Virtual Boy Wario Land (Review)

Der Virtual Boy ist wohl der größte Flop, den Nintendo je hat mitmachen müssen und hat auf Grund seiner außerordentlichen Unbeliebtheit nicht einmal den Weg nach Eurpoa geschafft. Entsprechend dünn ist auch das Line-Up des rot-schwarzen Geräts. Der wohl bemerkenswerteste Titel ist – nicht nur des Namens wegen – Virtual Boy Wario Land, das, anders als man vielleicht vermuten mag, nicht etwa ein Port des Game Boy-Titels Wario Land ist, sondern ein eigenständiges Sequel des Game Boy-Klassikers.

Wario möchte eigentlich ausnahmsweise nur in seinem Urlaub im Awazonas entspannen, doch da beobachtet er, wie Biber sich hinter einen Wasserfall schleichen. Neugierig begibt sich Wario ebenfalls hinter den Wasserfall und findet ein geheimes Höhlennetzwerk voller wertvoller Schätze. Als eifriger Schatzjäger kann Wario natürlich auch in seinem Urlaub nicht widerstehen und stürzt sich ins Abenteuer. Wie schon im Vorgänger wird die Geschichte auch hier größtenteils nur über die beiliegende Bedienungsanleitung erzählt, spielt aber für das Spiel an sich auch keine größere Rolle.

Aus mechanischer Sicht ist Virtual Boy Wario Land ein traditioneller Nachfolger, der sich eng an den Ideen aus dem Game Boy-Vorgänger orientiert. Virtual Boy Wario Land ist also weiterhin ein lineares 2D Jump & Run mit zahlreichen Geheimnissen und einem Item-basierten Energiesystem. Mit von der Partie ist wieder Warios Stierhelm sowie der Drachenhelm und der Jet-Helm. Zusätzlich kann Wario aber auch die Fähigkeiten aller drei Helme kombinieren, indem er einen Jet-Helm und einen Drachenhelm sammelt. Auch sein Moveset, inbesondere der markante Rammangriff („Rippentriller“ in der Wario Land Originalanleitung) und die Stampfattacke finden wieder reichlich Verwendung. Leider ist die Oberweltenstruktur des Original-Wario Land hier nicht aufgegriffen worden, so dass die strukturellen Änderungen der Level aus dem ersten Wario Land passé sind. Auch Geheimausgänge sucht man vergebens. Tatsächlich gibt es nicht einmal eine Oberwelt, sondern die Level werden einfach hintereinander weggespielt.

Das soll jedoch nicht bedeuten, dass Wario Land in Sachen Komplexität notwendigerweise einen Rückschritt darstellen würde, denn im Gegenzug haben die Level selbst im wörtlichen Sinne an Tiefe gewonnen. Der Virtual Boy konnte – wie heutige VR-Brillen – ein stereoskopes dreidimensionales Bild darstellen und wenngleich R&D1 das nicht zum Anlass genommen hat, Virtual Boy Wario Land zu einem vollen 3D Jump & Run auszuarbeiten, hat dieser Umstand doch Einfluss auf das Design genommen. Die Level in Virtual Boy Wario Land laufen nämlich in zwei Ebenen ab, einer Vordergrund- und einer Hintergrundebene, zwischen denen Wario an verschiedenen Stellen im Spiel wechseln kann. Der 3D-Effekt ist hierzu zwar nicht wirklich notwendig, erleichtert aber die Navigation schon erheblich und gibt diesem Ebenenwechsel auch eine willkommene optische Tiefe.

Virtual Boy Wario Land ist sich den Beschränkungen seiner Plattform – insbesondere der hohen Belastung auf Grund der eingeschränkten Haltung – augenscheinlich bewusst und fühlt sich im Vergleich zum Game Boy-Vorgänger noch etwas konzentrierter und pointierter an. Der Umfang des Spiels ist geringer – gerade einmal um die vier Stunden wird man für das erste Durchspielen benötigen und für den besten Abspann verlangt das Spiel sogar eine Abschlusszeit von unter zwei Stunden – und das Spiel hat ein gewisses Arcade-Feeling. Bedingt durch den geringeren Zusammenhang zwischen den Levels, den Verzicht auf erneute Besuche in vergangenen Levels und einige zügigere Plattformabschnitte prescht man in Virtual Boy Wario Land recht schnell voran, was trotz aller mechanischen Ähnlichkeiten schon ein deutlich anderes Spielgefühl gibt.

Die nahtlosen Wechsel zwischen Vorder- und Hintergrund, viele clever gestaltete Passagen mit kleinen Rätseln und gelungenen Hüpfpassagen sorgen dafür, dass das Leveldesign einen intensiven, gelungenen Eindruck hinterlässt. Durch seine Kürze und das Mitzählen der Spielzeit lädt Virtual Boy Wario Land zum wiederholten Spielen ein und weiß dabei durchaus zu gefallen. Allerdings bleibt die größte Hürde für das Spiel klar die Plattform. Selbst wenn wiederholtes Spielen durchaus Spaß macht, Virtual Boy Wario Land zu spielen bedeutet ein ziemlich großes Investment, das dann im Grunde nur für dieses eine Spiel genutzt werden kann. Auf Grund der geringen Zahl an verkauften Geräten zahlt man mittlerweile eine ordentliche dreistellige Summe für einen Virtual Boy und wenn man dann im Gegenzug nur vier Stunden unterhalten wird, ist das schon sehr schwer zu rechtfertigen, wenn man nicht ein riesiger Wario-Fan ist.

Technisch ist Virtual Boy Wario Land ein deutlicher Sprung nach vorn für die Reihe, der erst mit Wario Land 4 auf dem Game Boy Advance seine Weiterentwicklung gefunden hat – Teile 2 und 3 sind wieder für den Game Boy respektive Game Boy Color erschienen und können natürlich weder hinsichtlich des optischen Detailgrades noch in Sachen Animationen mithalten. Der rot-schwarze Look ist zwar gewöhnungsbedürftig, der 3D-Effekt kann allerdings überzeugen und gerade, wo die rot-schwarze Palette des Virtual Boys schon ein klares Alleinstellungsmerkmal ist, möchte ich das an der Stelle nicht allzu scharf kritisieren. Virtual Boy Wario Land selbst hätte in der Hinsicht ohnehin keine Wahl gehabt.

Vitual Boy Wario Land ist der eine große Hit des Virtual Boys und fraglos ein kurzes, aber vergnügliches Highlight. Den Kauf des Gerätes kann das sicherlich kaum rechtfertigen, außer, man ist ein riesiger Wario-Fan. Hat man aber die Gelegenheit den Virtual Boy ausführlich auszuprobieren, sollte man Virtual Boy Wario Land auf jeden Fall durchspielen. Schade, dass Nintendo die Gelegenheit verpasst hat, das Spiel auf den Nintendo 3DS zu portieren und so einer größeren Spielerschaft zugänglich zu machen.

Getestet auf Virtual Boy.