Bluey: Das Videospiel (Review)

Bluey ist ein wahres Phänomen. Es ist eine dieser Cartoons den nicht nur Kinder kennen und lieben. Die Serie rund um die kleine Hündin Bluey und ihre Familie erweicht so manch hartes Herz und bringt weltweit Kinder zum Lachen und Erwachsene zum Weinen. Dass auch irgendwann ein Videospiel dazu auf den Markt kommen würde, war abzusehen. Ich bin eine dieser Mütter die Bluey auch abends schaut, während die Kinder längst schlafen. Und auch nach siebenundachzig Reruns bekomme ich immer noch beim Babywettrennen feuchte Augen. 

Anders ausgedrückt: ich habe mich genauso sehr auf das Spiel gefreut wie meine Kinder. Im Spiel kann man sich aussuchen welchen Heeler man spielen möchte. Zur Auswahl stehen – natürlich – Bluey, ihre kleine Schwester Bingo, Papa Bandit und Mutter Chili. Die Auswahl ist aber nicht fix und man kann zu jedem Zeitpunkt einen anderen Charakter auswählen. Solange kein anderer Spieler diesen schon belegt hat zumindest. Man kann also mit bis zu vier Spielern im lokalen Multiplayermodus spielen was besonders für Familien geeignet ist. 

Aber worum geht es eigentlich in dem Spiel? Es ist ein extrem einfaches Erkundungs- und Sammelspiel, das in vier Episoden eingeteilt ist. In einem Stickerbuch werden die Fortschritte angezeigt. Jede Episode spielt in einem anderen Teil der Welt, die man durch die Serie kennt. Bei einer Luftballonjagd finden die Kinder zunächst einen Teil einer alten Schatzkarte ihres Dads. Bandit erinnert sich daran, dass seine beiden Brüder die jeweils anderen Teile haben. Und so macht man sich auf die Suche nach den Teilen und einem vor Ewigkeiten vergrabenen Schatz. Die Sammelgegenstände sind mal mehr mal weniger leicht zu finden und manche von ihnen werden erst durch mehrschrittige Interaktion mit ihnen freigeschaltet. 

Alles in allem klingt das nach einem absoluten Erfolgsrezept für junge Bluey-Fans und ihre Familien. Die einzelnen Episoden bieten einen guten Break der Spieleinheiten. Auch wenn sie je nach Alter und Geschick des jüngeren Spielenden die 8-Minuten-Marke, die Bluey Folgen typischerweise einhalten, sprengen. Die Aufgaben sind auch ohne Lesekenntnisse eindeutig und die Sprachausgabe ist auch auf Deutsch. Wenn da nicht diese elendigen Bugs wären. Die Kollisionsabfragen der Gegenstände oder Möbelstücke, mit denen man interagieren kann, ist teilweise so großzügig, dass sie beim Spielen ein Weiterkommen an verschiedenen Stellen nahezu verhindert. So passiert es häufig, dass man zum Beispiel aus Prinzip an einer Stelle das Stickerbuch öffnet, anstatt etwas einzusammeln, das wesentlich höher liegt. Es gelingt zwar irgendwie mit Hängen und Würgen aber ist ganz offensichtlich nicht so gedacht, da das Spiel ansonsten im Vergleich sehr sehr einfach ist. 

Hüte sind so ziemlich die einzige Belohnung die man bekommen kann.

Die Musik gefällt mir dagegen wieder sehr gut. Es ist dieselbe die man auch aus der Serie kennt, gespickt mit ein paar neuen Stücken die sich sehr gut einfügen. Die Tonspuren beim Einsammeln der Sammelgegenstände widerrum ist total kaputt. Mal kommt sie verspätet, mal wird sie unterbrochen und ganz oft kommt sie auch gar nicht. Hat man einen Gegenstand gesammelt wird er direkt im Stickerbuch eingeklebt. Aus diesem Menü wieder herauszukommen, funktioniert auch nicht zuverlässig. Manchmal dauert es bis zu drei Minuten, bis dem Spielenden wieder die Kontrolle übergeben wird und man das Menü verlassen darf. In dieser Zeit wird weder geladen noch gespeichert. Es passiert einfach nichts. Des Öfteren kommt es auch vor, dass im gesamten Spielbereich nichts passiert, da die Charaktere nicht mehr geladen werden und daher auch nicht mehr sichtbar sind. 

Normalerweise wuseln alle nicht aktiven Charaktere durch die Gegend. Und auch dabei wird wieder einmal deutlich, wie extrem das Studio geschludert hat. Chili entwickelt plötzlich eine Vorliebe dafür im Dauermarsch gegen eine Wand zu laufen, Bandit verlässt das ein oder andere Mal diese Dimension und läuft plötzlich horizontal liegend statt aufrechtstehend. Bingo hüpft grundlos gegen die Toilette. Ich könnte ewig so weitermachen. Es will mir absolut nicht in den Kopf wie so eine liebevoll geschriebene Serie ein Videospielstudio nur zu so einem kaputten Haufen Code motivieren kann. 

Schade, dass es die Omis nicht ins Spiel geschafft haben.

Ich habe es nach zwei Durchgängen auch nicht geschafft den Abspann freizuschalten, obwohl jede einzelne Aufgabe erfüllt war. Oder eines der vier Minispiele spielen zu können, weil der Aktionsknopf nur selten die richtige Aktion ausführen lässt. Würde es einzig und allein nach mir gehen würde ich das Spiel gar nicht bewerten können, weil ich es unspielbar finde. Ich vermisse auch Blueys Freund:innen und wirklich neuen Inhalt. Für mich fühlt es sich ziemlich leer an.

Allerdings habe ich das Spiel nicht allein gespielt. Mein Sohn (fast 6 und großer Fan des kleinen blauen Hundes) hat sich auch herangetraut und wollte einen Durchlauf selbst probieren. Er hatte großen Spaß an dem Spiel und auch in Windeseile sein Stickerbuch gefüllt und die Episoden erfolgreich abgeschlossen. Aber auch von ihm kam sehr oft die Frage “Ist das ein Bug oder muss das so sein?”. Man hat ihm auch die Enttäuschung jedes mal angemerkt, wenn sich wieder die schlecht umgesetzte Spielmechanik selbst im Weg stand. Auf der anderen Seite ist es eines der ersten nicht extrem linearen Videospiele gewesen, das er bisher gespielt hat, daher verzeihe ich ihm seine sonstige Begeisterung für das Spiel. 

Fazit

Der Spielumfang reicht definitiv für die Zielgruppe aus, das Spiel ist gespickt mit Dutzenden Easter Eggs für Fans der Serie und es könnte ein wunderbares Familienerlebnis sein. Easter Eggs allein reichen aber nicht, um uns zu überzeugen. Bluey: Das Videospiel ist so extrem verbuggt, dass es sogar sehr jungen Videospiel-Anfängern unangenehm auffällt. Das Spiel müsste dringend generalüberholt werden und den Vollpreis für den jetzigen Zustand zu verlangen ist eine Frechheit. Ich hoffe, dass noch einiges an Arbeit in Updates gesteckt wird oder sich für eine neuen Versuch Bluey in die Videospielwelt zu bringen ein motivierteres Studio finden lässt. 

Ein herzliches Dankeschön geht an Outright Games für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series S.