SHUTEN ORDER (Review)

Das Ende ist nah, ein Grund zum Feiern. Zumindest für die titelgebende Glaubensgemeinschaft im Genremix SHUTEN ORDER, veröffentlicht von Spike Chunsoft. Mit nur kurzer Verzögerung findet man das Ende nun auch in einer Version für Nintendo Switch 2. In dieser bin ich in die Welt eingetaucht.

Fünf Minister und ein Todesfall

Der Orden feiert seine Gründung und dabei auch das nahende Ende. Aber der Gründer des Ordens findet sein Ende schon währenddessen. Derweil erwacht die Protagonistin mit Gedächtnisverlust in einem Hotel. Zwei Engel, ein Mann und ein Mädchen, tauchen auf und offenbaren, dass die Protagonistin gestorben sei. Mangels Erinnerung an einen Namen erhält sie von dem Mädchen den Namen Rei Shimobe.

Göttlicher Beistand.

Rei müsse eine Prüfung Gottes bestehen um ihr Gedächtnis und ihren ursprünglichen Körper in gesundem Zustand wiederzubekommen. Dafür muss sie ihren eigenen Mordfall klären. Eine seltsame Maske soll dabei ihre Identität verbergen, obwohl sie nur das halbe Gesicht verdeckt. Immerhin nicht nur den Bereich um die Augen.

Mithilfe von Gottes Macht schafft Rei es, eine Krisensitzung der fünf Minister zu erleben, wo sie ihre frühere Identität als Gründer erkennt. Da Gottes Macht aber Tabu ist, muss sie weiter inkognito bleiben und gibt sich als Detektiv aus.Doch die von Gott erhaltene Zeit ist knapp. Also muss sich Rei für einen Verdächtigen entscheiden. Je nach Wahl spaltet sich das Spiel in verschiedene Genres oder Untergenres auf, wobei die jeweilige Erzählung immer angemessen Raum erhält.

Wer war es?

Da es sich bei SHUTEN ORDER aber um ein Gesamtspiel handelt, sind die einzelnen Routen zum einen natürlich nicht allzu lang. Zum anderen gehören auch alle dazu und wollen gespielt werden, damit das anfängliche Mysterium gelöst werden kann. Das habe ich natürlich gerne gemacht.

Die kleinen weißen (?) Zellen

Der etwas eigenwillige Justizminister Kishiru Inugami verwickelt Rei in eine Testamentseröffnung. Wie ihr euch denken könnt, bleibt das nicht friedlich. Es kommt zu Mord. Man könnte natürlich denken, dass sich der Justizminister um weiteres kümmert. Zumal er selbst angeblich einst als weiße Gehirnzelle bezeichnet wurde (er war damals eben schon weiß gekleidet, nicht grau). Aber vielleicht ist auch Rei als angeblicher Privatdetektiv in der Lage, den Fall zu lösen?

Sagt der, der das Gesetz macht.

Mit etwas göttlicher Hilfe beginnt die Untersuchung. Beweise werden gesammelt und Personen verhört. Dann gilt es in gemeinsamer Runde, den Mörder zu finden. Misstrauen herrscht vor, wem kann man trauen? Mit den richtigen Hinweisen kann Rei der Wahrheit näher kommen.

Wenn man falsche Objekte unnötig genauer untersucht oder falsche Auswahlen trifft, sinkt eine Vertrauensleiste. Ist sie leer, ist man gescheitert. Allerdings kann man zum einen oft genug speichern, zum anderen muss man im Falle der Retry-Funktion auch nicht viel wiederholen. Für den Spieler ist der Druck also gering. Allzu schwierig wird es daneben auch nicht, aber es ist auch nicht völlig trivial. Außerdem wissen Erzählung und Charaktere zu unterhalten.

Das zeigen die gesammelten Hinweise.

Durch andere Augen

Wenn man den Wissenschaftsminister Teko Ion wählt, bekommt man es mit einem Terrorangriff zu tun. Hier kann man je nach gewählter Dialogoption unterschiedliche Szenen erreichen. Darunter so manche Sackgasse. Aber man erlebt die Zeit nicht nur aus Reis Sicht. So gilt es, gleich bei mehreren Charakteren die richtige Auswahl zu treffen.

SHUTEN ORDER ist hier aber freundlich genug, um in Sackgassen Tips zu geben. Dadurch muss man nicht planlos ausprobieren. Die Geschichte und Charaktere stehen auch hier natürlich im Mittelpunkt und überzeugt.

Ein bedeutsamer Unterschied?

Spiel um dein Leben

Mit dem Gesundheitsminister Yugen Ushitora gerät die eigene Gesundheit in Gefahr. Denn nach einer Entführung wird Rei gezwungen, an einem Todesspiel teilzunehmen. Der Gesundheitsminister und weitere Personen sind auch dabei. Hier tritt kein Maskottchen als Spielleiter auf, sondern eine Streamerin. Ein Todesspiel dient eben der Unterhaltung aussenstehender, nicht wahr?

