NHL 25 (Review)

Artwork und Logo zu NHL 25

Was wäre, wenn mein Leben gänzlich anders verlaufen wäre. Wie in einer anderen Dimension. Wenn meine Mutter in ihrer Jugend nicht eine semi-professionelle Fußballspielerin gewesen wäre. Oder mein Opa nicht zufälligerweise ein relativ großer Schiedsrichter im Verband Mittelrhein. Hätte mich dann der goldene Schuss von Stefan Blank 2004 gegen Oliver Kahn auf die Seite des Fußballs ziehen können? Und somit in die Klauen von Electronic Arts und seiner beliebten FIFA-/EA Sports FC-Reihe? Hätte mich dann vielleicht Eishockey gepackt? Und wäre ich dann in den vergangenen Tagen freudestrahlend über NHL 25 durch die Wohnung gehüpft? Fragen über Fragen und so wenige Antworten. Ich weiß nur eines: Ich bin gewaltig schlecht in NHL 25.

Ein Rookie startet EA Sports NHL 25

Ich hatte in der Regel abseits von Fußball und Rennspielen kein großes Verlangen nach Simulations-Sportspielen. Alle anderen Sportarten waren eher einzelne Intermezzo, meist für Reviews dieser Art hier. Eine richtige “Profession” kann man da schwer entwickeln. Und dennoch fielen mir manche Sportarten leichter, als jetzt nach Jahren der Eis-losigkeit mein erneuter Versuch, Schlittschuhe anzuziehen, den Mundschutz zurechtzukauen und in NHL 25 einzutauchen.

Screenshot aus NHL 25
Führungen wie hier waren nie von langer Dauer

Und der Einstieg fiel mir zuerst sehr leicht. Erst kürzlich habe ich mich in die Welt von EA Sports FC 25 gewagt und es sind schon sehr auffällige Parallelen, die alle Spiele bei EA Sports so zu bieten haben. Am offensichtlichsten sind natürlich die Modi, die sich mehr oder weniger doppeln, sei es in ihrem Namen oder in ihrer Ausrichtung. So wurde ich magisch angezogen vom Franchise-Mode, in dem wir die Geschicke eines ganzen Vereins lenken, wie im Karrieremodus. Doch dann habe ich inne gehalten, denn…wie zum Teufel geht das Spiel eigentlich? Und ich soll die virtuellen Existenzen von Vereinen nachhaltig beschädigen mit meinem gegebenenfalls nicht vorhandenen Skilllevel? Dann doch lieber erst einmal rein in ein normales Turnier.

Also bin ich in den normalen Season-Mode gegangen und habe mir einen Verein der Deutschen Eishockey-Liga ausgesucht. Unwissend wie ich nun einmal bin, habe ich mir aufgrund des Logos den gegenwärtigen Tabellendritten der Saison, Bremerhaven, genommen. Ein Pinguin und der schnittige Begriff Fischtown – manchmal bin ich ein Kind, welches die Welt brennen sehen will. Denn nur nach wenigen Spielen hieß es: Zero Wins, last place. Das kann ja was werden.

Tore…aber auf der falschen Seite

Als über die Jahre FIFA-sozialisierter Videospieler ist es mir bei NHL 25 zu Beginn schwer gefallen, die Zwei-Stick-Steuerung zu verinnerlichen. Der linke Stick lässt uns über das glatte Eis gleiten, während der rechte Stick unseren Hockey-Schläger darstellt. Und selbst auf der leichtesten Schwierigkeitsstufe Rookie fiel es mir schwer, eine richtige Kontrolle auf das Eis zu bringen. Vor allem meine Torabschlüsse wirken eher gestreichelt, da habe ich wahrlich über einen langen Zeitraum keine erheblichen Fortschritte gemacht. Sicherlich durfte der Puck durch mich manchmal seinen Weg ins Ziel finden, aber das waren wirklich eher seltene Gelegenheiten. Ich sehe es positiv: Ich habe mich über diese einzelnen Tore mehr gefreut als parallel bei FC 25…

Weniger Freude bereiteten mir dann die Ausgleichstreffer. Sowie der einmalige, zweimalige und dreimalige Rückstand. NHL 25 hat zwar Einblendungen geboten, die mir die vermeintlich idealen Defensiv-Aktionen angezeigt haben, aber mir fehlte eindeutig das Gespür für das richtige Timing. Und so kippte fast jedes Spiel nach einer Weile in die vollkommen falsche Richtung. Lediglich mein allererstes Match war mit 3:4 recht ausgeglichen, aber es stellte sich in der Saison keine signifikante Verbesserung ein. 

Vielmehr ließ ich meine einzige Stärke, den Faceoff um den Puck, irgendwann bewusst fahren, um mich selber in “Gegen den Ball”-Situationen zu bringen. Ich habe gehofft, dass ich so mehr Übung mit Defensivaktionen erhalte. Doch ich schaffte auf diese Weise nur zwei Dinge: Ich habe weniger eigene Aktionen in der Offensive generieren können. Und weniger Gegentore gab es auch nicht. Armes Fischtown.

Auf der Suche nach dem passenden Spielmodus

Ich habe daher schnell realisieren müssen, dass NHL 25 selbst auf Rookie-Schwierigkeitsgrad spielerisch wohl nicht das Wahre für mich ist. Hier könnte ich nun die Review abbrechen und konstatieren, wie viel Schande ich über das Gaming Village bringe. Aber ich wollte Erfolgserlebnisse! Und die sollte ich früher oder später bekommen!

