Wenn man eine Spielereihe als Schul-RPG nennen müsste, würde vermutlich vielen die Persona-Reihe einfallen. Spätestens durch Persona 5 und dessen erweiterte Version Persona 5 Royal dürften viele die Reihe kennen. Ich persönlich bin vor vielen Jahren mit dem vierten Teil eingestiegen. Das Remake des dritten Teils, Persona 3 Reload, ist nun auch für Nintendo Switch 2 verfügbar. Ich habe erneut die Schulbank gedrückt.
Die 25. Stunde
Der Protagonist von Persona 3 Reload ist kaum aus der Ruhe zu bringen. Er wechselt auf die Gekkoukan-High-School. Seine Ankunft im Wohnheim ist spät, die Straßen menschenleer. Särge stehen herum, Pfützen roter Flüssigkeit finden sich. Das stört ihn aber nicht. Auch nicht der kleine Junge am Empfang, der eine Unterschrift fordert, dass der Protagonist Verantwortung für seine Taten übernehme. Oder dass die anderen Bewohner des Wohnheims mit Schusswaffen ausgestattet sind.

Schon bald erfährt der Protagonist mehr von der dunklen Stunde, die die meisten Menschen nicht wahrnehmen, sondern in Sargform verbringen. Dort treiben Shadow genannte Monster ihr Unwesen. Wenn sie doch auf einen Menschen treffen, lassen sie ihn apathisch zurück.
Aber es gibt Hoffnung. Der Protagonist erweckt die Kraft der Persona, wie die anderen Bewohner des Wohnheims. So wird er Teil der Gruppe SEES, die sich dem Kampf gegen die Shadows verschrieben hat. Dazu gehört auch die Erkundung des mysteriösen Turms Tartarus, der in der dunklen Stunde das Schulgebäude ersetzt. Wird die Gruppe die Probleme mit den Shadows lösen können?
Die Geschichte und Charaktere wissen mich zu unterhalten. Zwischen dem Fortschritt in der Geschichte wird aber auch immer wieder ordentlich Raum für anderes gelassen.

Neuer und alter Alltag
Denn trotz des Kampfs mit den Shadows bleibt die Gruppe noch immer Schüler. Und so muss auch der Protagonist weiter die Schule besuchen.
Persona 3 Reload hat dabei ein Kalendersystem, Tage bestehen meist aus mehreren Abschnitten. Neben teils vorkommenden kurzen Unterrichtsszenen mit vereinzelten Fragen kann man tagsüber und abends meist etwas freier entscheiden. Freundschaften können geknüpft werden, mit Schülerjobs lässt sich Geld verdienen. Man kann auch an verschiedenen Orten abhängen und so soziale Werte oder Personas stärken. Die sozialen Werte sind für manche Freundschaften nötig, so muss man zum Beispiel teilweise charmant genug sein, um jemandem aufzufallen. Meist kann man den Abend auch nutzen, Tartarus zu erkunden und zu trainieren.

Ich mag das Zeitmanagment größtenteils, wobei ich gerade im Bezug auf Freundschaften deshalb das ein oder andere Mal neu geladen und andere Antworten ausprobiert habe. Denn man muss genug Punkte sammeln, um die Freundschaft vertiefen zu können. Sonst gibt es beim nächsten Mal nur eine kurze Szene und Punkte. Allerdings sind die Beziehungsboni hier nicht so wichtig wie im fünften Teil.
Die Schwächen im Blick
Persona 3 Reload hat ein rundenbasiertes Kampfsystem, in dem Schwächen wichtig sind. Standardangriffe, physische und magische Fertigkeiten haben Attribute. Gegner und eigene Mitglieder haben Stärken und Schwächen gegenüber diversen Attributen. Diese werden offenbart, wenn der Gegner mit einem entsprechenden Angriff getroffen wird. Später gibt es aber auch eine Analysefähigkeit, um die Infos schneller zu erhalten.
Einen Schwachpunkt zu treffen erhöht nicht nur den Schaden, sondern wirft den getroffenen zu Boden. Das ermöglicht einen zusätzlichen Folgeangriff. Wenn man dann den Schwachpunkt eines weiteren Gegners trifft, kann man nochmal agieren. Schafft man es, alle Gegner zu Boden zu werfen, kann das Team einen starken Angriff gegen alle einsetzen.

Hilfreich dabei ist, dass man für die Folgeaktion auch den Charakter wechseln kann. Denn außer dem Protagonisten haben die einzelnen Charaktere nur eine Persona mit begrenzter Auswahl.
Der Protagonist dagegen kann zwischen mehreren Personas wechseln. Neue erhält man manchmal optional nach Kämpfen, kann aber auch im Velvet Room Personas zu neuen Personas fusionieren oder frühere Personas gegen Geld neu beschwören. Beim Fusionieren kommen auch die Beziehungsstufen ins Spiel. Personas mit gleicher Arcana-Zuordnung wie befreundete Charaktere erhalten beim Fusionieren zusätzliche Erfahrung gemäß des Freundschaftsrangs.
Durch seine Vielseitigkeit kann der Protagonist sehr mächtig werden. Allerdings ist er auch der einzige Charakter, der nicht besiegt werden darf. Deshalb sollte man auch die Stärken und Schwächen der aktuell ausgerüsteten Persona nicht außer Acht lassen.

Diesbezüglich sollte man auch mit Fertigkeiten etwas aufpassen. Während magische Fertigkeiten SP verbrauchen, senken physische Fertigkeiten die HP des Charakters.
Neben schädigenden Fertigkeiten gibt es natürlich noch allerlei Buffs, Debuffs und Statusveränderungen. Letztere habe ich gewohnheitsgemäß wenig benutzt, da starke Gegner und Bosse oft gegen viele immun sind. Und schwache Gegner sind auch so in der Regel gut zu besiegen. Aber es gibt es auch so manche Gegner ohne Schwächen. Standardangriffe und physische Angriffe können mit Glück per kritischem Treffer Gegner zu Boden werfen. Die Wahrscheinlichkeit kann durch Statusveränderungen erhöht werden.
Insgesamt wusste mich das Kampfsystem zu unterhalten. Ich habe auch bei neuen Gegnern gerne ausprobiert, was die Schwächen sind, und mich bei schnellem Erfolg gefreut. Auch wenn das Schwächensystem für beide Seiten gilt, sind Gegner in der Regel auch nicht zu fies.

Fazit
Das Remake des dritten Reihenvertreters hat mir gefallen. Das Jonglieren des Alltags mit Schule und Freundschaften hat auch hier seinen Reiz. Der zufallsgenerierte Dungeon hat mich nicht besonders gestört, das Kampfsystem mit Ausnutzung von Schwächen gefällt mir auch in diesem Teil. Die Musik ist gut, Artstyle und Designs gefallen mir größtenteils. Story und Charaktere wissen zu unterhalten.
Wer JRPGs mag und mit etwas Zeitmanagment klarkommt, dürfte mit Persona 3 Reload nichts falsch machen.

Vielen Dank an Atlus für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch 2.