Habt ihr euch schon immer gefragt, was Zelda eigentlich in der Vergangenheit gemacht hat? Also, eigentlich zeigen die Erinnerungen in The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom das bereits. Die einzig wahre, wirklich geschehene Geschichte lässt sich nun in ihren dramatischen Details in Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung erleben. Damit geht das Hack-and-Slay-Crossover nun bereits in die dritte Runde und behandelt diesmal den Versiegelungskrieg.
Weit, weit in der Vergangenheit
Wahrscheinlich erinnert ihr euch: Zelda fällt in einen Abgrund und landet dank des Mysteriensteins und ihrer Zeitfähigkeiten in der Vergangenheit, wo sie zur Gründungszeit Hyrules auf König Rauru trifft. Die Reise zurück ist nicht ganz so einfach möglich, also steckt sie erst einmal fest und zieht als entfernte Verwandte ins Schloss.
Noch sind die Zeiten friedlich, also nutzt Zelda die Gelegenheit, voller Begeisterung ihren Wissensdurst zu stillen. Das ist sehr unterhaltsam, auch wenn es natürlich nicht ewig friedlich sein kann.
Die Story wird in einer Mischung aus Cutscenes, bebilderten Erzählungen und unvertonten Dialogen in Kämpfen erzählt. Besonders auffällig sind dabei sehr viele der Cutscenes, die aus Tears of the Kingdom übernommen und teilweise erweitert wurden. Ich habe mich jedes Mal sehr darüber amüsiert, aber ein wenig schade ist es doch, dass so viel schon bekannt ist.
Ein wenig erweitert wird die Geschichte dabei durchaus. Zelda und Mineru erforschen häufiger den Untergrund und die Weisen der verschiedenen Völker bekommen Gesichter. Gerudo, die sich selbst die Schuld daran geben, dass Ganondorf tut, was Ganondorf eben tut, sind dabei nichts Neues, aber ich mag das Zusammenspiel der Weisen untereinander und mit ihren jeweiligen Völkern.
Die größte Erweiterung des Charakterkreises sind jedoch der Krog Calamo und sein Partner, ein mysteriöses Konstrukt. Die meiste Zeit über erleben die beiden ihr eigenes Abenteuer abseits von Zelda und Rauru. Calamo begleitet das Konstrukt anfangs eher widerwillig, weil er eigentlich einen Ort sucht, an dem er Wurzeln schlagen kann. Ich mag die beiden. Und besonders Calamos farbänderndes Gesichtsblatt.
Die neuen Charaktere, zu denen auch weitere Angehörige der Völker gehören, schmücken dabei die bekannte Geschichte aus. Im Großen und Ganzen war die Geschichte aber bereits in Tears of the Kingdom auserzählt.

Auf in den Kampf!
Chronik der Versiegelung nutzt das Warriors-typische Kampfsystem mit titelspezifischen Anpassungen. Hauptsächlich baut der Kampf auf Kombos aus Reihen normaler Angriffe auf, die durch starke Angriffe abgeschlossen werden. Hier gibt es charakterabhängig einige starke Angriffe, bei denen ich entweder den Knopf mehrfach oder wiederholt drücke, gedrückt halte oder im richtigen Rhythmus erneut angreife. Sich all die Kombos zu merken, ist nicht gerade einfach, es besteht aber auch die Möglichkeit, sich die Tastenkombinationen dauerhaft anzeigen zu lassen. Charaktere nutzen in der Regel einen einzigen Waffentypus, wobei Waffen auch verstärkt werden können.
Daneben sind auch charakterspezifische Spezialangriffe vertreten, deren Leiste sich durch Attacken füllt. Während es anfangs lange dauert, bis eine Leiste komplett geladen ist, habe ich später festgestellt, dass die Spezialangriffe oftmals gar nicht so besonders stark sind. Synchronangriffe zweiter Charaktere spielen eine wesentlich größere Rolle. Bei den meisten entscheidet der einer der Charaktere über den Synchronangriff, einzelne Kombinationen hängen jedoch vom Duo ab. So ruft Mineru mit Zelda ein Konstrukt, auf das diese klettert, um es zu steuern und Gegner anzugreifen. Zwar gibt es einzelne Synchronangriffe, die konzeptionell gleich gestaltet sind, insgesamt fühlen sie sich jedoch sehr abwechslungsreich an. Manchmal vielleicht ein wenig zu sehr, da ich mich mehrfach erst orientieren musste, wie ich nun agiere, um den Angriff sinnvoll zu verwenden. Teils muss ich gar nichts machen, teils drücke ich unterschiedliche Knöpfe, mal sind Charakter oder Angriffsbereich beweglich, manchmal nicht.
Für einige Angriffe kann ich auch die Bewegungssteuerung nutzen. Letzteres führt bisweilen dazu, dass sich die Kamera verdreht und ich Konsole oder Controller wild drehe, um schnell genug den Angriff auf den Feind zu richten.
Theoretisch lassen sich Angriffe auch blocken, genutzt habe ich den Block allerdings selten. Das Ausweichen fühlt sich deutlich unmittelbarer an und ermöglicht zudem den bereits aus Breath of the Wild bekannten Attackenhagel bei gutem Timing.
Neben Minerus Bautomatik-Angriffen mag ich insbesondere auch Zeldas zunehmende Zeitmanipulationsfertigkeiten, mit denen sie geworfene Lichtwaffen zurückruft und Gegner doppelt trifft.

