Starfield: Shattered Space (Review)

Die unendlichen Weiten des Alls haben mich wieder verschluckt und auf einem fremden Planeten ausgespuckt. Denn während das Hauptspiel auf viele verschiedene Planeten und prozedurale Generierung setzt, spielt sich Starfield: Shattered Space auf einem handgefertigten Planeten statt. Genauer gesagt, in der Stadt Dazra und deren Umgebung auf Va’ruun’kai. Dort leben die Mitglieder des Hauses Va’ruun, um dessen Verwicklungen und Religion sich der DLC dreht.

Schnell stellt sich heraus, dass es sich dabei nicht nur um ein Haus handelt. Eigentlich spielen drei Häuser eine große Rolle und ein geheimes, viertes … Ach nein, das war Fire Emblem: Three Houses. Auch wenn die Häuserverteilung hier gar nicht so anders aussieht.

Grusel

Nach einem Gespräch mit einer Lehrerin, für die ich bedauerlicherweise keine Schiffsteile entbehren konnte, traf ich im All auf den DLC. Die Lehrerin hat nichts damit zu tun, die Allreise dagegen schon. Ich fand einen interessanten Marker und dahinter eine Raumstation, die abgehackte Hilfssignale aussendete. Natürlich musste ich sofort nachsehen. Ich ließ mich auch nicht davon abschrecken, dass die Schwerkraft fehlte und alles etwas unheimlich wirkte. 

Auch ließ ich mich nicht von der Levelempfehlung abschrecken, die ich deutlich unterschritt. Und das trotz New Game+! Aber das kommt wohl davon, wenn man alles tut, um sich das Kämpfen zu erleichtern. Nicht, dass das bei mir für eine hohe Treffsicherheit gesorgt hätte. So waren die Kämpfe für mich im gesamten DLC ein wenig fordernd, aber durchaus machbar. Eine gute Ausrüstung und möglichst viele Heilmittel würde ich dennoch empfehlen.

Während ich ungelenk durch die Station schwebte und allerlei versuchte (Schwerkraft herstellen, die Geschehnisse ergründen, …), traf ich auf die ersten Gegner. Blau schimmernde, aber doch menschlich erscheinende Gestalten, die sehr menschlich erscheinende Leichen hinterließen. Vortexphantome, wie sich herausstellte. Ein weiteres Geheimnis, das ich lüften wollte.

Der richtige Grusel hält sich hier noch in Grenzen. Es ist vor allem ein Mysterium und eine leicht unheimliche Grundstimmung auf der Station. Später gibt es dann aber auch eine Gruselgeschichte um einen Geist in einem Waisenhaus in einer Nebenquest. 

Nach dem Trailer hatte ich einige Bedenken, doch für mich wurde Shattered Space nie zu unheimlich. Entsprechend könnten große Horrorfans vielleicht etwas enttäuscht sein. Ich jedoch mochte die leicht unheimliche Atmosphäre an verschiedenen Orten.

Screenshot von Shattered Space mit einem Vortexphantom hinter einer blauschwarzen Masse.
… versteckt sich einfach hinter diesem Zeug!
Entscheidungen

Wenig später landete ich auf einem mir fremden Planeten. Als erste fremde Person seit langer Zeit wurde ich nicht unbedingt freundlich aufgenommen. Doch da ich besonders bin, waren die meisten bereits nach kurzer Zeit offen für mich oder zumindest nur noch ein wenig misstrauisch. Einen der Händler konnte ich aber absolut nicht davon überzeugen, dass ich eigentlich ganz nett und harmlos bin.

Ich meine, ich habe zwar ein paar Leute getötet, aber eigentlich nur Fanatiker. Und, na ja, Vortexphantome, aber die zählen bestimmt nicht. Bei allen anderen habe ich mir in den Haupt- und Nebenquests große Mühe gegeben, die Tode gering zu halten. Selbst wenn mir in verschiedenen Fällen aufgetragen wurde, jemanden zu töten. Ich mochte die Freiheit, einen anderen Weg wählen zu können. 

Besonders ist mir dabei eine der Nebenquests im Gedächtnis geblieben. Ich untersuchte ein unheimliches Geheimnis und entdeckte dabei eine Verbindung zu einer anderen Quest. Irgendwann sollte ich mit jemandem sprechen, habe aber erst einmal die Umgebung genauer erkundet. Plötzlich wurde ich angegriffen, und beinahe hätte ich zurückgeschossen. Schließlich hatte ich meine Gelegenheit für ein Gespräch verpasst. Aber dann probierte ich etwas anderes aus und war tatsächlich erfolgreich! Darüber habe ich mich sehr gefreut.

In anderen Fällen war eher meine Überzeugungskraft gefragt, wenn ich meinen Willen durchsetzen wollte. In Shattered Space waren die Auswahlmöglichkeiten dabei ein wenig überzeugender als noch im Hauptspiel. Die Reaktionen waren teilweise jedoch wieder vage formuliert. Aber dafür fällt die Mimik in Gesprächen kaum noch negativ auf.

Meine Überzeugungskraft war leider nicht besonders ausgeprägt, doch ich hatte mehrere Gelegenheiten, um zu üben und sie anschließend mit einem Fähigkeitenpunkt verbessern zu können. 

Einfluss oder nicht?

Vereinzelt hatte ich aber auch Auswahlmöglichkeiten in Gesprächen, die auf meinen anderen Fähigkeiten basierten. Deshalb konnte ich mein medizinisches Wissen nutzen, um jemanden in die Richtung zu schubsen, in der ich ihn haben wollte. Auch mein erworbenes Wissen aus dem bereits abgeschlossenen Spieldurchlauf hat ein paar spezielle Dialogzeilen ermöglicht, war aber weniger entscheidend.

