-Spiele konzentrieren, eine eigene kleine Marktnische aufgebaut. Designt von chinesischen Hardware-Herstellern nutzen die Geräte oftmals Chips, die ursprünglich für Handys oder eingebettete Systeme gedacht waren und orientieren sich in der Gestaltung an Handhelds und Controllern der Videospielvergangenheit. Das absolute Einsteigergerät in der Hinsicht ist sicherlich Data Frogs SF2000, der mit einem Preis von 10 bis 20€ inklusive Versand aus China äußerst taschengeldfreundlich daher kommt. Doch was kann man von einem Handheld erwarten, der so viel kostet wie ein Mittagessen?
Optisch macht der SF2000 einen richtig guten Eindruck. Das Design orientiert sich am amerikanischen Super Nintendo-Controller, hinzu kommt ein Analogstick unter dem Steuerkreuz und natürlich ein Bildschirm im 4:3 Format in der Mitte des Gerätes. Der Handheld selbst liegt genau so in der Hand wie der Controller des SNES und weiß mit großen Bedienelementen zu überzeugen. Insbesondere die Knöpfe fühlen sich hervorragend an und erinnern vom Spielgefühl her an das Super Nintendo. Das Steuerkreuz bietet ebenfalls ein prima Spielgefühl, allerdings ist es ein wenig zu empfindlich, so dass es immer wieder passiert, dass man versehentlich Diagonalen eingibt. Für manche Spiele, beispielsweise Tetris, kann das fatal sein, für andere spielt es eine untergeordnete Rolle. Die Schultertasten sind strammer als auf dem SNES, erfüllen ihren Zweck aber dennoch.
Betrieben wird der SF2000 über einen AA-Akku, der mitgeliefert wird, aber bei Bedarf einfach ausgetauscht werden kann. Hierzu ist nur eine einzelne Schraube zu entfernen. Im Hinblick auf das Ladeverhalten ist der SF2000 nicht allzu flexibel. Geladen wird er über einen USB-C-Anschluss, der allerdings mit den meisten Ladegeräten nicht kompatibel ist. Ich kann den SF2000 beispielsweise nur über meinen Laptop laden. Zudem wird davon abgeraten, den SF2000 im laufenden Betrieb zu laden. Die Akkulaufzeit ist mit ca. vier bis fünf Stunden aber ordentlich. Wenig erstaunlich dürfte sein, dass man einen Sleep-Modus vergeblich sucht. Schließlich ist im Hinblick auf den Akku noch zu sagen, dass er keinen Schutz gegen Vollentladung besitzt. Möchte man den Akku also lange verwenden, sollte man, sobald das Gerät mit zu geringer Akkuladung den Betrieb einstellt, das Gerät umgehend laden und nicht etwa versuchen, durch Ein- und Ausschalten noch etwas mehr Laufzeit aus dem Akku herauszuholen.

Der SF2000 besitzt ein eigenes Betriebssystem, das auf der mitgelieferten SD-Karte abgelegt ist, aber auch online von der Website des Herstellers bezogen werden kann. Da das Gerät ohne das Betriebssystem auf der SD-Karte nicht einmal startet, ist es aber in jedem Fall sinnvoll, sich eine Sicherungskopie des SD-Karten-Inhalts anzulegen. Anders als viele teurere Retro-Handhelds kann der SF2000 nur für Emulation genutzt werden. Zur Verfügung stehen Emulatoren für NES, Master System, SNES, Mega Drive, Game Boy, Game Boy Color und Game Boy Advance. Die 8-bit Systeme stellen in der Emulation gar kein Problem dar und quasi jedes Spiel läuft hier in der Originalgeschwindigkeit. Beim Mega Drive ist die Emulation ebenfalls ordentlich, manche Spiele laufen aber etwas instabiler als auf der Original-Hardware. Gerade als erstes Spielgerät für junge Spieler dürften die kleinen Makel bei der Mega Drive Emulation aber wenig ins Gewicht fallen.
Bedeutend durchwachsener ist die Spielerfahrung hingegen bei Super Nintendo und Game Boy Advance. In beiden Fällen gibt es Spiele, die mit Originalgeschwindigkeit und ohne nennenswerte Schwierigkeiten spielbar sind, aber technisch anspruchsvollere Spiele haben hier deutliche Slowdowns und sind oft nicht mehr unterhaltsam auf dem SF2000 zu spielen. Insbesondere neue Homebrew-Spiele bringen das Gerät an seine Grenzen. Beim Super Nintendo kommt noch ein ärgerlicher Bug hinzu: Wenn man ein Spiel mit dem SNES-Emulator startet, ist die Framerate zunächst total im Keller. Erst wenn man das Spiel schließt und dann noch einmal lädt, erreicht der SNES-Emulator die auf dem SF2000 mögliche Performance. Der Unterschied zwischen dem ersten und zweiten Starten ist hier oft wie Tag und Nacht, so dass das Vorgehen des Neustarts unverzichtbar ist, wenn man den SF2000 für Super Nintendo-Spiele verwenden möchte.
Die mitgelieferte Bibliothek besteht leider aus unzähligen kommerziellen Spielen, was ggf. für die Einfuhr des Gerätes auch ein Problem darstellen kann, da es nicht möglich ist, den SF2000 ohne SD-Karte zu erstehen. Neue Spiele hinzuzufügen oder mitgelieferte ROMs zu entfernen ist etwas umständlicher als bei anderen Retro-Handhelds, da man die Spiele nicht nur in der Ordnerstruktur geeignet einfügen, sondern auch XML-formatierte Textdateien anpassen muss, damit das Gerät die Spiele findet. Das ist zwar sicherlich kein Hexenwerk, kann für Spieler mit geringfügiger Technikaffinität ein Hindernis darstellen. Im Gegenzug ist die Bedienung des Betriebssystems des SF2000 absolut simpel.

Die Ausstattung des SF2000 ist ziemlich großzügig. Neben dem Gerät incl. Akku gibt es noch ein Ladekabel, eine SD-Karte, einen SD-Karten-Leser und AV-Kabel für den Anschluss an den Fernseher. Das Gerät ist zudem kompatibel mit separaten Controllern, die auch einen Multiplayer an einem einzelnen Gerät erlauben. Leider kann man beim SF2000 Spielfortschritt aber nur per Savestate speichern. Die nativen Speicherfunktionen der Spiele sind nicht verfügbar. Ein Wort noch zum Bildschirm: Grundsätzlich liefert der Bildschirm ein gutes Bild, allerdings hat er eine Refresh-Rate von ca. 40 Bildern in der Sekunde, was dafür sorgt, dass 60fps-Spiele nicht so flüssig aussehen, wie man es von der Originalhardware kennt.
Der SF2000 bietet für den geringen Preis ziemlich viel, allerdings ist für Vielspieler die Frage, ob sie mit den vielen Kompromissen die mit dem Gerät einhergehen leben können. Für eine schnelle Spielrunde zwischendurch oder als Einstieg in die Videospielwelt für junge Spieler hat das Gerät aber ein unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis. Mein Sohn ist vom SF2000 jedenfalls absolut begeistert.