
Das erste Tekken ist doch tatsächlich schon fast 30 Jahre alt. Ja, schon seit 1994 liefert Namco (heute Bandai Namco) die Kämpfe zwischen Martial Arts Kämpfern, Robotern, Teufeln und Tieren.
Tekken steht in gewisser Weise für den Durchbruch der (klassischen) 3D Kampfspiele. Es war nicht das erste, davor gab es schon Virtua Fighter, aber wohl das mit dem meisten Impakt. Dabei war es nicht mal ein richtiges 3D Kampfspiel, denn eine richtige 3D Bewegung im Kampf gab es noch nicht. 3D bezog sich hierbei (noch!) primär auf die Grafik.
Als kleine Einführung werde ich in jedem Tekken Artikel vier Charaktere im Bild präsentieren. Den groben Main Charakter (hier Kazuya), King (für den direkten Vergleich), Yoshimitsu (weil sich sein Stil immer stark ändert) und ein neuer Charakter (hier einfach Nina genommen).

Tekken’s Story: von Klippen, Rache und Vater-Sohn-Beziehungen
Die Story im ersten Tekken ist schnell erklärt. Der Protagonist Kazuya Mishima wird noch vor dem Spiel von seinem Vater Heihachi Mishima eine Klippe runter geworfen, was er aber überlebt. Jahre später veranstaltet Heihachi ein Turnier, das „The King of Iron Fist Tournament“, mit ihm als finalen Boss. Kazuya nimmt daran teil, um sich an Heihachi zu rächen. Andere Kämpfer haben meist das Preisgeld als Ziel, aus verschiedenen Gründen.
Doch dies wird innerhalb des Spiels nicht erklärt und muss eher auf anderem Wege nachgelesen werden. Im Spiel selbst sehen wir nur zwei Intro Sequenzen und je einen Endclip der 8 Starter Charaktere, nach Beenden des Arcade Modus. Daher dient Tekken mehr als Basis, auf die in späteren Tekken Stories häufiger Bezug genommen wird.

Tekken hat viel und wenig zu gleich
Auch im generellen Spielumfang ist das erste Tekken noch sehr schlicht gehalten. Bei den Modi gibt es nur Arcade (1 Spieler, 9 Kämpfe) und den typischen 2 Spieler VS (Versus/Gegeneinander) Modus. Immerhin haben wir bereits ein paar Optionen zur Auswahl, wie dem Schwierigkeitsgrad oder die Anzahl der Runden je Kampf.
Beim wichtigsten Kerninhalt eines Kampfspiels, den Charakteren, bot die ursprüngliche Arcade Version 8 Kämpfer und zusätzlich gab es für jeden Kämpfer einen NPC Rivalen im Arcade Modus, sowie Heihachi als NPC Final Boss. In der heimischen PlayStation Version sind hingegen alle Rivalen und ebenso Heihachi freischaltbar. Was beeindruckende 17 Charaktere für ein solch frühes Kampfspiel auf den Tisch bringt. Wobei Heihachi wirklich schwierig freizuschalten ist und man ihn demnach für die meisten Spieler fast wieder raus rechnen kann.
Kampfarenen gibt es 11 Stück, doch diese werden rein zufällig ausgewählt und haben nur einen stilistischen Zweck, weil in den ersten Tekken Spielen man auf endlosen Arenen kämpft. Sprich, man trifft niemals eine Wand oder ähnliches. Natürlich ist die Abwechslung in Szenerie und Musik dennoch schön.

Die ikonische Gameplay-Basis von Tekken
Im Gameplay beweist sich Tekken schon direkt als solide Grundbasis, welche im Konzept auch heute noch so verwendet wird. Gleichzeitig lässt es aber viele essentielle Dinge aus späteren Tekken Spielen missen und zeigt sich auch bei weitem nicht so flüssig wie diese.
Typisch für ein klassisches Kampfspiel stehen sich die Kämpfer in Tekken gegenüber und schauen sich immer an, auch bei Seitenwechseln. Die Bewegung läuft über das Steuerkreuz ab, wobei man sich nach Rechts/Links bewegen kann (genannt Vorwärts/Rückwärts, anhand Blickrichtung des Charakters) und man mit Oben/Unten Springen und Ducken kann. Auch ganz typisch blockt man, in dem man sich mit dem Charakter Rückwärts bewegt und für tiefe Angriffe zusätzlich duckt. Ein Unterschied zu 2D Kampfspielen ist das Blocken von mittleren Angriffen, welche in 2D Kampfspielen im Stehen und Ducken geblockt werden können, hingegen in Tekken (und anderen 3D Kampfspielen) nur im Stehen geblockt werden können. Ebenso können hohe Angriffe geduckt werden, damit sie ins Leere gehen, was bei einem 2D Kampfspiel normalerweise nicht funktioniert.

