Ape Escape 2 (Review)

Wenngleich die zwei Analogsticks auf dem Controller mit dem Wechsel von der PlayStation zur PlayStation 2 von einer Kuriosität zum Industriestandard wurden, hat Sonys Japan Studio sein Spiel zur Demonstration der Möglichkeiten des Dual Shock Controllers nicht vergessen. Auf der PlayStation 2 durfte Ape Escape schon früh in die zweite Runde gehen – mit einem über weite Teile kaum veränderten Grundkonzept.

Die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Spielen beginnen schon bei der Geschichte, denn im Grunde könnte man Ape Escape 2 erzählerisch als Neuauflage des Erstlings begreifen. Der böse Specter hat einer Horde Äffchen Helme aufgesetzt, die die Hirnwellen kontrollieren können und die Affen dazu bringen, für ein ungeheuerliches Chaos zu sorgen. Überall auf der Welt treiben die Affen ihr Unwesen und es ist am Spieler, bewaffnet mit einem Fangnetz die Affen schnell wieder einzufangen, bevor sie Specter zur Ergreifung der Weltherrschaft verhelfen.

Auch strukturell fühlt man sich als Kenner des Originals gleich wie zu Hause. In strikt linearer Abfolge erkundet man die ca. 20 Level des Spiels und fängt die vorgegebene Zahl an Affen je Level ein. Die Steuerung ist grundsätzlich vollständig vom Erstling übernommen worden, das heißt, dass man mit den R-Tasten springt, während die Face Buttons dazu dienen, ein Gadget auszuwählen und der rechte Stick zur Bedienung der Gadgets dient. Allerdings wurde die Spielphysik deutlich überarbeitet, so dass insbesondere das Sprungverhalten jetzt wesentlich weniger bockig ist. Zwar ist das Sprungverhalten weiterhin etwas bockig und klassische Plattforming-Sequenzen machen mit der Physik in Ape Escape 2 nach wie vor wenig Spaß, aber immerhin muss man nicht mehr die ganze Zeit gegen die Steuerung kämpfen.

Enttäuschend ist hingegen, dass die Entwickler die Gadgets aus dem ersten Teil nahezu vollständig recycelt haben und nur sehr wenige neue Ideen für die Gadgets umgesetzt haben. Da die Gadgets in Ape Escape 2 bereits weitgehend erforscht waren und wenig Raum für neue Anwendungsmöglichkeiten lassen, leidet Ape Escape 2 darunter, wenn man den Erstling bereits kennt. Obwohl Ape Escape 2 als klassisches Sequel designt ist, erweckt es für mich oft den Eindruck, als wollten die Entwickler das gleiche Spiel noch einmal designen und einige grundlegenden Probleme dabei beheben.

Das Leveldesign ist noch etwas flacher als es in Ape Escape ohnehin schon war und leidet zudem ein wenig darunter, dass die Erhöhung der Affenzahl von ca. 200 auf 300 vor allem durch eine unnötige Dopplung oder gar Verdreifachung, in einem Extremfall Versiebenfachung einzelner Affen erreicht wurde. So gibt es immer wieder Stellen, an denen einfach mehrere Affen herumlaufen, die aber nicht durch individuelle Aufgaben voneinander getrennt vergeben werden. Das ist, abseits des Fangens des Affen, vergleichbar damit, wenn Mario 64 zwei Sterne auf die selbe Plattform legen würde.

Das Fangen der Affen selbst bietet zwar den Vorteil, dass das Sammeln der Hauptsammelgegenstände etwas Action bietet, ist aber auf Dauer auch etwas ermüdend, denn es gibt zwar eine Hand voll verschiedener Fähigkeiten, mit denen sich die Affen gegen die Gefangennahme zur Wehr setzen, leider führt das aber nur selten zu einer nennenswert differenzierten Spielerfahrung. Im Ergebnis empfand ich das Fangen der Affen, trotz einer eher kurzen Spielzeit von etwa sieben Stunden immer wieder als eher lästig als bereichernd.

Technisch ist Ape Escape 2 als frühes PlayStation 2 Werk leicht zu erkennen, stellt aber einen signifikanten Schritt nach vorn im Vergleich zum Vorgänger dar und wird mit weitgehend stabilen 60 Bildern in der Sekunde angezeigt. Wie schon der erste Ape Escape setzt Ape Escape stark auf seinen skurrilen Charakter und hat eine starke eigene optische wie akustische Identität, die es in eine Reihe mit anderen Japan Studio-Spielen wie LocoRoco oder Patapon stellt. Viele der 300 Affen verfügen über ein individuelles Design, was für einen Sammelgegenstand, mit dem man nur wenige Sekunden interagiert, schon ein beachtenswerter Aufwand ist.

Ape Escape 2 ist zwar durch die Bank ein Schritt nach vorn im Vergleich zum in meinen Augen eher schwachen ersten Teil, orientiert sich dabei aber so stark am Erstling, dass man als Kenner des Erstlings keinerlei spielerische Überraschungen zu erwarten hat. Wer noch keinen Ape Escape-Teil gespielt hat, trifft mit Ape Escape 2 sicherlich die bessere Wahl, aber wenn man beide spielt, leidet der als zweites gespielte Teil auf jeden Fall an der enormen Nähe der beiden Spiele.

Getestet auf PlayStation 2.