Doch erstmal treibt mich meine Wissensdurst durch die einzelnen Modi. Be a Pro ist – wie auch schon seine Konterparts in den anderen EA Sports-Titeln – ein Modus, in dem wir unseren eigenen Eishockey-Spieler erstellen und diesen auf die Sportwelt loslassen. Aber im Ernst: Wenn ich schon nicht als Team den Puck von meinem Tor fernhalten kann, wie soll ich als einzelner Spieler irgendwie etwas reißen. Online hätte ich mich sicherlich auf weitaus deftigere Packungen einstellen dürfen, denn wenn selbst Rookie für mich zu hoch zu sein scheint, wie soll dies erst gegen einen Eishockey-Profi mit zehn Stunden virtuellen Trainingseinheiten aussehen?

Wie könnte ich also versuchen, meine Rückstände auch nur ansatzweise auszugleichen und ein positives Ergebnis zu erzielen. Wie auch schon bei EA Sports FC 25 fehlt mir für Neuankömmlinge eine Art geführtes Tutorial. Mitten rein in die Action mag funktionieren können, ich erkenne es aber jetzt an mir bei NHL 25, dass dies nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Ich frage mich ernsthaft, warum abgesehen von “Freiem Spiel” als Tutorialersatz die Simulationen aus dem Hause EA ihre Spielerschaft nicht zumindest ein Stück weit an die Hand nehmen können oder wollen. Ich vermute vor allem zweiteres, schließlich gibt es nur noch wenige Irre wie mich, die in neue Dinge reinschnuppern. Die Zielgruppe der einzelnen Titel sowie ihrer Käufer hat sich nach langen Jahren gefunden. Irgendwie bedauerlich.

Ones hält mich am NHL 25-Schläger

Meine Suche nach einem Zugriff auf das Spiel führte mich zum Schluss in NHL Ones. Dieser Modus ist eine freie Version des üblichen Eishockey, ähnlich wie Volta oder 3 vs. 3 Basketball. Hier kann ich schonmal keine Gegentore bekommen, weil es nur ein einzelnes Netz gibt! Am Ende duelliere ich mich als einzelner Spieler gegen zwei weitere, jeder für sich in einem Battle Royale auf Eis. Hier wird gestoßen, gerempelt und auf das einsame Tor geschossen, der Goalie unseren unbarmherzigen Schüssen hilflos ausgeliefert.

Mir gefällt dieser Modus, auch wenn ich hier ebenfalls einige Versuche brauchte, um ein richtiges Gefühl zu bekommen. Zumindest half mir Ones dabei, die Steuerung auf das Wesentliche herunterzubrechen und selbst einige modifizierte Steuerungstechniken zu verwenden. Ich habe mich jetzt leider nicht im Handumdrehen in den NHL 25-Profi verwandelt, aber zumindest (auf Rookie) ein ausgeglichenes Spiel erleben zu dürfen, war schon sehr erfrischend.

Screenshot aus NHL 25

Und so gelang es mir nach zahlreichen Versuchen, was mir in der Season nicht gelungen war. Beim Abpfiff der Ones-Partie sackte ich ausgepowert auf dem Eis zusammen und ließ meinen ersten 1 zu 0 zu 0 Sieg geschehen. Es mag abstrakt wirken, aber sich in ein Spiel für ein Ziel reinbeißen und dann nach Stunden dieses Ziel endlich zu erreichen, fühlt sich ungemein gut an. Manchmal braucht es nicht viel mehr, als dass man selber einfach nur schlecht ist in dem, was man da an die Konsole bringt.

Eine nicht ganz so normale Review

Und so ist meine Review wahrscheinlich nicht ganz so verlaufen, wie ihr euch wahrscheinlich vorher ausgemalt habt. Anstatt über die neue Ice-Q-Intelligenz der Spieler auf dem Eis oder beeindruckende Spielermodelle zu schwadronieren, seid ihr Zeuge meiner Verzweiflung geworden. Verzweiflung darüber, dass mein eigener Skill zu schwach ist und gleichzeitig NHL 25 so wenig tut, um mich an das Spiel heranzuführen.

Denn am Ende des Tages ist NHL 25 ein EA Sports-Titel wie so viele in den letzten Jahren. Einer Fülle an immer gleichen Modi stehen Lizenzen gegenüber sowie die obligatorischen Buzzwords, die jedes Jahr neu das Interesse ihrer Fans wecken sollen. Neulingen wie mich im Falle von NHL 25 wird somit der Einstieg in das Spiel erschwert. Fast schon, als würde diese Zielgruppe gar nicht mehr für die Entwickler existieren. Und wenn ich was an meiner Reise über das Eis von Fischtown Bremerhaven oder der kleinen Dorfarenen des Ones-Modus gelernt habe, dann, dass es ungemein schade ist, wie sich hier die Simulations-Spiele entwickelt haben. Spiele für Fans der Reihen ohne wirklich den Versuch zu wagen, die eigene Komfortzone zu verlassen. Spieldesign nach Schema F ohne Experimente und ohne Sicherheitsnetz. Auf diese Weise werden Spieler wie ich, die sich die Zähne ausbeißen müssen, von manchen Titeln eher abgeschreckt.

Dem Puck ewig auf der PlayStation 5 hinterher gejagt. Ein herzlicher Dank geht an Electronic Arts für die Bereitstellung eines Mustercodes.