Frostpunk (Review)

Steampunk, der Traum eines jeden Industrie Liebhaber. Große mit Dampfkraft betriebene Maschinen stehen hier im Vordergrund und erfüllen Dinge, die heutzutage noch nicht einmal möglich sind. Es ist also kein Wunder, dass dieser Stil global so viele Fans hat. Aber das wäre ja nichts mehr Besonderes, dachte sich der Entwickler 11bit Studios und schraubte etwas an dem Szenario. Und so wirft uns der Entwickler in eine immer kälter werdende Version unserer Erde. Hier müssen wir alles tun, um unseren Generator am Leben zu erhalten.

Aller Anfang ist schwer und so beginnen wir erstmal im Kleinen zu überleben

Der Generator – das Herzstück eurer Stadt

Der Generator ist das Herz unserer Stadt, denn er steht nicht nur in der Mitte, sondern ist auch unsere Hauptwärmequelle. Da der Generator nur eine gewisse Stärke und Reichweite hat und somit nicht bis an das Ende der Karte alles beheizen kann, müssen wir uns von Anfang an überlegen, wo wir was wie platzieren. Gebäude, die die meiste Wärme benötigen kommen somit näher an das Zentrum unserer Stadt. Alle Gebäude die weiter Weg aufgebaut werden, müssen dann zwangsweise nur mit einer Heizung und einem Wärmezentrum klarkommen.

Da es im Verlauf einer jeden Runde immer kälter wird, müssen wir den Generator auch fleißig upgraden. Hierfür müssen wir neue Technologien mit Hilfe der Werkstatt und fünf Ingenieuren erforschen. Im Technologiebaum ist unter anderem auch ein Effizienz Upgrade, mit dem der Generator geringere Mengen an Kohle pro in-Game Stunde verbraucht.

Der Generator glüht in der Mitte, darum ensteht ein erster Kreis aus den wichtigsten Gebäuden

Die Hoffnung stirbt zuletzt…

Eure Bewohner sind in mehrere Gruppen unterteilt. Die Arbeiter können grobe Arbeiten verrichten, jedoch nicht forschen oder heilen. Währenddessen sind Ingenieure da, um unter anderem in der Werkstatt zu forschen oder in einer Klinik zu arbeiten. Jedoch können diese zum Beispiel nicht jagen gehen. Natürlich dürfen auch Kinder nicht innerhalb der Bevölkerung fehlen. So können wir unsere Zukunft auch schon im jungen Alter, dank des praktischen Kinderarbeit Gesetzes, direkt im Stahlwerk mitarbeiten lassen. Dieses Gesetz ist zwar optional, aber wenn durch einen Sturm mal zu viele Arbeiter gestorben sind, müssen die jungen Helden halt mit anpacken.

Solche Gesetze ziehen natürlich ihre Nachteile hinter sich her. Denn bei in Kraft treten des Kinderarbeit Gesetzes, steigt die Unzufriedenheit eurer Bevölkerung und die Hoffnung sinkt. Je höher die Unzufriedenheit ist, umso mehr Forderungen haben unsere Arbeiter und umso mehr Probleme treten innerhalb der Bevölkerung auf. Das Gleiche gilt auch für die Hoffnung, sinkt diese zu stark ab, kann es sogar sein, dass Arbeiter unsere Stadt verlassen oder inneffizienter arbeiten. Hierbei gilt es die Bedürfnisse der Bewohner zu beobachten und zu erfüllen. In so einer Eiswüste kann sogar ein Wirtshaus schon wahre Wunder bewirken. Sollte das noch nicht reichen, so können wir dieses auch noch zu einem Freudenhaus upgraden. An sich gibt uns Frostpunk hier einige Möglichkeit unsere Einwohner bei Laune zu halten und deren Leben etwas zu verbessern.

Bei Anfragen, wie dieser, gilt es die beste Wahl für die gesamte Siedlung zu treffen und gleichzeitig niemanden zu enttäuschen

Alles hat Konsequzenzen

Es gibt viele Entscheidungen innerhalb von Frostpunk, aber eines haben alle gemeinsam: Nahezu nichts bringt nur Positives mit sich.

