
Eigentlich sollten Metroidvanias prädestiniert für mich sein, habe ich doch sehr viel Spaß am Erkunden, an Kämpfen und immer wieder neuen Fähigkeiten, die bisher nicht zugängliche Gebiete öffnen. Doch leider verlieren mich die meisten Spiele dieses Genres im Laufe der Spielzeit, da ich mich oft verlaufe und nicht weiß, was als Nächstes zu tun ist. Trotzdem kaufe und spiele ich sie immer wieder, erst dieses Jahr hatte ich sehr viel Spaß mit dem neuen Prince of Persia. Beim ersten Trailer von Astral Blade war ich direkt in den Stil verliebt und habe mich für den Test gemeldet da ich dachte, es wäre ein lineares Spiel. Als ich nach dem Starten die Karte geöffnet habe kam direkt der erste Hoffnungsschimmer, es gibt doch tatsächlich einen Questmarker der das nächste Ziel angibt, vielleicht war ich doch nicht verloren…

Unsere Protagonistin Tania, ihres Zeichens ein bionischer Mensch, macht sich mit ihrem „Vater“ auf eine Reise zu den Horace-Inseln, um die Gegend zu erkunden und merkwürdige Ereignisse zu untersuchen. Auf ihrer Reise lernt Tania viel über sich selbst und ihre Erschaffung, die Geschichte hat mich jedoch ehrlich gesagt nicht besonders interessiert da sie nur teilweise vertont ist und auch eher lieblos präsentiert wird. Das passiert mir mittlerweile leider bei vielen Spielen, vielleicht habe ich dem Alter geschuldet zu viel gespielt, gesehen und gelesen als dass mich noch eine Geschichte packen kann. Metroidvanias leben zum Glück nicht von ihrer Geschichte und ein Super Mario motiviert auch hauptsächlich durch Gameplay und nicht durch eine innovative Story. Der Grafikstil ist grandios und ein Hingucker, hier hat Dark Pigeon Games ganze Arbeit geleistet und sich viel Mühe gegeben, ganz anders als bei der Musik. Die plätschert vor sich hin und ich kann mich jetzt schon an keinen einzigen Titel erinnern der gespielt wurde. Technisch gesehen hatte ich bis auf einen größeren Bug keine Probleme, dazu später mehr.

Anfangs kann man sich zwischen zwei Schwierigkeitsgraden entscheiden, ein dritter wird erst später freigeschaltet. Hier habe ich den mittleren genommen und kam gut durch das Spiel, einige Endgegner haben mir mir jedoch alles abverlangt. Hier kommt eine sehr gute Technik ins Spiel: Schafft man es auch nach 3-4 Versuchen nicht den Gegner zu bezwingen, bietet das Spiel eine Neulingseele an, die man bei Bedarf aktivieren kann. Bei jedem weiteren Versuch bekommt man 20% mehr HP und Angriffststärke, irgendwann ist es dann nur noch Formsache den vorher unbezwingbaren Gegner endlich ins Gras beißen zu lassen. Das habe ich natürlich nur zu Testzwecken bei einem Gegner aktiviert und bei neun aufgehört zu zählen, das lag (natürlich) nicht an meiner Unfähigkeit sondern an meiner Prämisse, den Test gewissenhaft schreiben zu können. Astral Blade bietet vieles, das ein Spiel dieses Genres auszeichnet. Eine große Welt zum Erkunden, neue Fähigkeiten die man finden muss um weiter voranschreiten zu können und optionale Fähigkeiten die man freischalten kann, wenn man genug Äther gefunden hat. Die Kämpfe sind schnell und durch drei verschiedene Waffen und Angriffskombis abwechslungsreich genug, wäre da nicht die mangelhafte Varianz an Gegnern. Gefühlt gibt es fünf verschiedene Gegner die in verschiedenen Stärken in den Gebieten warten, hier wäre mehr definitiv auch mehr gewesen. Anspruchsvolle Hüpfsequenzen wie beim diesjährigen Prince of Persia sind leider Mangelware, hier hätte ich nach dem Anschauen des Trailers mehr erwartet. Tania kann ausweichen, schneller rennen und blocken und diese Fähigkeiten werden auch im Kampf gebraucht. In den Ruhezonen werden die Gegner wie bei Souls wiederbelebt und die Heilmöglichkeit wieder aufgefrischt, diese kann man übrigens durch versteckte Items aufwerten und die Anzahl erhöhen. Auf der übersichtlichen Karte wird auch immer das nächste Ziel der Hauptquest angezeigt, so sieht man die ungefähre Richtung, nur den Weg muss man natürlich erst finden. Die Endgegner werden im Verlauf des Spiels naturgemäß immer stärker und haben auch meistens zwei Phasen, bei denen sich die Angriffe unterscheiden.

Mitten im Spiel war ich an einer Stelle gefangen und bin stundenlang rumgeirrt, weil ich nicht wieder zurück ins Dorf kam um die Hauptquest weiterzuspielen. In meiner Verzweiflung habe ich mich an den Entwickler gewandt, weil ich Spaß am Spiel hatte, aber ein Bug dieser Größenordnung das Spiel auf jeden Fall in den roten Bereich hätte abrutschen lassen. Dieser hat mir sehr schnell geantwortet und mir einen Patch versprochen der die benötigte Schnellreise freischaltet, die ich wohl aus irgendeinem Grund nicht bekommen habe. Und tatsächlich, zwei Tage später war der Patch dann auch wirklich da und ich konnte das Spiel zu Ende spielen. Hier scheiden sich natürlich die Geister, einerseits hätte so ein Fehler nicht im fertigen Spiel sein dürfen, andererseits hat der Entwickler schnell reagiert. Auf jeden Fall habe ich mich entschieden diesen Punkt nicht in die Wertung einfließen zu lassen und hier kann natürlich jeder selbst entscheiden, ob so ein Fehler zum Nichtkauf führt oder nicht.

Astral Blade ist kein Paradebeispiel eines hervorragenden Vertreters des Genres, dafür fehlt es an Gegnervarianz und der Spaß ist auch nach ungefähr zehn Stunden schon vorbei. Aber grafisch ist es wunderschön und hat mich stellenweise an Ori erinnert, ohne natürlich dessen Klasse zu erreichen. Die Kämpfe flutschen und die Endgegner bieten eine gute Hürde, auch die Bewegungsgeschwindigkeit von Tania ist schnell genug. Nur Innovation sollte man hier nicht erwarten, dafür ist das Meiste zu bekannt aus anderen Spielen, wer aber schnell mal ein Metroidvania „wegsnacken“ möchte macht bei Astral Blade nicht viel falsch, vor allem weil man sich selten verlaufen kann und immer weiß, wo es als Nächstes hingeht.

Vielen Dank an die Dark Pigeon Games für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet wurde auf PlayStation 5.