
Als Sony den Dual Analog Controller und kurz darauf den Dual Shock Controller veröffentlicht hat, wirkte der rechte Analogstick zunächst wie ein wenig durchdachter Fremdkörper. Die heute übliche Verwendung als Kamerastick konnte sich erst in der Nachfolgegeneration durchsetzen und so wurde der rechte Stick lange Zeit allenfalls für Spielereien eingesetzt. Doch im Jahre 1999 hat sich Sonys Japan Studio angeschickt, das Potenzial des Dual Shock-Controllers mit einem stilistisch markanten Titel unter Beweis zu stellen, die Rede ist vom 3D Jump & Run Ape Escape.
In Ape Escape schlüpft man wahlweise in die Rolle eines Mädchens oder eines Jungen und muss ca. 200 wild gewordene Affen wieder einfangen. Die Affen wurden mit einem Helm, der Hirnwellen verändern kann, ausgestattet und sorgen überall wo sie aufkreuzen für ein heilloses Durcheinander. In insgesamt neun thematisch differenzierten Welten zu jeweils drei Level – drei Welten haben jeweils nur eines – zieht man mit seinem Käscher los, um wieder für Frieden zu sorgen und den Unruhestifter, der die Affen auf die Welt losgelassen hat, zu stoppen.

Die erste große Besonderheit der Steuerung ist, dass das ganze Spielkonzept sich um die Analogsticks aufbaut. Folgerichtig ist es auch nicht möglich, Ape Escape mit dem der PlayStation beiliegenden digitalen Controller zu spielen. Mit dem linken Stick bewegt man seinen Affenfänger, soweit nichts Besonderes, aber die Facebuttons dienen, ähnlich wie die C-Knöpfe in Zelda Ocarina of Time, dazu, ein Gerät auszuwählen, das man dann mit dem rechten Stick bedienen kann. Das wichtigste Gerät ist natürlich der Käscher, den man dann mit dem rechten Stick in alle Richtungen schwingen kann, es gibt aber noch zahlreiche weitere Geräte wie einen Hula-Hoop-Reifen, der einem eine deutlich erhöhe Laufgeschwindigkeit erlaubt, oder einen Propeller, mit dem man besonders hoch springen kann. Man sollte sich in jedem Fall darauf einstellen, den rechten Stick viel zu rotieren, um Spezialfähigkeiten auszulösen.
Nun stellt sich natürlich für Kenner des Genres die Frage, was denn mit der wohl wichtigsten Fähigkeit eines Jump & Runs ist, dem Springen? Diese Funktion wurde in Ape Escape auf die beiden rechten Schultertasten gelegt, was sicherlich gewöhnungsbedürftig ist, aber in Anbetracht der intensiven Nutzung des rechten Sticks doch sinnvoll erscheint. Wer es lieber traditioneller mag, kann in modernen Neuauflagen wie z. B. über das PSN auf der PlayStation 4 oder 5 die Steuerung umstellen, aber dann sollte man in jedem Fall einen flinken rechten Daumen mitbringen.

Die Steuerung funktioniert also grundsätzlich ganz ordentlich, fühlt sich aber dennoch alles andere als gut an. Das fängt mit der enorm langsamen Bewegungsgeschwindigkeit der Helden an, erstreckt sich über den unsäglich steifen Sprung bis hin zu der allgemeinen Trägheit der Gadgets, die immer wieder zu einem fundamentalen Problem wird. Dadurch, dass die Verwendung der Gadgets mit einer langen Animation verbunden sind, kann es leicht passieren, dass man ein Gadget in eine Richtung einsetzt, sich anschließend in eine andere Richtung bewegt und dann die Einsatzrichtung des Gadgets mit verschoben wird. Bis zum Ende des Spiels habe ich mich immer wieder über die träge und unangenehme Steuerung geärgert; die Vorteile des ungewöhnlichen Designansatzes werden in der Unzulänglichkeit der Umsetzung erstickt.
Nun wäre all das vielleicht noch verkraftbar, wenn das Leveldesign gut wäre, doch das kann man meines Erachtens über Ape Escape kaum behaupten. Das Leveldesign ist sehr flach, die Gimmicks, insbesondere das Ruderboot, sind eine regelrechte Zumutung und keine Aufgabe im Spiel hat eine durchdachte mechanische Dramaturgie. Die eigentlich ganz amüsante Idee, dass die Sammelgegenstände Affen sind, die sich nicht fangen lassen wollen, erschöpft sich spielerisch ziemlich schnell und in vielen Fällen ist das eigentliche Fangen der Affen nur ein leicht nerviges Hindernis, das spielerisch nichts Nennenswertes beizutragen hat.

Die Präsentation von Ape Escape ist technisch sauber und weiß mit einem skurrilen Charme aufzuweisen, der Ape Escape zweifelsohne aus der Masse der Spiele herausstechen lässt und selbst im bunten Jump & Run-Genre noch prägnant erscheint. Die individuellen Affe-Designs enthalten oft humoristische Anspielungen und der ganze Ton des Spiels ist ungezwungen und leicht chaotisch. Das wird auch durch die weitgehend gelungene musikalische Untermalung unterstrichen.
Ape Escape ist ein ungewöhnliches, aber im Endeffekt spielerisch schlicht nicht überzeugendes Experiment, das eine markante Präsentation und individuelle Spielmechaniken mit bockiger Steuerung und langweiligem Leveldesign paart. Liebhaber des Genres könnten auf Grund des ungewöhnliches Designansatzes sicherlich einmal einen Blick riskieren, aber Ape Escape ist spielerisch allenfalls im hinteren Mittelfeld selbst auf dem überlaufenen Markt der 3D Jump & Runs der ersten PlayStation anzusiedeln.

Getestet auf PlayStation.