
Als bei uns in der Redaktion die Frage aufkam, wer denn die Konsolenversion von Phoenix Point testen möchte, konnte ich mich gar nicht schnell genug dafür melden. Immerhin habe ich erst in diesem Jahr XCOM 2 kennengelernt und mich sofort in das Genre der rundenbasierten Strategierollenspiele verliebt. Als ich dann gehört habe, dass die ursprünglichen Schöpfer der X-Com-Serie ein weiteres Spiel gemacht haben, das in einem ähnlichen Szenario spielt und das nun in einer Behemoth Edition – also mit sämtlichen DLCs und Erweiterungen – für die Konsolen erscheint, musste ich es einfach spielen.
Kurz vor dem Release kam dann der langersehnte Key bei uns an und ich habe sofort angefangen zu spielen. Bei all dem Umfang hat es nun jedoch rund einen Monat lang gedauert, bis ich mir ein ausreichendes Bild von allem machen konnte. Doch fangen wir am besten am Anfang an.

Phoenix Point spielt in einer fiktiven Zukunft, die für die Menschheit sehr düster aussieht. Die Alien-Bedrohung geht hier nämlich von einem Virus aus. Das Pandoravirus kann alles Leben mutieren und hat schon einen großen Teil unseres Planeten erobert. Dabei nimmt das Virus DNA aus mehreren Spezies auf und kreiert daraus neue Lebensformen. Das ist in Phoenix Point jedoch nicht nur die Hintergrundstory, sondern zugleich auch ein wichtiges Gameplay-Element. Abhängig von der eigenen Taktik, mutieren und reagieren die feindlichen Aliens nämlich unterschiedlich. Das System nutzt dabei prozedurale Generierung, was zu vielen Überraschungen in den Missionen führen kann.
Nur das namensgebende Phoenix Projekt, ein geheimer Zusammenschluss der mächtigsten Nationen der Welt, lässt uns nun noch hoffen. Überall auf der Welt wurden nämlich geheime, militärische Stützpunkte errichtet. Deren Technologie und Infrastruktur wollen wir nun für den Widerstandskampf nutzen und suchen sie nach und nach auf.

Missionen machen einen großen Teil des Gameplays aus. Man entsendet stets einen Trupp von mindestens vier Einheiten, die sich rundenbasiert über das Spielfeld bewegen. Um eine besondere Form der Interaktivität zu schaffen, kann man im Kampf neben der gewohnten Ansicht sogar für einen Moment in die Egoperspektive wechseln, um die Gegner selbst ins Visier zu nehmen und eine Schwachstelle zu beschießen.
Verschiedene Einheiten haben dabei unterschiedliche Fähigkeiten und sogar Fahrzeuge kommen sehr früh im Spiel zum Einsatz. Der Trupp will also gut zusammengestellt sein, bevor man ihn auf eine Mission entsendet. Und wo wir gerade von Vorbereitung sprechen…

Ein Feature, das für mich persönlich auf gar keinem Fall in diesem Genre fehlen darf, ist ein ausführliches Customizing. Zum Glück hat Phoenix Point an dieser Stelle genügend Optionen mit an Bord. Von der Namensgebung über das Aussehen bis hin zur Ausrüstung (von der es eine unfassbare Menge gibt) und der Farbgebung können wir unsere SoldatInnen genau nach unseren Vorstellungen anpassen. Damit fällt es mir gleich viel leichter, eine Bindung zu den Truppen aufzubauen und ich habe nicht nur das Gefühl, irgendwelche namenlosen Schachfiguren über das Spielfeld zu bewegen. Dass die SoldatInnen durch Kämpfe und Training Erfahrung sammeln und neue Fähigkeiten erlernen, ist zugleich eine gute Möglichkeit, um den Fortschritt zu belohnen, als auch die emotionale Beziehung weiter zu vertiefen. So schmerzt es umso mehr, wenn jemand es nicht lebend aus einem Einsatz heraus schafft.

