
Ich wurde erst auf ASTLIBRA Revision aufmerksam, als es exzessiv von einem Mitforisten gelobt wurde, mangels einem PC musste ich aber warten, bis KEIZO das Spiel auf der Nintendo Switch herausgebracht hat. Es ist eigentlich angesichts der Komplexität kaum zu glauben, aber Astlibra Revision war 15 Jahre in der Entwicklung und wurde tatsächlich von nur einer Person geschaffen. Am Anfang der Geschichte sieht man den Protagonisten mit einer Freundin, wie sie versuchen einem Dämonenangriff auf ihr Dorf zu entkommen. Kurz danach gibt es einen Zeitsprung und unser Held erwacht in einer Hütte, abgeschnitten von der Außenwelt ist sein einziger Freund die sprechende Krähe Karon, die selbst keine Erinnerung an ihre Vergangenheit hat. Die englischen Texte sind übrigens gut verständlich, deutsche Texte gibt es leider nicht. Die Geschichte beginnt eher seicht, man merkt aber schon von Anfang an, wie wichtig die Charakterzeichnung im weiteren Verlauf werden wird. Ich war ehrlich gesagt sogar sehr überrascht, wie gut sich die Geschichte entwickelt, lediglich der Humor ist eher plump und die sexuellen Anspielungen sind in der heutigen Zeit fehl am Platz. ASTLIBRA ist in neun Kapitel unterteilt, man kann aber auch in bereits besuchte Gegenden zurückreisen. Die sehr gute Story hat mich stets motiviert am Ball zu bleiben, schließlich wollte ich alle Geheimnisse kennen und mehr über die hervorragenden Charaktere erfahren. Die Geschichte ist voller Wendungen und bis zum Ende spannend.

ASTLIBRA ist genremäßig im 2D-JRPG anzusiedeln, wobei hier die Action den Großteil der Spielzeit einnimmt. Es gibt viele storybedingte Unterbrechungen, die aber nicht stören. Die Grafik würde ich eher als zweckmäßig einstufen, sie ist übersichtlich und ich hatte während meinem gesamten Durchgang auch kein Ruckeln. Die Musik ist zwar manchmal unpassend, tritt aber mit sehr vielen Ohrwürmen in den Vordergrund und ist durchgehend toll. Lediglich die Bildschirmtexte im Handheldmodus sind etwas klein geraten. Das Kampfsystem ist schnell und besitzt einige Kniffe, tatsächlich fühle ich mich zusammen mit der Musik wie bei Ys.

ASTLIBRA bietet spielerisch nicht viel Abwechslung, meistens kämpft man sich durch die Gegnerhorden, sammelt Erfahrungs-und Forcepunkte und sucht den nächsten Trigger für die Geschichte. Teilweise sind die Umgebungen verzweigt und es gibt sogar Rätsel, an denen ich oft etwas länger hing. Das lag aber unter anderem daran, dass ASTLIBRA mir fast nichts erklärt hat und ich selbst experimentieren musste. Auch gibt es viel Backtracking und man läuft mehrmals hin und her, bis es endlich weitergeht. Das klingt jedoch schlimmer als es ist, denn ASTLIBRA entwickelt einen unglaublichen Sog es weiterzuspielen. Wie es sich für ein JRPG gehört gibt es diverse Möglichkeiten besser zu werden, der Kniff ist hier dass fast jede Waffe, Schild und Rüstung bei ausreichender Benutzung eine neue Fähigkeit freischaltet, unter anderem einen Doppelsprung. Auch kann man Punkte in verschiedene Stats stecken, diese lassen sich jederzeit in einem Laden ändern und so kann man sich fast jederzeit auf eine neue Situation vorbereiten. Mit den Forcepunkten kann man zusätzlich noch auf einem Brett leveln. Die Mischung macht es bei ASTLIBRA aus, ich hatte durchgehend Spaß und es ist auch sehr lang, für einen normalen Durchgang sollte man über 30 Stunden einrechnen. Aber Vorsicht, es ist schwer, sehr sogar. Ich bin etliche Male gestorben, teils aus eigener Dummheit aber auch, weil mir schwere Gegner entgegengeworfen wurden. Man kann in Läden Rüstung und Waffen schmieden, nur wusste ich die ersten Stunden nicht dass man bestimmte Materialen mit einem sogenannten „Refine Kit“ verbessern muss, da diese dringend benötigt werden. So lief ich die ersten 15 Stunden mit den Anfangswaffen durch die Welt, hinterher war ich dann zum Glück schlauer.

Eigentlich stimmt bis auf die nicht mehr unbedingt zeitgemäße Grafik alles bei ASTLIBRA Revision. Es bietet Herausforderung, tolle Musik, sehr gutes Gameplay und viele Möglichkeiten, seinen eigenen Build zusammenzustellen. Was ich persönlich jedoch kritisieren würde wären die nicht vorhandenen Erklärungen. Menschen, die gerne experimentieren kommen hier voll auf ihre Kosten, ich bin jedoch oft ratlos durch die Welt gelaufen und war auf der Suche nach dem nächsten Trigger. Es bleibt trotz allem ein Spiel von dem man praktisch nichts gehört hat, wenn man es aber spielt kann man es schwer wieder loslassen bis man es durchgespielt hat. Insbesondere wenn man bedenkt, dass dieses Werk von einer einzelnen Person geschaffen wurde kann man gut über die Kritikpunkte wie die Grafik hinwegsehen und die tolle Geschichte und das Gameplay genießen.

Vielen Dank an WhisperGames für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.