Gerade deshalb, weil ich mit meinen Entscheidungen an vielen Stellen über Leben und Tod richten kann (wenn auch nicht immer erfolgreich), fallen andere Momente auf, in denen meine Auswahl eben keinen Unterschied macht. Das sind nicht besonders viele, aber schade ist es dennoch. Schließlich hatte ich besonders viel Spaß damit, zu versuchen, meinen Willen durchzusetzen. Oder vorher überhaupt die Entscheidung zu treffen, was ich gern erreichen möchte. Denn warum soll ich eine besonders schwierige Wahl treffen, nur damit meine Handlung hinterher keinen wirklichen Unterschied macht?

Screenshot Shattered Space: Orahim: "Wenn man von Geistern zahlloser Toter heimgesucht wird, von Menschen, die man ermordet hat, beginnt man, sich Sorgen zu machen, was einen nach dem Tod erwartet."
Na dann ist ja gut, dass ich nur töte, wenn ich unbedingt muss.
Himmelsrosa und Erdenblau

Optisch gefällt mir Va’ruun’kai sehr. Die Farbe des Himmels im Kontrast zum Gestein. Eine weitgehend karge Gegend mit vereinzelter Flora, dazwischen die wilden Zriegen. Während einer Nebenquest wurde ich mehrfach kreuz und quer über den bespielbaren Abschnitt gescheucht. Ich hätte mich in den Dialogen auch darüber beschweren können, aber ich habe die Quest ja selbst angenommen. Außerdem konnte ich so eine ganze Menge Schnellreisepunkte aufdecken, die mir anschließend Laufwege abnahmen.

Dazwischen entdeckte ich auch ein paar interessante Orte. Ein besonderer Angler hat mich dazu bewogen, mit dem Fotomodus herumzuspielen. Anderswo freute ich mich über einen verwaisten Schlafsack, in dem ich mich ausruhen konnte, ohne die Ärztin aufzusuchen.

Auch in verschiedene Gebäude oder Einrichtungen schickte Shattered Space mich. Wann immer ich zurück in der Stadt war, deckte ich mich mit neuen Digidietrichen (und Schiffsteilen für später!) ein, um verschlossene Truhen oder Türen zu öffnen, hinter denen sich meist mehr Waffen oder dergleichen verbargen. Meist ist die Waffenauswahl jedoch etwas eingeschränkt. Auch die Gegnervarianz ist nicht besonders hoch, aber ausreichend. Besonders für den doch eher kleinen örtlichen Rahmen.

Der Hauptweg bot einige leichtere Rätsel und Momente, in denen ich beispielsweise nach Batterien suchen musste. Während Questmarker zu Orten führen (teilweise sogar abschnittsweise, um den Weg nachvollziehen zu können), erfordern solche Aufgaben die Erkundung der Einrichtung. Dabei gab ich mir diesmal alle Mühe, nicht jedes Notizbuch einzusammeln. Stattdessen erreichte ich oftmals durch Waffen die Grenzen meiner Tragekapazitäten. Immerhin gingen die mir so nicht aus. Die Munition dagegen schoss ich ein wenig zu oft in Wände oder den Boden.

Haus Va’ruun

Da Shattered Space sich ganz auf Haus Va’ruun und alles, was damit zusammenhängt, konzentriert, lernte ich viele Beteiligte gut kennen. Besonders gefiel mir, die einzelnen Häuser, denen ich helfen sollte, aus unterschiedlichen Blickwinkeln kennenzulernen. Nach den ersten Hauptquests habe ich mich erst einmal auf die Nebenquests konzentriert. Dabei habe ich Verwicklungen von einzelnen Mitgliedern eines der Häuser mit den Fanatikern entdeckt. Später habe ich von anderen Mitgliedern ganz andere Dinge erfahren, die das Haus noch einmal plastischer gestaltet haben. 

Tatsächlich war ich mit den Nebenquests am meisten beschäftigt. Die Hauptquest allein ist eher kompakt, doch zusammen mit den Nebenquests habe ich zwölf Stunden mit Shattered Space verbracht. Abseits meiner genrebedingten Probleme beim Kämpfen wurde ich dabei gut unterhalten. 

Einschränkend möchte ich erwähnen, dass ich abseits von Starfield kaum Berührungspunkte mit Bethesdas RPGs habe. Parallelen zu Morrowind kann ich entsprechend nicht einordnen. Aber für sich genommen finde ich die Geschehnisse für den Spielzeitrahmen gut ausgebaut.

Blick auf die Stadt Dazra beim ersten Betreten.
Fazit

Ich hatte mit Starfield: Shattered Space viel Freude. Die Gegner waren an einzelnen Stellen vielleicht etwas zu vielzählig, doch mit der Erkundung und Gesprächen habe ich gern meine Zeit verbracht. Zudem ist die Mimik in den Gesprächen deutlich besser geworden, als sie es zu Release des Hauptspiels war. Ich mag besonders die Nebenquests mit ihren eigenen, teilweise übergreifenden Geschichten, und die Entscheidungsfreiheit. Leider ist diese an einzelnen Stellen nur vermeintlich gegeben. Doch dort, wo es möglich war, habe ich gern zuerst eine friedliche Lösung angestrebt. Nicht immer erfolgreich, aber das Risiko gehört dazu. Durch die Beschränkung auf einen (handgemachten) Ort wird auch die Wiederholung reduziert. Damit sind die größten Kritikpunkte am Hauptspiel im DLC nicht oder kaum vorhanden, also ist Shattered Space für mich gut gelungen.

Herzlichen Dank an Bethesda für das Testmuster. Gespielt auf Xbox Series X.