Zwischen den Missionen nutzen wir die sogenannte Geosphäre, einen animierten Globus, um Forschungsprojekte für neue Technologien durchzuführen, Bauvorhaben umzusetzen, dabei Ressourcen zu verwalten und weitere Einsätze zu planen. Nur wenn wir einen Ort auf der Geosphäre entdeckt haben, können wir diesen überhaupt erst besuchen oder anderweitig nutzbar machen. Neben all dem müssen wir auch den Nebel im Auge behalten, mit dem sich das Virus weltweit fortbewegt und der eine erhöhte Alien-Aktivität symbolisiert.
Die unterschiedlichen Schlachtfelder werden vom Missionssystem, immer abhängig vom jeweiligen Einsatzort, ebenso wie die Gegner, prozedural generiert. So sind beispielsweise die Phoenix-Stützpunkte immer in einem einheitlichen Stil gehalten, jedoch unterschiedlich aufgebaut. Und wer die richtige Ausrüstung hat, kann mit genügend Sprengkraft auch einen eigenen Weg freisprengen. Denn alles kann zerstört werden und kracht dann mit einer passenden Physik zusammen.

Die Missionen selbst sind ziemlich abwechslungsreich und haben verschiedene Ziele. Häufig schlagen wir Alien-Überfälle zurück, doch manchmal geht es auch einfach darum, zwischen verschiedenen Fraktionen zu vermitteln. Entführungs-, Rettungs-, Sabotage- und Infiltrationseinsätze runden die Vielfalt ab. Das Sahnehäubchen sind dann noch die Bosskämpfe, bei denen man gegen riesige Monster antreten muss, die selbst ganz eigene Taktiken einsetzen und nur besiegt werden können, wenn man ihre Körperteile einzeln nacheinander angreift.

Die Behemoth Edition enthält das komplette Spiel, die vier großen DLCs „Blood and Titanium“, „Legacy of the Ancients“, „Festering Skies“ (alle drei auf Disc) und „Corrupted Horizons“ (als Downloadcode). Hinzu kommen zusätzliche Story-Missionen, Karten und andere Gameplay-Boni, ein DLC Waffenpaket und eine Reihe von Updates, Upgrades und von der Community inspirierte Quality-of-Life-Verbesserungen. Inwiefern sich das Spiel hier von der PC-Version unterscheidet, kann ich leider nicht beurteilen.
Die Konsolenversion wurde jedoch speziell angepasst. Neben inhaltlichen Optimierungen wurden auch die Benutzeroberfläche und die Gamepad-Steuerung überarbeitet. Normalerweise bin ich bei Strategiespielen auf Konsolen selbst eher skeptisch, doch bei Phoenix Point ging mir die Steuerung angenehm leicht von der Hand und ich hatte immer das Gefühl, die Kontrolle über das Geschehen zu haben. Einzig und allein die Ladezeiten haben mich wirklich gestört. Gerade beim Spielstart und dem Laden der ersten Missionen wartet man eine gefühlte Ewigkeit, bis es endlich los geht.

Phoenix Point: Behemoth Edition ist am 01. Oktober 2021 für die PlayStation 4 und Xbox One erschienen. Gute Nachrichten für alle, die schon die Nachfolgerkonsolen besitzen, gibt es aber: Ein kostenloses Upgrade, um das Spiel in 4K mit 60 FPS auf PlayStation 5 und Xbox Series X zu spielen, ist bereits angekündigt worden.
Mir gefällt das Spiel außerordentlich gut und ich werde mit Sicherheit noch viele weitere Stunden damit verbringen. Allen Fans von rundenbasierten Strategiespielen kann ich die Behemoth Edition wärmstens ans Herz legen. Und wer sich zum ersten Mal an das Genre herantasten möchte, wird hier trotz des großen Umfangs gerade am Anfang gut an die Hand genommen und angeleitet. Aus diesem Grund kann ich nicht anders, als Phoenix Point: Behemoth Edition unseren Gaming-Village Stempel für eine uneingeschränkte Empfehlung auszustellen.

Vielen Dank an Koch Media für die Bereitstellung des Testmusters für die PlayStation 4.