Angriff und Gegenangriff
Das Sheikah-Modul aus Zeit der Verheerung wird durch Sonau-Bauteile ersetzt. Diese verfügen über Elemente oder andere Eigenschaften. Feurige Flammenwerfer sind ebenso vorhanden wie wasserspendende Hydranten. Bomben sind effektiv gegen Schildangriffe. Für den Einsatz der Sonau-Bauteile teilen sich alle in der aktuellen Mission spielbaren Charaktere dieselbe Batterieladung.
Daneben gibt es in Chronik der Versiegelung auch Charaktertechniken, mit eigenem Cooldown. Einzelne Charaktertechniken nutzen ebenfalls Elemente, in erste Linie dienen sie jedoch als spezifische Angriffstypen.
Sonau-Bauteile sowie Charaktertechniken nutze ich vorwiegend, um starken Angriffen eines Gegners etwas entgegenzusetzen. Dass ein solcher Angriff stattfindet, wird gut telegrafiert. Den tatsächlichen Angriff muss ich beim ersten Mal selbst erkennen, wenn nicht in der Nähe ein anderer Charakter ist, der diesen Angriff kontern kann. Danach zeigt ein kleines Icon unter der gegnerischen Energieleiste größerer Gegner an, um welchen Angriffstyp es sich handelt. Zumeist ist dabei die Zeit, den Angriff zu analysieren (oder auf das Icon zu warten) und zu reagieren, großzügig bemessen.
Geht es jedoch darum, das Geschoss eines Gegners zurückzuwerfen, ist es deutlich schwieriger, den richtigen Moment abzupassen, wenn nicht gerade auf einen Ventilator zurückgegriffen wird. Erkenne ich sofort, um was für einen Angriff es sich handelt (was deutlich zu erkennen ist), setze ich Charaktertechniken zumeist viel zu früh ein, wodurch sie nichts bewirken. In anderen Fällen werfen die Gegner dagegen besonders schnell, so dass ich umgekehrt zu spät agiere, auch wenn ich den Angriff schnell erkenne.
Davon abgesehen mag ich diese Art von Angriffen. Sie erfordern ein wenig Aufmerksamkeit und den Blick auf den Gegner, gleichzeitig helfen andere Charaktere in der Nähe aber auch, wenn es doch einmal nicht gelingt, weniger eindeutige Angriffe zu entziffern. Zudem kann ich weiterhin (perfekt) ausweichen.

Schlachtengetümmel
Ein Vergleich der Gegnermassen in Chronik der Versiegelung mit denen in Dynasty Warriors Origins wäre eher betrüblich. Die Anzahl an Gegnern, die sich gleichzeitig auf dem Bildschirm tummeln können, ist an sich angenehm. Ich kann Schneisen schlagen und mehrere Gegner gleichzeitig in die Luft schleudern.
Dazwischen gibt es jedoch in jeder Schlacht sehr viele sehr große Lücken. Außerdem stehen die meisten Standardgegner nur auf der Stelle, bis ich mich annähere. Doch vor allem gibt es sehr wenig Nachschub. Bekämpfe ich einen größeren Gegner, zermetzle ich die kleineren als Kanonenfutter automatisch, ehe der große Gegner besiegt ist. Der aber immerhin mit seinem eigenen Feuer auch kleine Gegner anzünden kann. Meistens sind nach der Hälfte des Kampfes nur noch meine Leute und der große Gegner da.
Aber es gibt eben auch die Momente, in denen viel los ist. Nach der eher mauen Performance von Zeit der Verheerung bin ich besonders begeistert davon, wie flüssig Chronik der Versiegelung dabei jederzeit läuft. Auch dann, wenn ungewöhnlich viel gleichzeitig passiert. Zugegeben gibt es aber auch weniger Elektro-Lizalfos, die gleichzeitig britzeln.
Letztlich sind die Gegnermassen spielerisch ohnehin kaum sinnvoll eingebunden. Die wenigsten Missionen verlangen eine Zielanzahl besiegter Gegner und nach Missionsabschluss erhalte ich ohnehin maximal 200 Rubine für besiegte Gegner (gleiches gilt für die benötigte Zeit). Lediglich verschiedene Kameradenmissionen verlangen das Besiegen einer bestimmten Gegneranzahl innerhalb einer Mission oder für einen Charakter missionsübergreifend.
Auf dem Standardschwierigkeitsgrad bieten die Schlachten dabei keine besondere Herausforderung. Nicht ein Charakter hat bei mir alle seine Herzen verloren. Eigene Basen, die zu fallen drohen, scheint es gar nicht mehr zu geben. Insgesamt finde ich das in Ordnung, allerdings hat mich doch gestört, dass ich bei einer Postgame-Herausforderung stark unterlevelt war und trotzdem bei mittelmäßigem Ausweichtiming keinerlei Probleme hatte.

