
Cronos ist das neueste Werk von Bloober Team und standesgemäß ist es natürlich im Horrorgenre zu verorten. Eigentlich spiele ich nur selten Horrorspiele und noch seltener Horror-Survival, auch wenn ich das Genre mag, nur sprechen mich diese Spiele selten an. Selbst Resident Evil hat mich mit seinen „Rätseln“ bisher immer davon abgehalten, die Reihe zu lieben. Mein Favorit ist bisher eindeutig Dead Space, sowohl das Original als auch das hervorragende Remake. Da trifft es sich doch gut dass Cronos zumindest äußerlich sehr an Dead Space erinnert, natürlich stellt sich dann die Frage ob es auch mit dem Original mithalten kann.

Und wie es das kann! Wir steuern eine mysteriöse Reisende, die vom geheimnisvollen Kollektiv befohlen bekommen hat, bestimmte Personen ausfindig zu machen und ihre Essenz zu extrahieren. Cronos spielt im zerstörten Krakau, sowohl in der Zukunft als auch durch Zeitsprünge in den 80ern. Welche Katastrophe hier stattgefunden hat, wie es zum Ausbruch der Epidemie kam und wer die Reisende überhaupt ist wird im Laufe des Spiels enthüllt, vieles bleibt jedoch im Verborgenen wenn man nicht die zahlreichen Schriftstücke und Audioaufnahmen findet und sich die Geschichte zusammenreimt. Wer hier an die From Software Spiele denkt liegt jedoch falsch, die Geschichte ist schon ausreichend erklärt, aber die gefundenen Details tragen schon sehr zur Wahrheitsfindung bei. In meinen 20 Stunden Spielzeit war die Geschichte eine stark treibende Kraft Cronos auch durchzuspielen, Spannung gepaart mit geschickten Wendungen und Mysterien drücken hier schon die richtigen Knöpfe bei mir.

Technisch gibt sich das Spiel keine Blöße, ich habe natürlich im Performance-Modus gespielt und Cronos hält auch praktisch durchgehend die 60 FPS, sieht dabei hervorragend aus und die Soundkulisse ist bedrohlich. Ich hatte während meiner gesamten Spielzeit keinen einzigen Bug, Grafikfehler oder Ruckeln, das zeugt davon wie sehr Bloober Team sich hier die Mühe gemacht hat, ein fertiges Spiel auf den Markt zu bringen. Natürlich kann man in einem Horrorspiel keine bunte Landschaft mit spielenden Kindern auf der Straße erwarten und Cronos ist hier keine Ausnahme, aber trotz der bedrohlichen und dunklen Orte wird hier genügend grafische Abwechslung geboten. Faszinierend sind hier auch die Details. Ich persönlich bin in den 80ern meine ersten 6 Lebensjahre in Polen geboren und aufgewachsen und vieles von damals erkenne ich im Spiel wieder. Die Fernseher, die Fahrräder und auch tatsächlich die Tapeten sind hier sehr authentisch eingebaut und versprühen zusammen mit der 80er Synthi-Musik die temporär eingebaut wurde eine hervorragende Atmosphäre.

Auch spielerisch kann Cronos überzeugen. Wer die Steuerung von Dead Space so wie ich immer noch im Blut hat wird sich wie zu Hause fühlen. Schläge und Tritte sollten hier natürlich die letzte Lösung sein sofern man keine Munition mehr hat, aber durch verschiedene Waffen hat man genügend Argumente gegen die Monster. Diese lassen sich wie der Anzug aufleveln, entweder durch Energie, die Währung im Spiel, oder auch durch Knoten. Und diese Möglichkeit sollte man auch immer in Anspruch nehmen wenn man einen Schutzraum gefunden hat, denn Cronos ist kein leichter Vertreter und bietet darüber hinaus auch keinen einstellbaren Schwierigkeitsgrad. Die Reisende bewegt sich sehr langsam und dementsprechend kommt es immer auf die Taktik an. Bessere Positionierung, aufgeladene Schüsse die die Monster zurückwerfen und im richtigen Augenblick zu heilen sind hier essentiell. Denn manche Monster haben längere Arme als Dhalsim aus Street Fighter, manche beschießen euch mit Giftgeschossen und der Clou ist: Passt man nicht auf und lässt die Monster gewähren, können diese sich andere Monster einverleiben, werden dadurch stärker und gewinnen neue Eigenschaften hinzu. Dies gilt es unbedingt zu vermeiden, ansonsten kommt das nächste Game Over früher als man denkt. Zum Glück gibt es vor schweren Kämpfen meistens einen Autosave, dieser ist insbesondere bei den schweren Bossen Gold wert.

Natürlich lassen sich auch andere Sammelgegenstände finden, unter anderem Comicbücher und Katzen! Findet man diese kann man sie streicheln, aufnehmen und sie hinterlassen immer ein Geschenk, so wird man für eine Tierliebe noch ausgiebig belohnt. Ich habe sogar die meisten gefunden, denn ich habe jeden Winkel abgesucht, da jede Heilungsmöglichkeit und jeder Schuss Munition den schweren Überlebenskampf vereinfachen können. Hat man keine Munition mehr hilft das Spiel zum Glück teilweise nach und Monster hinterlassen welche, ansonsten könnte man tatsächlich in Probleme geraten. Mit einem gefundenen Gadget kann man an bestimmten Stellen auch die Zeit manipulieren und somit zum Beispiel zerstörte Brücken wieder reparieren, zudem findet man auch Gravitationsschuhe die an bestimmten Stellen eingesetzt werden können.

Bis auf manche schwere Kämpfe kann ich tatsächlich ansonsten nichts an Cronos kritisieren. Ja, es erfindet das Rad nicht neu, es hat sehr viele Anleihen an bekannte Spielen und viele Menschen würden dem Spiel Einfallslosgkeit vorwerfen. Aber mich hat es komplett überzeugt und Team Bloober hat hier sein Paradespiel in den Ring geworfen. Die Atmosphäre ist bedrückend, ich hatte nach Dead Space endlich mal wieder das Gefühl von echtem Grusel und tatsächlich teilweise Angst, den nächsten Raum zu betreten. Spielerisch gibt sich Cronos auch keine Blöße, es lässt sich hervorragend steuern, hat überzeugendes Gunplay und ist schwer, aber stets fair. Die Bewertung fällt mir trotzdem schwer, eine grüne Ampel ist natürlich ein Muss bei der tollen Qualität, aber ich habe mich doch für den Stempel entschieden, was nicht heißt dass Cronos jedem gefallen wird, aber meiner Meinung macht das Spiel einfach alles richtig und überzeugt mich in jedem Punkt. Tolle Arbeit Bloober Team und als Nächstes muss ich wohl endlich The Medium und Silent Hill 2 Remake spielen, bin aber natürlich umso gespannter auf ihr nächstes Werk. Ich mag es wenn sich Studios von Spiel zu Spiel steigern und man mit Qualität belohnt wird. Wer also Dead Space mochte, Horror-Survival nicht abgeneigt ist und eine bedrohliche Atmosphäre mag sollte hier zuschlagen!

Ein herzlicher Dank geht an Bloober Team für das Testmuster. Getestet auf Playstation 5.