Hotel Infinity (Review)

Puzzlespiele in VR benutzen häufig die Möglichkeit, durch tatsächliche Handbewegungen nach Objekten zu greifen und mit ihnen zu interagieren. Hotel Infinity geht jedoch noch einen Schritt weiter. Komplett auf Room-Scale-VR ausgelegt, nutzt Studio Chyr (Macher von Manifold Garden) Schritte innerhalb des 2×2 m Bewegungsbereichs, um sich durch ein komplettes Hotel zu bewegen.

Willkommen im Hotel Infinity

… in der Theorie zumindest. Praktisch ist es mir leider nicht gelungen, den Room-Scale-Modus zu nutzen. Nach mehrmaligem Scannen meines freigeräumten Bereichs verblieb der Spielbereich immer außerhalb des Raumes, den ich tatsächlich hätte nutzen können. Alternativ ist jedoch auch ein Stationärer Modus enthalten, bei dem ich mich durch Stickbewegungen fortbewege. Dadurch verliert Hotel Infinity zwar das Herausstellungsmerkmal, das sehr beeindruckend klingt, bleibt aber auch spielbar, wenn die physische Fortbewegung eben nicht möglich ist. Ähnlich gibt es auch ein Farbenrätsel, das zusätzlich mit Mustern markiert ist, um auch bei Farbfehlsichtigkeiten lösbar zu sein.

Erschaffen wird die Illusion, sich nicht nur im Kreis zu drehen, dadurch, dass Gänge unmittelbar an andere Orte führen als die, aus der ich gerade gekommen bin. Zumeist biege ich um eine Ecke und erblicke einen Raum. Zwei Schritte zur Seite befindet sich dann ein weiterer Durchgang oder eine Tür, und gehe ich dort weiter, lande ich nicht zurück am Anfang, sondern an einer anderen Stelle im selben Raum oder in einem anderen Gang.  In anderen Fällen ziehe ich Orte an mich heran und ermögliche so, weiter voranzukommen.

Durch die häufigen Richtungswechsel ist der Stationäre Modus dabei bei Anfälligkeit für Motion Sickness ein wenig anstrengend. Bei einer Spielzeit von ungefähr anderthalb Stunden musste ich dabei jedoch nur eine kurze Pause einlegen.

Das Gehen per Stick ist dabei spielerisch einwandfrei möglich. Der Bewegungsradius bleibt weiterhin vorhanden, so dass ich mich nicht weit aus dem Quadrat entfernen kann. Die Interaktion mit Objekten funktioniert dabei weitgehend identisch, nur ohne tatsächliche Schritte. Die Kamera steuere ich dabei mit dem rechten Stick, kann mich aber auch selbst umdrehen oder vorbeugen. Zudem beeinflusse ich meine Höhe per Knopfdruck, um Objekte vor mir auf die richtige Höhe zu bringen oder fallengelassene Tassen aufzuheben, wenn der Spielboden niedriger ist als der Zimmerboden.

Screenshot Hotel Infinity. Startbildschirm mit einer Zeichnung des Hotels. Darunter verschiedene Schubladen. Eine Hand hält eine TUbe.
Sogar vor dem richtigen Spielstart gibt es was zu entdecken!
Geht es überhaupt wieder hinaus?

Erst einmal checke ich ein, nehme meinen Schlüssel zu meinem Zimmer entgegen und suche selbiges auf. Dort wartet das Rätsel auf mich, das Hotel Infinity in insgesamt fünf Kapitel aufteilt. Fortan bewege ich mich durch verschiedenste Bereiche des Hotels, darunter auch Mitarbeitendenbereiche und die Küche. Während anfangs noch alles fast wie ein normales Hotel aussieht, einmal davon abgesehen, dass ich nicht quer durch Räume gehe, wird das Hotel zunehmend surrealer. Fassaden mit sehr vielen Stockwerken treffen auf unendliche Gänge und tiefschwarze Abgründe. Mein erster Abstecher aus dem eigenen Zimmer endet bei einem ominösen Gebilde.

Auch wenn ich zumeist in schmalen Gängen oder am Rand von Räumen unterwegs bin, wirkt das Hotel sehr groß und trotz minimalistischer Grafik sehr imposant. Atmosphärisch ist der Ort sehr eindrücklich, bedrohlich und fast schon unheimlich. 

