
Der süße Fuchs Lucky dürfte Jump & Run-Freunden vor allem durch den gut designten Xbox-Titel Super Lucky’s Tale bekannt sein. Bevor Lucky als klassischer Hüpfspielheld in Erscheinung tritt, war er einer der Pioniere des VR-Marktes und hat noch vor Astro Bot ein eigenes 3D Jump & Run für VR-Plattformen geboten. Auf der Konsole ist Lucky’s Tale mit einiger Verzögerung als ein später PlayStation VR-Titel erschienen.
In Lucky’s Tale muss Lucky, der fröhliche Fuchs, seinen plüschigen Freund das Schaf aus den Fängen eines fiesen Oktopus befreien. Hierzu muss Lucky durch vier Welten zu je vier Levels streifen und sich schlussendlich in einem Duell mit dem Entführer behaupten. Die Geschichte wird in kurzen deutschsprachigen Texteinblendungen vorangetrieben, die zu Beginn einer jeden Welt angezeigt werden, spielt aber darüber hinaus keine wesentliche Rolle im Spiel und nimmt insgesamt nur wenige Minuten in Anspruch. Da PlayStation VR nicht unbedingt ideal zum Lesen geeignet ist, ist es durchaus erfreulich, dass der Umfang der Geschichte gering ist.

Spielerisch ist Lucky’s Tale ein gradliniges Jump & Run mit einigen Geheimgängen, die im Regelfall mit Extraleben, gelegentlich aber auch mit einer Geschenkbox belohnt werden. In jedem Level gibt es eine Geschenkbox, die ein (rein kosmetisches) Goodie für den Spieler enthält. Wem das nicht reicht, der kann nach erstmaligem Abschluss eines jeden Levels zusätzlich einen Time Attack- und einen Münzsammel-Run durch das jeweilige Level absolvieren. Die Time Attack-Zielzeiten sind allerdings außerordentlich knapp und erfordern ein enormes Maß an Präzision. So unterhaltsam die Level beim erstmaligen Durchlauf auch sind, auf Time Attack sind sie nicht ausgelegt und in Anbetracht der enorm knappen zeitlichen Zielvorgaben werden wohl nur die wenigsten Spieler viel Zeit mit dieser Zusatzaufgabe zubringen. Die zweite Zusatzaufgabe, alle eigens für diese Aufgabe im Level verstecke Münzen zu sammeln ist da schon zugänglicher, bietet aber im Vergleich zum normalen Durchgang durch die Level nur wenig Mehrwert.
Spielerisch ist Lucky’s Tale simpel, aber eingängig. So kann Lucky laufen, springen, in der Luft einen Doppelsprung durchführen und mit seinem Schwanz angreifen. Kontextabhängig kann er zudem klettern und sich an bestimmten Stellen in die Erde eingraben, um einem Geheimgang zu folgen. Die Kamera folgt Lucky automatisch, allerdings kann man durch Kopfbewegungen die Winkel ändern und so die dreidimensionale Welt genau in Augenschein nehmen. Anders als Astro Bot Rescue Mission verzichtet Lucky’s Tale zum Glück darauf, dem Spieler bewusst die Sicht zu versperren und dadurch, dass die Kamera Lucky sowohl vorwärts als auch rückwärts durch die Level folgt, fühlt sich Lucky’s Tale deutlich weniger eingeschränkt an.

Lucky’s Tale kann auf PlayStation VR auch mit einem PlayStation 5-Controller gespielt werden, das Tracking des Dual Shock 4 Controllers spielt hier keine Rolle. Bewegungssteuerung kommt einzig über die VR-Brille selbst ins Spiel. Interessant ist in dieser Hinsicht die Idee, dass man, wenn man eine Bombe findet und sie werfen möchte, zielt, indem man den Zielpunkt anschaut. Das funktioniert erstaunlich gut und ist erfreulich niederschwellig. Das Leveldesign in Lucky’s Tale kann leider nicht ganz mit den Level aus dem Nachfolger mithalten, gewinnt aber im Laufe des Spiels an Komplexität und Ideenreichtum. Im Hinblick auf anspruchsvolle Sprungpassagen ist Lucky’s Tale die etwas bessere Wahl als Astro Bot: Rescue Mission, im Gegenzug wird VR als Plattform hier weniger ausgiebig genutzt. Man muss allerdings sagen, dass die Tiefenwahrnehmung, die die 3D Darstellung bietet, in einem 3D Jump & Run für sich bereits ein großer Mehrwert ist.
Technisch ist Lucky’s Tale gut gelungen, jedenfalls was die farbenfrohe Optik mit stabilen 60 Bildern in der Sekunde und die Musik anbelangt. Allerdings gibt es eine Hand voll Bugs, die das Spiel zwar nicht fundamental stören, aber nicht unerwähnt bleiben sollten. So startet das Spiel jedes Mal mit ausgeschalteter Musik und Soundeffekten, so dass man im Menü den Ton erst einmal hochregeln muss. Zudem wird die Kamera oft wahnsinnig weit aus der Szene abgesetzt, so dass man erst sinnvoll mit dem Spiel interagieren kann, wenn man die Kamera durch Durchdrücken des rechten Sticks zurücksetzt. Schließlich ist jedenfalls die Trophäe für das Besiegen des letzten Endgegners fehlerhaft und wird nicht (in jedem Fall) freigeschaltet.

Lucky’s Tale ist ein unterhaltsames, wenn auch recht kurzes 3D Jump & Run, das von der Tiefewahrnehmung von PlayStation VR profitiert. Technisch wie spielerisch gibt es wenig zu bemängeln, so dass VR-Freunde bedenkenlos zugreifen können. Mit dem Nachfolger kann Lucky’s Tale in Sachen Leveldesign und mechanischem Abwechslungsreichtum aber leider nicht mithalten.

Getestet auf PlayStation 5 mit PlayStation VR via Abwärtskompatibilität.