Let’s Sing 2024 (Review)

Meine letzte Berührung mit Karaoke-Spielen reicht schon einige Jahre und vor allem einige Konsolengenerationen zurück. Nach dem Hoch von PlayStations Singstar-Marke während der PS2-Ära, in der gefühlt jeder zumindest mal in den Kontakt eines der damals weitverbreiteten USB-Mikrofone gekommen ist, flaute mein Interesse und die Begeisterung daran aber eben so schnell wieder ab, wie sie aufkam.

Der einstige Riese Singstar existiert inzwischen nicht mehr und der allgemeine Hype um diese Art von Partyspiel ist längst nicht mehr so groß wie vor fast zwei Dekaden. Im Gegensatz zu den bunten Plastikinstrumenten aus Guitar Hero, Rockband und co., ist Karaoke als Konzept aber nie komplett aus den Videospielregalen der Elektronikmärkte verschwunden. Mit „Let’s Sing“ ist der derzeit wohl populärste Vertreter des Genres nicht nur bereits seit über 10 Jahren am Markt, sondern erscheint auch noch im Jahrestakt mit neuen Versionen. Ich habe mir deswegen die aktuellste Ausgabe „Let’s Sing 2024“ mal geschnappt und geschaut ob und wie gut das ganze heutzutage funktioniert.

Das reine Spielkonzept eines Karaoke-Spiels hat sich (selbstverständlich) auch im Jahr 2023 mit Let’s Sing nicht verändert. Ein Lied beginnt, wir sehen den Text für die kommende Passage und ein Taktstrich zeigt mithilfe von hereinfliegenden Balken an, wann unser Einsatz zum Singen beginnt. Karaoke eben. Visualisiert wird das ganze durch einen singenden Avatar – oder besser gesagt einen „fliegenden Kopf“ – den man sich selbst zusammenstellen und mit weiteren freischaltbaren Accesoires ausschmücken kann.

Ganz praktisch ist hierbei, dass besagte Balken in verschiedenen Höhen und Längen erscheinen und uns dementsprechend darauf einstellen, in welcher Tonhöhe und wie lange die nächsten Wörter bzw. Silben gesungen werden müssen. Dabei wird jeder dieser Balken in Echtzeit bewertet und wir sehen dadurch sofort, welche Stellen wir verpatzt haben. Besonders gut gefallen hat mir dabei der „Duett-Modus“, bei dem man gemeinsam mit einem Mitspieler einen Titel performt und beide jeweils unterschiedliche Textpassagen zugewiesen bekommen.

Weniger gelungen ist die Tatsache, dass der für Karaoke relevante Spielausschnitt, ausschließlich im unteren Drittel eines schräg positionierten Kastens zu sehen ist, der wiederum auch nur einen kleinen Teil des Gesamtbildschirms einnimmt. Optionen zum Korrigieren, Justieren oder Vergrößern der Anzeigen gibt es leider nicht.

Zurück an die Mikrofone!?

Dankenderweise bleibt man heutzutage davon verschont, sich eines oder mehrere der überteuerten USB-Mikrofone zum Spielen bzw. Singen zulegen zu müssen. Die Option besteht natürlich weiterhin für all die, die es wollen, aber alle anderen können stattdessen auf ihr Smartphone zurückgreifen, welches nach erfolgreichem Koppeln durch die App, als Mikrofon fungiert. Das klappt in der Praxis nach der ersten Anmeldung ohne große Probleme und erlaubt es, mehreren Spielern schnell beizutreten.

Die Genauigkeit und Qualität der Bewertung der Gesangsperformance, sollte hier allerdings mit Vorsicht und wenn überhaupt, als ganz grober Richtwert gelesen werden. Schnell wird nämlich klar, dass hier weder Tonhöhe noch das eigene Gesangstalent berücksichtigt werden und stattdessen nur Wert darauf gelegt wird, ob man im richtigen Timing die richtigen Worte grölt.

Mehr ist…. mehr

Und was bietet Let’s Sing 2024 denn so zum grölen? An sich eine überraschend breite Mischung an populären Songs. Von Queen, über Ace of Base, bis hin zu BTS, Billie Eilish oder Imagine Dragons. Ernüchtert war ich jedoch über den Umfang: Gerade einmal ~20 Songs sind in der Basisversion des Games enthalten, während je nach Land und Region weitere Bonussongs als einlösbarer Downloadcode beiliegen können. So kamen bei mir bspw. noch etwa ein Dutzend deutsche Hits dazu von Künstlern wie Andreas Bourani, Peter Schilling oder Juli. Wer mehr möchte, der wird vom Spiel aufgefordert, den sogenannten VIP-Pass zu kaufen. Dieser enthält etwa 50 weitere Titel, die bei Erwerb direkt freigeschaltet werden. Eine Option für einen dauerhaften Kauf weiterer Songs gibt es allerdings nicht. Der VIP-Pass ist nur für bestimmte Zeiträume gültig (begonnen bei 3,99€ pro Monat).

Das Spiel besitzt außerdem einen Karrieremodus, zu dem an dieser Stelle aber leider keine wertende Aussage getroffen werden kann, da die Testversion keinen Zugang zu diesem gewährte. Stattdessen wird auf einen „Schlüssel zu einem Gratissong-Paket“ verwiesen, der vermutlich als einmalig einlösbarer Code, Retailversionen beiliegt. Im Gegensatz zum VIP-Pass, den man käuflich erwerben kann, bietet das Game allerdings auch keine Option an, diesen nachträglich zu erwerben. Ebenso sieht es mit sämtlichen Online-Spielmodi aus.

Fazit

Wer einfach nur ein Karaoke-Spiel für die gesellige Runde zwischendurch sucht, wird mit Let’s Sing 2024 durchaus seinen Spaß haben und durch die einfache Smartphone-Anbindung auch unkompliziert loslegen können. Es ist allerdings schade zu sehen, wie wenig Mühe abseits dessen in das Paket geflossen ist. Angefangen bei fehlenden Accessibility-Funktionen, wie der besseren Darstellung von Songtexten und Anzeigen, bis hin zu fehlenden Modifikatoren und/oder Trainingsmodi zu einzelnen Songs. Die Rückkehr zu dieser Art von Spiel, ist für mich nach all den Jahren leider sehr ernüchternd. Es wirkt, als sei hier nicht viel weiter als zum grundlegenden Ziel, „eine funktionable Karaoke-Software“, gedacht worden. Und ob dafür unbedingt der aktuelle Teil ins Haus muss, ist fraglich bzw. sollte hier der Blick auf die Songliste und damit der persönliche Musikgeschmack letztendlich der entscheidende Faktor sein. Obendrauf hinterlassen der zerfaserte Content an Modi und Songs durch das übergestülpte Monetarisierungsmodell leider einen faden Beigeschmack.

Vielen Dank an Plaion für die Bereitstellung des Testmusters!

Getestet auf PlayStation 5