Und das ist auch eins der Mottos des apokalyptischen Aufbausimulators, denn dieser liebt es euch Steine in den Weg zu legen. So kann es passieren, dass die Bewohner dringend neue Wohngebäude verlangen. Wir allerdings dank des Wetters unsere Einwohner nicht in der vom Generator weit entfernten Sägemühle sicher arbeiten lassen können, um die benötigten Ressourcen zu beschaffen. Oder wir besitzen einen mächtigen Automaton, welcher in der Kälter rund um die Uhr arbeiten kann, jedoch leider hier und da auf einen unserer Arbeiter tritt und diesen entweder direkt umbringt oder zu einem Amputierten macht. Ich könnte hier viele Beispiele nennen, aber möchte euch nicht zu viel vorwegnehmen. Denn der Charme des Spiels besteht darin in diese trostlose Einöde hineingeworfen zu werden und hilflos innerhalb der ersten paar Runden zu versuchen irgendwie alles am Leben zu erhalten.

Und so ertappt man sich gerade am Anfang fragwürdige Gesetze zu erlassen oder nur dann etwas zu bauen, wenn die Leute sich darüber beschweren es nicht zu haben. Ganz nach dem Motto: „Ich weiß ihr braucht ein Dach über eurem Kopf bei -40°C, ihr müsst nur ganz lieb danach fragen. Trotzdem vielen Dank für den Hinweis.“

In einer solchen Extremsituation geht es nun mal mehr ums Überleben als ums Leben denkt man sich da direkt. Das wird auch deutlich, wenn man den Fokus der Forschungen sieht. Diese dienen nämlich stark der Erhaltung der Wärme innerhalb unserer Siedlung. Ansonsten gibt es auch nur bedingt Neues freizuschalten. Denn außer Produktions- und Wohntechnologien schalten wir den Rest über Gesetze frei.

Um zusätzliche Ressourcen und Einwohner zu erhalten, müssen wir die Welt außerhalb der Siedlung erkunden

Die Szenarien und Spielmodi

Frostpunk bietet uns gleich mehrere Szenarien in der Game of the Year Edition und alle haben eine besondere Herausforderung zu bewältigen. So müssen wir mal eine Gruppe an Menschen davon abhalten aus unserer Obhut zu emigrieren oder aber auch ein anderes Mal Saatgut vor dem ewigen Winter beschützen. Alles in allem sind die Szenarien sehr abwechslungsreich und kreativ gestaltet.

Es gibt auch gleich mehrere Spielmodi, an denen wir uns mehr oder weniger die Zähne ausbeißen können. So existiert neben dem Szenariomodus auch noch der Endlosmodus, welcher aus drei Modi besteht. Der erste Modus mit dem Namen „Durchhalten“ ist für die Hartgesottenen unter uns und bietet eine größere Herausforderung mit weniger Ressourcen und mehr Nachteilen. Der „Konstrukteur“ Modus hingegen, lässt uns wie in dem Szenario „Letzter Herbst“ einen Generator von Grund aufbauen. Während jedoch in dem Szenario anfangs noch mollige +10°C herrschen, starten wir in dem Modus direkt bei Minusgraden. Zu guter Letzt noch der „Sorgenfrei“ Modus in dem wir ohne extra Schwierigkeiten in Ruhe unsere Stadt aufbauen können. Aber wir müssen dennoch sehr aufpassen, denn nur eine falsche Anpassung im Menü und der „Sorgenfrei-Modus ist vielleicht nicht mehr so sorgenfrei“. Das teilt uns das Menü dann jedoch in roter Schrift mit.

Generell haben wir bei allen Modi die Möglichkeit uns den Schwierigkeitsgrad selbst einzustellen oder auch selbst zusammenzustellen. So können wir einstellen, wie anfällig die Einwohner für Krankheiten sind, wie schnell diese Aufgaben erfüllen oder aber auch ob es zufällige Bedrohungen geben soll. Natürlich gibt es noch weitere Schrauben, an denen wir unser Traumszenario dann einstellen können. Jedoch hoffe ich, dass der nächste Teil hier mehr Auswahl bietet, um sich vielleicht sogar noch kreativer in dieser kalten Welt ausleben zu können.

Um es nun noch in Zahlen zu fassen, es gibt sechs Szenarien, acht spielbare Karten (außerhalb der Szenarios) und über 40 Gebäude.

Wo ist der Generator? – Im Szenario „Letzter Herbst“ müssen wir diesen zuerst errichten

Das Bauen und Entscheiden

Da sich das Bauen komplett um den Generator abspielt, sind alle Gebäude in einem Kreis anzuordnen, sodass bei perfekter Planung keine Lücke nahe am Zentrum unserer Siedlung entsteht. Hierbei gilt auch, dass die Gebäude ohne Heizungen oder Wohngebäude näher am Generator stehen sollten als zum Beispiel Arbeitsplätze. Da wir in solchen Ringen bauen müssen, sind die Bauflächen ebenfalls als Teile von Ringen angegeben und selbst das Grid besteht aus Trapezen anstatt aus normalen Quadraten.

