Sonic the Hedgehog 4 – Episode 1 (Review)

Spätestens seit Erscheinen der Dreamcast und Sonic Adventure, die eine neue Ära für den blauen Igel mit sich gebracht haben, sehnten sich alteingesessene zu Sonics Mega Drive-Tagen zurück. Nicht nur, dass der Ton der Reihe sich ein bedeutendes Stück gewandelt hat, auch spielerisch wurde der Fokus merklich verschoben. Diese Sehnsucht nach den Mega Drive-Klassikern hat Sega erstmals im Jahr 2010 mit dem von Dimps entwickelten Sonic the Hedgehog 4: Episode 1 befriedigen wollen.

Mit einem nostalgischen Sega-Jingle und einer Titelmelodie, die eng an die Mega Drive-Klassiker angelehnt ist, versucht Sonic 4 Episode 1 von Beginn an, mit den Erinnerungen an die „gute alte Zeit“ zu ködern. Strukturell hingegen geht das Spiel neue Wege, denn anders als in den Vorgängern kann man in Sonic 4 gleich von Beginn an frei wählen, welche der vier Zonen des Spiels man spielen möchte. Es gibt zwar eine kanonische Reihenfolge, wer mag, kann aber gleich mit der vierten und letzten Zone ins Spiel einsteigen. Einzig die Reihenfolge der Acts innerhalb der Zonen ist vorgegeben und erst wenn man alle drei Acts einer Zone abgeschlossen hat, kann man sich dem Endgegner der jeweiligen Zone stellen.

Spielerisch ist Sonic 4 Episode 1 ein etwas eigenwilliger Mix aus klassischem und modernem Sonic. Das Moveset ist, abgesehen von der neu hinzugefügten Homing Attack, im Grunde genommen identisch zu Sonic 2. Das heißt man kann laufen, springen, rollen und den Spin Dash ausführen, um aus dem Stand nach vorn zu schnellen. Die Physik des Spiels hingegen hat kaum Ähnlichkeit zu den Mega Drive-Klassikern. Das Momentum Sonics spielt nur eine sehr geringe Rolle in der Spielphysik und insbesondere das Rollen hat nicht mehr die Funktion, sich entlang Schrägen besonders schnell fortzubewegen. Man kann Sonic 4 Episode 1 zugutehalten, dass die riskantere Fortbewegungsart auch diejenige ist, die rasanter ist, aber diese Entscheidung hat zur Folge, dass man in Sonic 4 Episode 1 eigentlich gar nicht durch die Level kullern möchte. Hinzu kommt, dass die Spielgeschwindigkeit ziemlich niedrig ist und somit weder die Stärken der Klassiker noch der modernen Spiele zu Tragen kommen.

Das Leveldesign in Sonic 4 Episode 1 ist sehr eng an Zonen aus Sonic 1 und 2 angelehnt – so weit, dass es fast wirkt, als wollten die Designer ein Remake beliebter klassischer Zonen umsetzen. So ist die erste Zone enorm nah an Green Hill Zone, die zweite Zone besteht größtenteils aus Elementen der Casino Night Zone, die dritte Zone mischt die Labyrinth Zone mit Aspekten der Lava Reef Zone und die vierte Zone ist enorm nah an der Metropolis Zone. Nur leider kann das Leveldesign nicht annähernd mit den Qualitäten der Originale mithalten und steht durch ein ungeschicktes Pacing obendrein einem runden Spielfluss immer wieder im Wege. Die besten Momente im Leveldesign sind dann auch just die, in denen die Entwickler eigene neue Ideen ausprobiert haben, beispielsweise aus Spielkarten geformte temporäre Wege in der zweiten Zone oder Lorenabschnitte in der dritten Zone.

Wer Sonic 4 Episode 1 vollständig durchspielen möchte, der muss nicht nur die zwölf Acts erfolgreich abschließen, sondern zudem insgesamt sieben Chaos Emerald verdienen. Dazu muss man in einem Act mit mindestens 50 Ringen das Ziel erreichen und dort durch einen großen Ring hüpfen. Anschließend muss man ein Bonuslevel absolvieren, das eng an Sonic 1 angelehnt ist. Das heißt, dass man ein Labyrinth um den kugelförmigen Sonic drehen, dabei Ringe einsammeln und schließlich den Chaos Emerald einsammeln muss, ohne, dass die Zeit abläuft oder man ein Exit-Tile berührt. Das Minispiel fühlt sich leider noch etwas schwammiger an als im Serien-Erstling und war ohnehin nie ein Highlight der Reihe.

Sonic 4 Episode 1 ist ein passables, wenn auch sehr kurzes 2D Jump & Run, dem es in keiner Weise gelingt, seinem Namen gerecht zu werden. Die Rückgriffe auf die Mega Drive-Vergangenheit überzeugen nicht und lassen das Spiel durch den direkten Vergleich sogar noch blasser erscheinen. Das Spiel kann zwar durchaus unterhalten, doch die Schwächen im Leveldesign wie in der Spielmechanik verhindern, dass Sonic 4 Episode 1 mit den Klassikern oder auch mit früheren Werken von Dimps mithalten kann.

Getestet auf Xbox 360.