
Als das Spiel Soulstice von Entwickler Reply Game Studios angekündigt wurde, ließ mich der Name an ein weiteres Soulslike denken. So tief sind die Spiele von FromSoftware in meinem Kopf verwurzelt. Doch die Annahme war falsch, der Namensbestandteil ist diesmal nicht darauf zurückzuführen.
Stattdessen würde ich es als Character Action Game einordnen, also in die Riege von Devil May Cry, Bayonetta und co., ohne qualitativ vorzugreifen.
Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust
In Soulstice spielt man Briar, die von ihrer Geisterschwester Lute unterstützt wird. Die beiden wurden vom Order of the Ashen Blade in diese Form, als Chimera bezeichnet, gebracht. Damit haben sie die Kraft, übernatürliche Wesen von jenseits des Schleiers zu bekämpfen. Sollte dieser Schleier fallen, der die Welt der Lebenden von der der Toten und des Chaos trennt, käme es zur Solstice of Souls. Also Soulstice?

Obwohl das Zweiergespann keinen guten Ruf hat, werden sie in die Stadt Ilden geschickt. Dort sollen sie sich mit anderen Chimeras um einen Riss im Schleier kümmern. Die Stadt selbst scheint verloren. Wraiths und in Monster verwandelte Menschen und Hunde streifen umher, von Überlebenden ist keine Spur.
Von Level zu Level
Soulstice ist linear in Kapitel unterteilt, durch die sich Briar und Lute ihren Weg bahnen. Die Level selbst bieten öfter Abzweigungen und Ecken, in denen man optionale Kämpfe, Items und Upgrades finden kann. Auch simple „Rätsel“ oder Hindernisse mit Schaltern und ähnlichem gibt es zu finden.
Außerdem gibt es blaue und rote Objekte, mit denen man nur mit Lutes Hilfe interagieren kann. Ein zeitweise aktiviertes blaues Kraftfeld kann zum Beispiel blaue Plattformen nutzbar machen. Ein rotes Kraftfeld kann die Immunität roter Kristalle aufheben. Das ist durchaus eine interessante Idee. In manchen Fällen ist der Wechsel zwischen den Farben nötig, besonders schwierig wird es jedoch nicht.

Insgesamt bleibt es abseits dieser speziellen Objekte jedoch leider zu trist grau in grau, wodurch es an optischer Abwechslung mangelt. Außerdem ist die Kamera außerhalb von Kämpfen zu stark auf eine Perspektive eingeschränkt. Zudem sind vereinzelt Level auch etwas unübersichtlich aufgebaut. Darüber hinaus kann es passieren, dass man mangels Rückweg Upgrades und anderes erst einmal verpasst, aber außerhalb von Kapiteln kann man auch ältere noch mal anwählen.
Zum Kapitelabschluss gibt es eine Wertung, aber die motiviert mich wie auch in anderen Spielen nicht, es nochmal zu versuchen.

Kampf mit Waffen und Geist
Briar kann im Kampf schnelle Angriffe, sowie langsamere starke Angriffe einsetzen. Viele Gegner können in die Luft geschleudert werden, und Briar kann ebenfalls in der Luft kämpfen. Im Spielverlauf schaltet man verschiedene Waffen frei, die unterschiedliche Vorteile haben. Manche Waffen können zum Beispiel leichter Rüstung zerstören, andere besser Barrieren oder Schilde. Auch die Angriffsbereiche und Reichweite können Vorteile bringen. Mit erspielbarer Ressource kann Briar neue Kombos für die Waffen freischalten. Komplizierter als mal eine Zeit Pause zwischen zwei Knopfdrücken zu lassen wird es aber nicht.
Die Bekämpfung mancher Gegner benötigt ähnlich wie obige Objekte das richtige Kraftfeld von Lute. Bei gemischten Gruppen kann das etwas problematisch werden, zumal auch im Kampf durch die Benutzung Lutes Entropy zu sehr ansteigen kann. Dann ist sie kurz außer Gefecht gesetzt. Somit kann sie nicht nur die Kraftfelder, sondern auch andere hilfreiche Fertigkeiten nicht nutzen. Lute kann nämlich gegnerische Angriffe auf unterschiedliche Art stoppen. Hauptsächlich geschieht das, wenn man rechtzeitig auf ein Symbol reagiert und den Kreisknopf drückt. Auch Lutes Fertigkeiten lassen sich mit einer speziellen Ressource verbessern.

Zur Not kann Briar aber auch ausweichen, was jedoch keine von Lutes Vorteilen mit sich bringt.
Wenn man gut genug gemeinsam kämpft, steigt die Unity und ermöglicht Kombinationsangriffe. Außerdem benötigt man Unity auch zur Aktivierung eines verstärkten Zustandes, den man im Spielverlauf freischaltet. Die Kämpfe haben mir oft Spaß gemacht. Manche Gegner und Gegnergruppen jedoch machten mir Probleme. Vereinzelte Gegner bewegen sich auch gern so sehr, dass die Übersicht etwas leiden kann.
Kämpfe werden natürlich auch nach diversen Faktoren bepunktet und bewertet, meine Ergebnisse schwankten stark.

Optionale Herausforderungen
Außerdem gibt es in den Levels Herausforderungskämpfe zu finden, in denen bestimmte Bedingungen erfüllt werden müssen. Diese sind meiner Meinung nach sehr unterschiedlich schwer. So gelang es mir zum Beispiel nicht, Gegner im Zeitlimit innerhalb eines bestimmten Bereichs zu besiegen. Selbst Nahkampfgegner waren nicht zwangsläufig bereit, sich hinein locken zu lassen. Und beim Versuch, sie hinein zu prügeln, sollte man sie nicht frühzeitig besiegen. Wegen schweren Herausforderungen habe ich auf mehrere Upgrades als Belohnung verzichtet. Ich habe übrigens auf dem zweiten von anfangs drei Schwierigkeitsgraden gespielt, man kann noch einen vierten und fünften freischalten.

Fazit
Soulstice ist für mich ein solides Character Action Game. Die Kämpfe machen meist Spaß, auch zur Erkundung der Level wird angeregt. Die blauen und roten Kraftfelder von Lute außerhalb und innerhalb von Kämpfen sind eine nette Idee. Geschichte und Charaktere reizen mich hier nicht so besonders.
Leider überwiegt optisch die Tristesse, und die meist sehr eingeschränkte Kamera stört beim Erkunden. Zudem hätte für mich auch das Balancing der Schwierigkeit besser sein können. Der Umfang scheint mir trotz Budgetpreis ganz ordentlich zu sein, ich habe etwas über zwanzig Stunden benötigt. Wer sich von Level zu Level schnetzeln und ein klein bisschen erkunden möchte und mit weniger starker Präsentation und optischer Tristesse leben kann, kann ruhig einen Blick riskieren.

Getestet auf PlayStation 5.