Yakuza Kiwami (Review)

Lange Zeit machte Segas Yakuza-Reihe einen weiten Bogen um Nintendo-Hardware. Überraschend wurde dieses Jahr dann doch ein Teil für Nintendo Switch angekündigt. Passend zum Start der Realserie schafft es der langjährige Serienprotagonist Kiryu mit Yakuza Kiwami auf Nintendos Hybriden. Dabei handelt es sich um eine späte Umsetzung der erweiterten Version des Spielserienstarts. Durch das Prequel Yakuza 0, das Yakuza Kiwami beeinflusst hat, ist es chronologisch Kiryus zweiter Auftritt. Lohnt sich der Einstieg auf Nintendo Switch?

Zehn Jahre im Knast, doch die Welt dreht sich weiter

Nach der Spieleinführung in einem kurzen Abschnitt im Jahr 1995 geht der Protagonist Kazuma Kiryu, Mitglied der Yakuza, für seinen Kindheitsfreund Nishikiyama ins Gefängnis. Er erfährt dort noch, dass er aus der Dojima-Familie geworfen wird.

Heutzutage nennt man das Stalking.

Nach zehn Jahren kommt Kiryu frei, aber die Welt hat sich verändert. Kiryu ist nicht willkommen im Tojo-Clan, zu dem die Dojima-Familie gehörte. Nishikiyama hat sich verändert und arbeitet mit der verfeindeten Omi-Allianz zusammen. Die ebenfalls in den Vorfall vor zehn Jahren verwickelte Kindheitsfreundin Yumis der beiden ist verschwunden.
Auf der Suche findet Kiryu das junge Mädchen Haruka, die ihre Mutter sucht. Diese soll Yumis Schwester sein. Und dann sind noch 10 Milliarden Yen des Tojo-Clans verschwunden, was diverse Familien aufhetzt.

Die Geschichte ist spannend inszeniert. Teilweise wird zwar etwas übertrieben, aber das gehört zum Reihencharme dazu. Zwischendurch nimmt sich die Geschichte aber auch mal Zeit für kleinere Verschnaufpausen.

Kennt ihr das auch noch?

Action mit Fäusten und mehr

Hauptsächlich kämpft Kiryu ohne Waffen. Dabei stehen schnelle Angriffe für Rush Combos zur Verfügung, starke als Finisher. Zudem kann Kiryu Gegner greifen. Defensiv kann er blocken und ausweichen. Besonders kompliziert gestaltet sich das aber nicht und geht meist gut von der Hand. Die Action ist teils auch angenehm wuchtig.

Zudem kann Kiryu zwischen vier Kampfstilen mit eigenen Stärken und Skilltrees wechseln. Bei drei davon lernt man Skills durch den Einsatz von Skillpunkten, die man durch Kämpfe und Nebenquests erhält.
Der vierte Stil, Dragon of Dojima, unterscheidet sich diesbezüglich. Für dessen Skills muss man größtenteils gegen Goro Majima kämpfen, der nächstes Jahr selbst die Hauptrolle in Like a Dragon: Yakuza Pirates in Hawaii spielen wird. Man wird dutzende Male gegen ihn kämpfen müssen, meist zufällig auf der Straße. Aber auch an per Mail bestimmten Orten.

Sprich mit der Hand.


Einen Teil der Skills des Dragon of Dojima erhält man aber auch bei einem Kampfkunstmeister. Leider muss man sich dabei allerlei Bilder in einer Arena erkämpfen, das gehört zu seinem Training dazu. Diese fand ich nicht so spaßig und man braucht viele Punkte.

Kiryu kann zudem improvisierte Waffen aus der Umgebung nutzen wie Flaschen oder gar Motorräder. Viele Angriffe halten diese aber nicht aus. Und auch richtige Waffen, die man teils aufheben oder kaufen kann, sind starkem Verschleiß ausgesetzt. Deshalb habe ich nur ungern Waffen benutzt.

Das Kampfsystem macht grundlegend Spaß, und Gegnermassen sind in der Regel in einem rücksichtsvollen Maß aggressiv. Später ändert sich das je nach Kampf, vor allem Klingen und Schusswaffen werfen Kiryu nur zu gern zu Boden. Und auch starke Gegner wie Bosse können mehr Widerstand leisten. Dadurch wird es auch schwieriger, Kiryus Heat Gauge aufzubauen, die man für allerlei starke Aktionen benötigt. Auch dafür, Heilfertigkeiten starker Gegner zu unterbrechen.

Bestimmt keine richtige Steinlaterne.

Heilen kann man sich selbst übrigens per Menü. Allerdings nimmt das zuständige Inventar in Yakuza Kiwami nur zwanzig Items auf, und darunter sind nicht nur einsetzbare Items. Man sollte vorbereitet in schwerere Kämpfe gehen.

Kamurocho 2005

Hauptspielort von Yakuza Kiwami ist das fiktive Viertel Kamurocho. Dort leben nicht nur normale Menschen, auch allerlei Yakuza und sonstige Verbrecher wollen sich nur zu gern mit Kiryu prügeln.
Aber es gibt auch immer wieder kurze Substories zu finden, die das Leben und die Leute in Kamurocho zusätzlich etwas beleuchten. Manche davon sind auf angenehme Weise überdreht oder etwas absurd.

Die was?

Aber auch in Spielhallen, Batting Center und mehr kann sich Kiryu vergnügen. Er kann auch einige Rennen mit selbstzusammengestellten Spielzeugautos bestreiten. Allerlei Tätigkeiten stehen für motivierte zur Verfügung. Zugegebenermaßen lagen mir so manche davon nicht genug, mich zu motivieren. Wer alles komplettieren möchte, wird einige Stunden zusätzlich in Kamurocho verbringen können.

Kiryu hat übrigens offenbar irgendetwas an sich, dass Leute in Kamurocho angriffslustig macht. Kleinkriminelle, Yakuza und andere wollen ihn manchmal gefühlt an jeder Straßenecke in Kämpfe verstricken. So manches mal habe ich dann die Beine in die Hand genommen, um auf dem Weg nicht zu sehr aufgehalten zu werden.

Die Lektion lautet sicher, Angriff ist die beste Verteidigung.

Fazit

Yakuza Kiwami auf Switch mag nicht die definitive Version sein. Die Auflösung und Framerate sinken bisweilen, gerade in der Stadt ist das bemerkbar. In Kämpfen war es für mich nie auch nur annähernd problematisch. Timingprobleme lagen doch schlicht an meinen persönlichen Fertigkeiten, da kann ich die Technik nicht als Ausrede nutzen.

Die Geschichte und Charaktere bieten aber natürlich auch hier Spannung und Dramatik, teils etwas überzogen. Aufgelockert wird das durch lockerere Szenen. Und wenn gewünscht auch durch viel Nebenbeschäftigung mit Minispielen und Nebenquests mit teils einer gewissen Albernheit, die das fiktive Kamurocho noch etwas vertiefen.

Ein harmloses Spielhallenspiel für Kinder.

Das Kampfsystem mit verschiedenen Stilen macht durchaus Spaß, leider hatte ich persönlich nicht genug Spielerfertigkeit, um den Spielfluss bei starken Gegnern wie Bossen hoch zu halten. Ich bin deshalb lieber stets mit gefülltem Inventar in Storykämpfe und andere anspruchsvollere Kämpfe gegangen.

Insgesamt bietet auch die Version für Nintendo Switch Spannung und Unterhaltung.

Vielen Dank an Sega für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.