Gleichzeitig kommen dabei auch kleine Spielereien nicht zu kurz, die ich an VR-Spielen oft besonders mag. Im Badezimmer kann ich das Wasser in Waschbecken und Badewanne laufen lassen, bei Telefonen die Wählscheibe nutzen und auch Mahlzeiten konnte ich mir zubereiten.

Eine Hand hält einen Schraubendreher. Am Handgelenk ist ein Armband, daran ein Schlüssel mit der Zimmernummer 1408.
Mein Schlüssel mit interessanter Zimmernummer hängt sicher an meinem Armband
Hebel und Schalter

Dazwischen liegen die Rätsel von Hotel Infinity. Viele davon lösen sich beinahe von selbst, wenn ich an Hebeln ziehe und Schalter betätige. Wenn ich Schubladen öffne und in die Hand nehme, was ich darin finde. An Seilen ziehe ich Objekte zu mir heran, manchmal schalte ich einen weiterführenden Weg mit Werkzeugen frei.

Das erste Rätsel, bei dem ich etwas länger überlegen musste, war ein Uhrenrätsel. Dort hatte ich zwar einen Teil der Lösung schnell gefunden, aber den anderen Teil nicht sofort verstanden. Zudem sind die Zeiger der Uhr sehr schmal, weshalb ich damit zu kämpfen hatte, den richtigen Zeiger anzufassen, um ihn zu bewegen. Bei größeren Objekten funktioniert das zumeist einwandfrei, außer dass ich sie manchmal trotz gedrückter Knöpfe fallen lasse.

Die Rätsel sind sehr haptisch gestaltet. Oft nehme ich Objekte in die Hand und stelle sie anderswo ab, wenn ich nicht direkt mit Hebeln, Schaltern und Seilen beschäftigt bin. Während häufig durch das Anschauen und Anfassen bereits klar ist, wie ein Rätsel zu lösen ist, gibt es andere, die ich durch Ausprobieren ergründe. Dabei nimmt teilweise auch die Komplexität zu wie bei einem Rätsel, bei dem ich von verschiedenen Standorten aus auf dasselbe Rätsel zugegriffen habe. 

Zwar gibt es immer wieder Griffe, an denen ich ziehe oder Kurbeln, die ich drehe, aber insgesamt sind die Rätsel und Interaktionsmöglichkeiten sehr abwechslungsreich.

Ein Rätsel mit verschiebbaren Quadraten in einem Quadrat von 3x3 Quadraten mit einer einzelnen Lücke. Nicht alle Quadrate können angefasst werden.
Was war denn da in meinem Koffer?
Wo sind meine Hände???

Neben der technischen Schwierigkeiten mit dem Room-Scale-Modus hatte ich auch einige Probleme mit meinen Händen im Spiel. An einer Stelle habe ich beide Hände verloren. Mich selbst konnte ich zwar noch bewegen, doch meine Hände steckten an einer Stelle in der Luft fest. Auch im Menü waren sie nicht mehr verfügbar. Nachdem ich Hotel Infinity geschlossen und erneut gestartet habe, war das Problem behoben, ich musste jedoch zurück zum Anfang des aktuellen Kapitels und ein paar Minuten Weg und Rätsel wiederholen.

An einer anderen Stelle ist lediglich meine rechte Hand verschwunden. Glücklicherweise konnte ich einhändig mit links weitermachen. Bis ich beide Hände gleichzeitig benötigte, ist die zweite Hand von selbst wieder aufgetaucht.

Ein Blatt Papier schwebt in der Luft, darauf ein Kreuz neben einer schwarzen Linie. Eine Hand hält einen Füllfederhalter.
Hoffentlich unterschreibe ich da jetzt nichts Falsches!
Fazit

Hotel Infinity ist ein kompetentes Puzzlespiel in VR, das zwar merklich auf Roomscale aufbaut, aber gegebenenfalls auch mit Fortbewegung per Stick funktioniert. Dadurch wird es zwar etwas weniger besonders, bietet aber weiterhin viele Spielereien und interaktive Rätsel. Technisch läuft der Titel noch nicht ganz rund. Der Schwierigkeitsgrad ist angenehm und eher entspannend als fordernd. Einen Besuch im Hotel Infinity kann ich also empfehlen.

Herzlichen Dank an Studio Chyr für die Bereitstellung des Testmusters. Hotel besucht auf PlayStation 5 Pro mit PSVR2.