Schlachtendesign
Viel schlimmer sind allerdings die Schlachten selbst. Die Hauptmissionen verfügen über kein herausragendes Highlight oder bis auf sehr wenige Ausnahmen über wirklich erinnerungswürdige Elemente. Ich kämpfe mich von Gegnerbasis zu Gegnerbasis oder von Gegner zu Gegner voran, um Türen zu öffnen und weiterzugehen, damit am Ende ein besonders großer Gegner wartet. Mal gibt es mehr, mal weniger Abzweigungen.
Zwar gibt es Krogs zu finden, zu suchen sind die meisten von ihnen jedoch nicht. Außerdem bietet jede Hauptschlacht versteckte Schatztruhen, allerdings lohnt sich die Suche zumeist überhaupt nicht. Entsprechend nutze ich dafür gern die Feldlager, in denen ich durch Nebenaufträge in Hauptschlachten erhaltene Coupons gegen eine Anzeige der Schätze auf der Karte tauschen kann. Ganz selten sind besonders große Bosskämpfe in den Hauptschlachten dabei. Einzig die Luftschlachten mit dem Konstrukt fühlen sich durch ihren schussbasierten Aufbau etwas anders an.
Daneben gibt es auch Standardschlachten. Diese belohnen mit verschiedenen Materialien und erlauben den Kampf gegen unterschiedliche Monster, um bestimmte Materialien zu erhalten, mit denen ich Hyrule-Missionen, beispielsweise für neue Angriffe oder mehr Herzen, erledige. Zudem erhalte ich dadurch Erfahrungspunkte für die für die Schlacht ausgewählten Charaktere und manchmal komplett neue Charaktere. Jede dieser Schlachten kommt mit einer kurzen Beschreibung daher, die manchmal eine Charaktereinschränkung impliziert, die jedoch nicht immer tatsächlich gegeben ist. Mal geht es darum, zusätzliche Gebiete aus Ganondorfs Griff zu befreien, mal darum, durch ihn bedrohte Gebiete rechtzeitig zu schützen.
In viel zu vielen Fällen sind die Schlachtenkarten dabei Schläuche. Ein starker Standardgegner wird durch einen etwas stärkeren Gegner abgelöst und am Ende steht ein Kampf gegen einen Boss wie einen Iwarok, einen Hinox oder einen Leunen an. Manchmal bekommt der Schlauch Auswüchse und es geht stattdessen darum, drei Basen zu erobern, die wiederum von denselben Gegnertypen besetzt werden. Teilweise gibt es weitere Abwandlungen, die über die Optik des Gebiets hinausgehen, aber die überwältigende Mehrheit fühlt sich komplett gleich an.

Fazit
Bereits im Vorfeld habe ich mich gefragt, ob ich wirklich unbedingt die Geschichte des Versiegelungskriegs noch einmal erleben muss. Zwar bietet Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung durchaus ein paar Erweiterungen der Handlung, insgesamt bleibt es jedoch die gleiche Geschichte. Auch die Schlachten selbst haben kaum ein Herausstellungsmerkmal. Gleichzeitig bietet die Vorlage in Form der Erinnerungen in Tears of the Kingdom kaum Anhaltspunkte, bei denen ich eine besonders beeindruckende Schlacht oder einen ausgetüftelten Plan erwarten würde. Zusätzlich schwächen die vielen, beinahe identischen Schlachten abseits der Hauptschlachten den Eindruck zusätzlich. Das stört mich viel mehr als die Handlung, die die Geschichte zumindest etwas tiefer ausgestaltet.
Das Kampfsystem ist flüssig und die Charaktere spielen sich abwechslungsreich. Einzelne haben auffälligere Gimmicks als andere, aber auch die eher bodenständigen Nebencharaktere haben eigene Besonderheiten. Spielerisch ist Chronik der Versiegelung gut gelungen.
Nur leider gilt dasselbe nicht für das Schlachtendesign, das im besten Fall kaum herausragende Highlights bietet und im schlechtesten und leider häufigsten Fall repetitiv ist.
Als Fan des ersten Hyrule Warriors bin ich wieder einmal ernüchtert. Als The Legend of Zelda-Fan sind mir zwar große Teile der Handlung und der Szenen bekannt, aber mich hat die Darstellung Zeldas in der friedlichen Anfangszeit in der Vergangenheit sehr gefreut. Ich mag auch Calamo, das Konstrukt und einige der anderen neuen Charaktere. Aber letztlich fühlt sich Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung weitgehend überflüssig an.

Herzlichen Dank an Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch 2.