Die Angriffe stellen sich als äußerst intuitiv dar. Es gibt 4 Angriffstasten, wobei jede Taste für ein Gliedmaß steht (Viereck: linker Arm, Dreieck: rechter Arm, Kreuz: linkes Bein, Kreis: rechtes Bein). Kombinationen, wie z.B. ein Schlag mit zwei Fäusten, werden dann auch entsprechenden mit den zwei passenden Tasten zusammen ausgeführt. Verschiedene andere Angriffe, wie z.B. Kopfnüsse, sind möglichst passend belegt, darunter auch Griffe/Würfe. Dies alles wird außerdem mit den Richtungstasten kombiniert, um möglichst viele diverse Moves und Eingabearten zu bieten. Ebenso typisch für ein Kampfspiel gibt es die „gefürchteten“ Viertel- oder Halbkreis Eingaben. Dank dieser Variation spielt sich jeder Charakter anders und man kann nur selten mit einem zweiten Charakter umgehen, weil man den ersten schon beherrscht.
Doch in Tekken ist mehreres noch nicht gut ausgebaut. So sehr, dass ich es teils als schlecht bezeichnen würde. Erst mal ist es eigentlich kein richtiges 3D Kampfspiel, denn freie Bewegung in den Raum gibt es hier noch nicht. Zwar erzeugen manche Moves (besonders Würfe) eine optische Bewegung im Raum, doch das spielt, bis auf die Begutachtung der hübschen Szenerie, gar keine Rolle, weil die Kampfarenen noch endlos sind. Wer Tekken das erste mal spielt, wird sich bestimmt wundern, wie lange die Charaktere brauchen, um aufzustehen. Auch dies ist für mich ein hartes Manko. Auf ein gewisses Timing kann man manchmal etwas schneller aufstehen, aber die Vielfalt und den Flow des „Groundplays“ von späteren Tekken Spielen lässt es einfach noch komplett missen. Das geht soweit, dass gewisse Angriffe auf den Boden garantiert sind, weil die Charaktere eben so lange brauchen um aufzustehen. Was auch auffällt, ist der unheimlich hohe Sprung eines Charakters, dieser wirkt so seltsam und unpraktisch. Hierbei merkt man, dass sich noch an anderen Kampfspielen orientiert wurde, bevor später mit Tekken 3 eine passendere Basis gefunden wurde.
Zu „schlechter Letzt“ scheint auch das Balancing der Charaktere noch in den Kinderschuhen zu stecken. Hier fehlt mir bestimmt nur das Know-How zum ersten Teil, doch manche Moves in Tekken sind einfach unglaublich stark und scheinbar kaum bis gar nicht bestrafbar, wenn man sie blockt. Für mich war vor allem Paul echt ein anstrengender Gegner, wobei ich über Heihachi oder Lee gar nicht erst reden will. Übrigens ist der Schwierigkeitsgrad auch allgemein sehr hoch. So hoch, dass es selbst auf Easy ab der Mitte ziemlich stramm wird.

Gealterter Tekken Style
Optisch macht dieses alte Spiel natürlich auch nicht mehr viel her. Den Charaktermodellen sieht man einfach stark die ersten Gehversuche an und die CGI Cutscenes sind schon fast gruselig. Doch dem im Gegenzug stehen die tollen Ideen der Charakter-Designs. Charaktere wie Kazuya, King, Paul, Heihachi, Nina, Jack usw. wurden schon in diesem ersten Tekken eingeführt und sind dabei im groben Grund-Design auch ihrem Stil heute noch treu geblieben. Als Fan von King macht mich das besonders glücklich, weil ich einfach immer meinen Wrestler mit Jaguar-Maske spielen kann.
Natürlich sind auch Animationen und Moves noch weit von der Perfektion entfernt. Hierbei aber interessant zu sehen, dass gewisse Moves, die damals schon gut getroffen wurden, auch schön bis heute beibehalten wurden, natürlich mit kleinen Verbesserungen. Auffällig ist jedoch, dass viele Charaktere sich gewisse Moves teilen, besonders bei den freischaltbaren. Beispielweise hat Armor King (Kings Rivale) neben seinen paar eigenen ein paar Moves von King und auch ein paar von Kazuya. Aber die Mischung machts und ist daher noch in Ordnung so.
Zum Rest kann man nur sagen: Die Arenen sind variationsreich, die Musik mir etwas zu Retro und den Soundeffekten fehlt einfach noch größtenteils die Wucht. Etwas weird fand ich, dass mehrere freischaltbare Charaktere einfach die Sounds (primär Stimmen) von den Startern verwenden. Kuma (der Bär) hat Kings Sounds, Lee die von Kazuya und … Heihachi und Ganryu haben die Roboterstimme von Jack. Na zum Glück hat sich das ab Tekken 2 geändert.

Fazit: Meilenstein ja, aber heute nicht mehr empfehlenswert
Das originale Tekken hat wirklich viel Zeit hinter sich. Zur damaligen Zeit kann ich das Gefühl von einem richtigen Meilenstein wirklich verstehen. Doch verglichen mit allem was danach kam, hat Teil 1 einfach nichts mehr zu bieten.
Für den Nostalgie-Flash oder das Retro-Feeling ist es durchaus wert mal anzuschauen. Auch macht es zu zweit dennoch Spaß, einfach weil Konzept hier schon stimmte. Für das und die solide Grundbasis der Reihe bekommt es daher noch gelb von mir.

Mag ich
– Grundsteuerung mit Gliedmaßen, die auch heute noch so verwendet wird
– Große Charakterauswahl (für einen ersten Teil)
– Einführung ikonischer Charaktere
Mag ich nicht
– Kein richtiges 3D
– Noch sehr steif/unflüssig
– Schlecht gealtert in Optik und Audio
– Kaum Modi
– Etwas zu schwer
– Recycling von Stimmen
Gespielt auf: PlayStation, PlayStation 2 (über Tekken 5), PlayStation 3 (PSN Version)