
Freunde der quirligen Ape Escape-Affen wurden auf der PlayStation 2 regelrecht verwöhnt. Nicht nur, dass es zahlreiche Spin-Offs für die PlayStation 2 gab, der Hauptreihe wurden gleich zwei neue Spiele spendiert. Ape Escape 3 ist zudem auch der bis heute letzte Teil der Reihe und wurde anders als die beiden Vorgänger bislang nicht im PlayStation Network für PlayStation 4 und 5 angeboten.
Wie schon der Vorgänger Ape Escape 2 ist Ape Escape 3 ein äußerst konservatives Sequel. Zu Beginn des Spiels hat man die Auswahl aus einem männlichen und einem weiblichen Hauptcharakter, die sich spielerisch aber nicht wesentlich unterscheiden und daher im Grunde einen kosmetische Differenzierung darstellen. Der einzige Unterschied, der mir aufgefallen ist, ist der Umstand, dass sich die Affen gelegentlich in den weibliche Hauptcharakter verlieben und dann etwas leichter zu fangen sind. Da das eigentliche Einfangen der Affen so und so bei mehr als 400 Affen im Spiel eine äußerst redundante Tätigkeit ist, würde ich aus spielerischer Sicht den weiblichen Hauptcharakter bevorzugen.

Die Geschichte ist im Wesentlichen unverändert geblieben, der böse Specter hat mit Helmen, die Gedankenkontrolle ausüben können, wieder einmal hunderte Affen auf die Welt losgelassen, die für kräftig Chaos sorgen, während Specter die Weltherrschaft an sich reißen möchte. Es ist nun an unseren Helden, die wildgewordenen Affen mit einem Schmetterlingsnetz einzufangen und den üblen Machenschaften Specters Einhalt zu gebieten. Wie gehabt wird die Geschichte größtenteils mit (deutscher) Sprachausgabe und animationsarmer Einblendungen der sprechenden Figuren vorangetrieben, gelegentlich gibt es aber auch vorgerenderte Sequenzen, um Schlüsselmomente der Geschichte zu inszenieren. In jedem Fall wird man als Kenner der Vorgänger ein gewisses Déjà-vu-Erlebnis haben und als Neueinsteiger nicht das Gefühl haben, irgendetwas verpasst zu haben.
Die Spielstruktur ist identisch zu Ape Escape 2, das heißt, dass man stets im Labor beginnt, in dem man den Spielstand speichern, Items kaufen oder ein Level auswählen kann, das man spielen möchte. Die 20 Level des Spiels müssen in strikt linearer Abfolge absolviert werde, wobei man jederzeit bereits absolvierte Level erneut betreten kann, um weitere Affen – soweit vorhanden – zu fangen oder Münzen und Lebensenergie zu sammeln. Beim ersten Durchlauf wird ein jedes Level automatisch beendet, wenn man die vorgegebene Zahl an Affen gefangen hat. Dabei muss man stets die Mehrzahl der Affen, aber nie alle Affen fangen. Um das beste Ende freizuschalten wird man also jedes Level mindestens zwei Mal spielen müssen, denn nur wer alle Affen eingefangen hat, darf das beste Ende des Spiels sehen.
Da man im Laufe des Spiels zusätzliche Fähigkeiten freischaltet, die auch in früheren Levels noch dazu genutzt werden können und teilweise müssen um zusätzliche Affen zu fangen, ist es nicht zu empfehlen, zu versuchen, jedes Level komplett abzuschließen, bevor man zum nächsten Level vorrückt. Etwas ärgerlich an dem System ist allerdings, dass Ape Escape 3 mehr noch als Ape Escape 2 mehrere Affen auf einen Fleck sammelt – kein Wunder, sind die Affen im Grunde das Äquivalent der Sterne in Super Mario 64, Ape Escape 3 aber trotz vierfacher Affenanzahl mit ca. 6 Stunden Umfang kürzer als Marios erster 3D-Ausflug. Diese Häufung hat nicht nur zur Folge, dass man nach Erreichen eines Zielortes mehrfach durch die Affenfang-Prozedur gehen muss, sondern auch, dass es einem passieren kann, dass man das Level auf Grund des Erreichens der Ziel-Affenzahl abschließt, obwohl man noch nicht alle Affen eingesammelt hat, die man sich gerade erarbeitet hat. Diese eigenartige Vorliebe für Redundanz seitens der Entwickler geht also gleich doppelt zu Lasten des Spielspaßes in Ape Escape 3.