Ähnlich wie in manchem Dungeon Crawler bewegt man Rei hier in First-Person-View durch die Anlage, um zur nächsten Szene zu gelangen. Interessant ist die Gegend nicht gerade aufgebaut, aber man verbringt auch nicht zuviel Zeit bis die Geschichte jeweils weiter geht.

Diese Art von Rätsel war nie schwer.

Auf dem Weg darf man aber auch so manche Rätselaufgaben lösen, um zum Beispiel mit (geringem) Zeitdruck Türen zu öffnen. Slide Puzzles sind dabei, manchmal muss man auch Formen in eine Vorlage einsetzen oder farbige Punkte verbinden. Meistens ist die Schwierigkeit nicht allzu hoch. An einem Rätsel hing ich aber zugegebenermaßen etwas länger als mir lieb ist. Nach Mitternacht war aber vielleicht auch nicht die optimale Zeit dafür.

Das Todesspiel ist natürlich auch nicht so komplex wie in Spielen, in denen es nur darum geht. Als Teil des gesamten hier ist es aber locker unterhaltsam genug.

Nichts leichter als das?

Verrückt vor Liebe?

Vielleicht wollt ihr es auch etwas freundlicher? Die auch für Schulerziehung zuständige Ministerin Honoka Kokushikan träumt von einer Highschool-Romanze. Und Rei soll ihr dabei helfen. Eine Wahl wird ihr dabei aber eher nicht gelassen, ganz so freundlich wird es nicht.

An der Shuten Academy angekommen, stellt sich das ganze noch etwas schwieriger heraus. Denn wie soll man Honoka in eine Romanze verwickeln, wenn sie gar nicht offen erkennbar ist? Mehrere Schülerinnen stehen im Fokus.

Auf die Hand an der Wand habe ich gewartet.

Hier trifft der Spieler auf eine Art Simulation. Mit begrenzter Anzahl an Zügen betritt man Orte und erhöht durch richtige Auswahl in Szenen Zuneigungswerte. Dafür stehen aber mehr als genug Züge zur Verfügung. Es bleibt also weitgehend stressfrei. Auch die Atmosphäre und Musik ist hier oft etwas lockerer und humorvoller.

Lauf um dein Leben

Zuletzt bleibt da noch die Sicherheitsministerin Manji Fushicho. Dabei bekommt es Rei mit einer unheimlichen Bedrohung zu tun.Mit Perspektive von oben gilt es manche Abschnitte zu bestreiten. Kämpfen ist nicht möglich, also muss man im Zweifelsfall wegrennen und sich verstecken. Dafür gibt es praktischerweise Hindernisse, die etwas Zeit kaufen können. Wenn man nicht gejagt wird, untersucht man die Umgebung und löst vereinzelt auch mal einfache Rätsel.

Laif, Rei, lauf!

Auch wenn das tendenziell nach etwas größerem „Gameplayanteil“ klingen mag und die Erzählung auch hier genug Platz erhält, war es bei mir die kürzeste Route. Etwas länger hätte auch nicht gestört, aber das SHUTEN ORDER geht weiter.

Fazit

Kann der Genremix überzeugen, ist Fünf Trümpf? Natürlich könnte man die einzelnen Routen im Vergleich zu voller Ausarbeitung in den Genres für etwas simpel halten. Aber im Gesamtpaket weiß die Erzählung zu überzeugen und die Gameplayelemente stehen dem auch nie störend im Weg.

Wer weiß?

Die Geschichte überzeugt mit ihrem Mysterium und dem Mitdenken, teils aktiv gefordert, teils abseits des Spiels für den Spieler selbst. Auch die Routen sind abwechslungsreich und wissen für sich schon zu unterhalten, geben zudem Hinweise für das große ganze. Und auch etwas Humor zur Auflockerung ist vorhanden, je nach Route mal mehr, mal weniger. Die Musik und Bildeffekte unterstützen die Atmosphäre.

In der Version für Nintendo Switch 2 sind mir keine technischen Probleme begegnet, aber es handelt sich auch nicht um ein besonders rechenintensives Spiel. Die optionale Maussteuerung in manchen Abschnitten funktioniert meiner Auffassung nach problemlos, aber auch mit der herkömmlichen Sticksteuerung hat man keine Nachteile.

Ich habe knapp über vierzig Stunden gerne in der Welt von SHUTEN ORDER verbracht. In der Regel war es nur die fortgeschrittene Zeit, wegen der ich das Spielen für den Tag beendet habe.

Habt ein gutes Ende.

Vielen Dank an Spike Chunsoft für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch 2.