Mit einem Klick auf die Temperatur aktivieren wir die Thermosicht mit Hilfe derer wir sehen können, bis wohin der Genrator zur Zeit heizt und ab wo wir weitere Wärmequellen bauen müssen. Diese kann auch angeschaltet werden, um zu sehen, wie sich die Siedlung bei einem Sturm schlägt und wo zuerst Heizungen benötigt werden.

Zum Bauen benötigen wir natürlich auch Ressourcen. Hier macht es uns das Spiel sehr leicht. Es gibt Kohle, Holz, Stahl, Rohnahrung, (gefertigte) Nahrung und Dampfkerne. Alles bis auf die Dampfkerne können ohne Probleme abgebaut, gesammelt oder hergestellt werden. Zum Bauen benötigen wir jedoch nur Holz, Stahl und für besondere Konstruktionen noch die raren Dampfkerne.

Eine große Stadt zu bauen ist zwar mühselig, aber durchaus machbar

Die Grafik, der Stil und das UI

Also das Gameplay ist schon mal mehr als solide, aber wie sieht es denn mit dem Aussehen und der Performance aus? Die kurze Antwort: Es kann zu kleinen Framerate Abbrüchen kommen, aber die stören nicht und wir erhalten dafür sehr detailreiche Texturen und Objekte.

Vor allem der Schnee hat es mir hier angetan. Denn wer Schnee in Videospiele liebt, kommt an Frostpunk nicht vorbei. Nicht nur ziehen eure Leute dynamisch Spuren in den Schnee, auch Gebäude die wärme abstrahlen lassen den Schnee in ihrem Umkreis und auf ihren Dächern schmelzen. Sollten diese mal ausfallen oder der Generator nicht mehr heizen, so kommt dieser Schnee auch wieder schnell auf die Dächer und auf den Boden zurück. Alle Schnee Effekte sind dynamisch und passen sich sogar auf die Temperatur an. Die Gebäude sind alle in eher trist gehalten, jedoch macht das in diesem Stil auch Sinn. Besodners fallen hier die netten Details des Spieles auf, dank welchen es sogar bei näherem Betrachten eine gute Figur macht.

Die Menüs sind schön und sehr passend gestaltet. Die kleineren Effekte des UIs helfen hier, um dem ganzen den letzten Schliff optisch zu geben. Was jedoch bei den Menüs ein Minuspunkt gibt, ist das diese gerade am Anfang sehr beladen wirken und dann zu viel auf einmal die Spieler auf sich aufmerksam machen will. Nachdem man das Spiel ein paar Runden gespielt hat, finden man sich jedoch gut zurecht. Also alles in Betracht gezogen ist der Stil des Spieles komplett durchgezogen und die Objekte zeigen die Detail Verliebtheit der Entwickler. Die Menüs spiegeln auch die Trostlosigkeit der Spielwelt wider, ohne zu langweilen.

Der Start des Szenarios „Ein neues Zuhause“ erklärt mit Hilfe einer hübschen Cutscene, wie alles begann

Fazit – Rücksichtsloser Aufbausimulator in einem Winterwunderland

Schon nach kurzer Zeit zog mich Frostpunk in seinen Bann. So sehr, dass ich regelmäßig auf das Thermometer schaue und nur darauf warte, bis die nächste Kältewelle über mich rollt. Das Spiel ist definitiv nichts für Anfänger und versucht einem das Leben so schwer wie möglich zu machen. Jedoch hat es mich deshalb umso mehr gefreut als ich das erste Szenario erfolgreich abgeschlossen habe. Leider ist hierbei dann auch schnell die Luft bei mir raus gewesen. Leider nachdem man die Szenarien und Karten gespielt hat, bietet das Spiel nichts mehr zum Weitermachen. Die Runden werden immer kürzer, da man irgendwann einfach den Bogen raushat. Um es auf den Punkt zu bringen, mir hat tatsächlich Content gefehlt. Obwohl ich die Game of the Year Edition gespielt habe.

Mag ich
– Schnee, so viel schöner Schnee
– Entscheidungen fühlen sich wichtig an
– Hübscher Grafikstil
– Gut designtes UI

Mag ich nicht
– Wenig Content (trotz GOTY Edition)
– Große Städte sind nur schwer zu bauen
– Kein besonderes Endgame
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Mit Freude auf Frostpunk 2 auf PC getestet.