Die Fähigkeiten in Ape Escape 3 kommen in zwei verschiedenen Varianten daher. Altbekannt sind die Gadgets, die einem zum Beispiel erlauben, wie mit einem Propeller nach oben zu wirbeln, oder mittels Hula-Hoop-Reifen deutlich schneller zu rennen. In dieser Hinsicht hat Sonys Japan Studio es sich einfach gemacht und ein weiteres Mal die Gadgets aus dem Vorgänger einfach recycelt. Dass die Gadgets schon nach dem ersten Teil hinreichend ausgelutscht waren, gibt dem einen sehr schalen Beigeschmack. Aber immerhin gibt es eine neue Klasse von Fähigkeiten, die Kostüme. Im Laufe des Spiels schaltet man immer wieder neue Verkleidungen frei, beispielsweise als Cowgirl oder Kampfsportler. Per Pausemenü kann man zwischen den Kostümen wechseln und, sofern man genug Verwandlungsenergie hat, durch Drücken beider Sprungknöpfe (R1 und R2) auf einmal in das aktuell ausgewählte Kostüm schlüpfen.
Anschließend zehrt das Kostüm kontinuierlich an der Lebensenergie des Spielers, dafür kann man mit dem rechten Stick Verwendung von den Spezialfähigkeiten des jeweiligen Kostüms machen. In der Regel handelt es sich hierbei um stärkere Angriffstechniken oder solche mit speziellen Effekten. In jedem Fall geht die Kostümierung mit einer stärkeren Fangtechnik für die Affen einher, die über das Drücken des rechten Sticks (R3) ausgelöst wird. Die Fähigkeiten der Verkleidungen sind gelegentlich für das Fangen eines Affen notwendig, meistens sind sie aber ein reiner Bonus, um bestimmte Aufgaben zu erleichtern. Keineswegs sind die verschiedenen Verkleidungen aber kreativ genug gestaltet, dass sie einen großen Beitrag dazu leisten könnten, Ape Escape 3 die dringend benötigte Frischzellenkur zu verpassen.

Auch im Hinblick auf das Leveldesign kann Ape Escape 3 keine Begeisterungsstürme auslösen. Die Sprungpassagen sind simpel und werden allenfalls durch die nach wie vor unangenehme Steuerung und Sprungphysik zur Herausforderung, die Kämpfe mit den Gegnern sind auf Grund der behäbigen Angriffsanimationen lästig. Geradezu symptomatisch für das mechanisch einfallslose Leveldesign sind die Blockschieberätsel – wenn man den Begriff Rätsel an der Stelle verwenden möchte. Blöcke im Spiel können entlang enger Schienen verschoben werden und zwar in aller Regel nur in eine Richtung und nur einen Block weit. Selbst im letzten Level fällt den Entwicklern hierzu keine bessere Verwendung ein, als einen Blick links von einer Tür einen Block weit nach links zu schieben und einen Block rechts von der Tür eine Blockweite nach rechts zu schieben – ohne jegliche Alternative, wo man den Block sonst hinschieben könnte. Der Sinn einer solchen Übung im letzten Level erschließt sich mir nicht. Immerhin: Die audiovisuelle Gestaltung der Level ist sehr ideen- und abwechslungsreich und kann für Spieler, die hierauf großen Wert legen, sicherlich ein Stück weit über das ernüchternde Gameplay hinweg trösten.
Ape Escpape 3 ist ein bestenfalls durchschnittliches Jump & Run, das von seiner quirligen Präsentation und der zu diesem Zeitpunkt schon sechs Jahre alten Steuerungsinnovation des ersten Ape Escape zehrt, ohne nennenswerte eigene Impulse zu setzen. Zwar wurde das Spiel im Vergleich zum zweiten Teil noch einmal ein klein wenig verfeinert, so dass Spieler, die noch keinen Ape Escape-Teil gespielt haben, am besten gleich den dritten spielen sollten, aber diese Trippelschritte nach vorne reichen bei weitem nicht aus, um eine Empfehlung für Ape Escape 3 auszusprechen.

Getestet auf PlayStation 2.