
Wie gut kann man ein Spiel spielen, dessen Konzept man nicht wirklich verstanden hat? Gut genug für einen Rekord. Das habe ich auf der DoKomi 2024 mit Taisei Project erlebt. Zugegeben, die Aussagekraft ist vermutlich nicht besonders groß, vielleicht saß vor mir auch niemand auf dem Platz, der vorher schon ein an Tōhō Project angelehntes Spiel gespielt hat. Außerdem hatte ich extrem viele Continues und mein Score stieg trotzdem immer wieder an. Vielleicht hatte ich also einfach mehr Ausdauer.
Zwischen Arcade und Retro
Nach meinem Ausflug in die Creative Games Area schlenderte ich ein wenig umher. Nach einem Abstecher zu Nintendo habe ich zuerst die oft beeindruckenden Werke der Artists bewundert, dann zog es mich zurück in Halle 5. Die Retro Wave Arcade bietet einige Retrotitel, die Community Gaming Area wurde von Tekken und Mario Kart 8 Deluxe (mit komplettem Booster-Streckenpass) dominiert. Super Mario Kart und Mario Kart 64 waren ebenfalls vertreten.
An einem der Tische entdeckte ich das Fangame Taisei Project.

Bullet Hell
Taisei Project spielt in der Welt von Tōhō, einer Shoot ‘em up-Spielreihe, die ich zwar kenne, aber bisher nicht gespielt habe. Ziel ist es, die in der Regel 6 Stages abzuschließen. Bosse melden sich zwischendurch zu Wort, verschwinden nach einem kurzen Kampf und tauchen für den Endkampf der Stage wieder auf.
Gegner greifen in spezifischen Mustern aus Kugeln, Karten, Linien und anderen Projektilen an. Ich selbst kann dauerhaft geradeaus feuern, der Fokus liegt darauf, den gegnerischen Geschossen auszuweichen.
Mit einem zweiten Knopf kann ich auch seitwärts schießen. Ein freundlicher Hinweis brachte mich darauf, dass ich mir einen zweiten Effekt dieses Angriffs zunutze machen kann: Dadurch verlangsamt sich das Spiel und ich kann meinen Charakter besser durch den Kugelhagel manövrieren. Bemerkt hatte ich die Verlangsamung zwar, aber auf die Idee, sie zu benutzen, kam ich einfach nicht.
Das hat erst einmal dazu geführt, dass ich schlechter gespielt habe als zuvor. Da aber die Continues großzügig vergeben wurden, konnte ich mich langsam an den neuen Spielstil gewöhnen.
Insgesamt hatte ich das Gefühl, sehr lange gespielt zu haben. Dabei dauern einzelne Abschnitte meist nicht ewig. Für einen relativ weiten Durchgang mag das in Ordnung sein, aber für mehrere Durchgänge hintereinander, um einen Highscore zu jagen, wäre eine etwas kürzere Spieldauer vielleicht angenehmer.
Das Ausweichen hat aber die meiste Zeit gut funktioniert. Da die Hitbox des Spielcharakters kleiner ist als die Figur selbst, ist ein knapp aussehendes Ausweichen zwar nicht so knapp, wie es aussieht, aber im laufenden Spiel sorgt das trotzdem oft für ein kleines Erfolgserlebnis.

Punkte und Zahlen
Neben dem Durchspielen spielt natürlich auch der bereits erwähnte Highscore eine Rolle. Punkte sammle ich auf dem Spielfeld auf, wenn ich sie nicht gerade mit Kugeln verwechsle und ihnen deshalb ausweiche. Mit der Zeit habe ich aber schneller erkannt, welche Objekte sicher sind und welche nicht. Daneben gibt es auch Kraftpunkte, die meinen Angriff verstärken, und Extraleben.
Eine hohe Punktzahl sorgt wohl auch für mehr Continues, aber mein einzelner Durchgang hat nicht ausgereicht, um jedes Detail von Taisei Project zu erfassen. Neben dem Highscore werden auch weitere Werte auf dem Bildschirm angezeigt wie etwa der Angriff. Meistens war ich aber zu sehr mit Ausweichen beschäftigt, um nach rechts zu schauen und mehr zu erkennen als Zahlen und Buchstaben. Gleichzeitig bedeutet das auch, dass ich die Werte weitestgehend ignorieren kann und trotzdem ganz gut zurechtkomme. Außerdem wird auch die Framerate angezeigt, die unverlangsamt meistens bei oder knapp unter 60 liegt und nicht merklich einbricht.
Außerdem habe ich mir unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und Spielcharaktere nicht angeschaut. Diese dürften das Spiel ebenfalls beeinflussen.
Spezialangriffe
Die Angriffsmuster werden mit jeder Stage und jedem Boss komplexer. Zudem verfügen die Bosse auch über spezielle Angriffe, die noch mehr Farben und Muster auf den Bildschirm werfen und eine besondere Herausforderung bedeuten. Ich kann mit einer eigenen Aktion darauf reagieren, um dem Angriff einen eigenen Angriff entgegenzusetzen.
Dieser Spezialangriff ist die Spell Card, die auch den Hintergrund verändert. Bringe ich die Lebenspunkte des Gegners schnell genug auf 0, ohne getroffen zu werden oder selbst meine Spell Card einzusetzen, kann ich die Spell Card fangen. Entsprechend habe ich das anfangs noch geschafft, später aber nicht mehr.

Eine kleine Geschichte
Die verschiedenen Stages sind über eine Geschichte miteinander verbunden. Die Bosse sprechen mehrfach kurz mit meinem Spielcharakter. Ich spiele ein Schreinmädchen und treffe auf meinem Weg beispielsweise auf Insektenmonster. Während das Schreinmädchen versucht, die Geschehnisse zu ergründen, erreicht sie sogar einen Turm. Die Bosse sind alle charakterlich ein bisschen ausgearbeitet, auch wenn die Dialoge wenig Raum bieten. Mir ist besonders die Bossgegnerin im Gedächtnis geblieben, die das Outfit meines Charakters kritisiert hat. Dabei sieht sie doch fast so aus, als würde sie wirklich in einem Schrein arbeiten.
Mir fehlt leider der Überblick über die Bosse, weshalb ich nicht weiß, wie weit ich gekommen bin, aber ich hatte schon das Gefühl, recht weit gekommen zu sein. Das Ende war dann so abrupt, dass ich mir nicht sicher bin, ob mir alle Continues ausgegangen sind oder ich versehentlich abgebrochen habe. Als ich am Sonntag noch einmal auf den Bildschirm geschaut habe, lag der Rekord gar nicht so viel höher. Vielleicht habe ich mich doch nicht ganz amateurhaft angestellt.
Fazit
Wie gut Taisei Project das Feeling von Tōhō Project einfängt, kann ich nicht beurteilen, ich hatte bei meiner Runde auf der DoKomi aber meinen Spaß damit. Es fühlte sich vielleicht ein wenig zu lang an, aber ich hatte Spaß daran, den Charakter durch die Bullet Hell zu führen. Vermutlich würde ich nicht lange versuchen, den Highscore zu brechen, aber für eine Runde zwischendurch würde ich das Spiel vielleicht spielen. Welche weiteren Änderungen am Titel geplant sind, weiß ich nicht, aber er ist in der aktuellen Form gut spielbar. Der Spielstart ist allerdings nicht ganz so einfach wie bei einem Spiel auf Steam. Ansonsten spricht für mich jedoch nichts dagegen, Taisei Project einmal auszuprobieren.
Angespielt auf der DoKomi 2024.