
Sechs Jugendliche landen in der surrealen Noise Scramble City. Um zu entkommen, müssen sie sich erinnern. So die Prämisse der Mischung aus Mystery-Visual-Novel und Point-and-Click-Adventure Type-NOISE: Shonen Shojo.
Wir sind hier nicht mehr in Tokio
Type-NOISE: Shonen Shojo wechselt zwischen verschiedenen Erzählstimmen. Während die Gegenwart weitgehend einem einzelnen Charakter folgt, tauchen die Erinnerungsszenen in die Gedanken- und Gefühlswelt der entsprechenden Figur ein.
Die Jugendlichen wissen alle nicht, wie sie an diesem fremden Ort gelandet sind, finden aber schnell heraus, dass es keinen einfachen Ausweg findet. Doch nicht nur haben sie vergessen, wie sie hergekommen sind, bei ihnen finden sich auch andere Erinnerungslücken. Denn alle von ihnen haben traumatische Dinge erlebt, die sie nun verdrängen. Genau diese müssen sie jetzt jedoch hervorholen und sich damit auseinandersetzen.
So wechselt der Titel formelhaft zwischen Abschnitten aus Dialogen und Erkundungssequenzen in Escape Rooms mit vielerlei kleinen Puzzles. Vereinzelte Entscheidungen gilt es in den Visual-Novel-Abschnitten zwar zu treffen, jedoch nur in Bezug auf zu besuchende Orte. Diese entscheiden anschließend darüber, in die Vergangenheit welcher Jugendlichen wir als nächstes eintauchen.
Die Texte sind dabei leider noch nicht ganz sauber und voller Tippfehler, fehlender Leerstellen und einigen holprigen Formulierungen. Die Rätsel werden dabei aber nur leicht beeinträchtigt. Doch da die Übersetzung bereits überarbeitet wird, sollten diese Probleme nicht mehr allzu lange vorhanden sein.

Lass mich raus!
Das Hauptgameplay in Type-NOISE: Shonen Shojo spielt sich in Escape Rooms ab. Interagierbare Objekte haben bei der Auswahl mit dem Mauszeiger einen Namen. Zusätzlich kann ich sie aber auch optisch hervorheben lassen, was praktisch ist, wenn ich irgendwo einen Fetzen Papier übersehen habe. Einige Objekte sammle ich ein.
Im Inventar kombiniere ich jeweils zwei passende Objekte. Das wird nie sonderlich anspruchsvoll, auch wenn vereinzelte Objekte mehrfach kombiniert werden. Einige eingesammelte Objekte nutze ich bei der Erkundung.
Zudem sammle ich bei der Interaktion Puzzleteile auf, die ich zu mehreren Puzzles (NOISE) pro Charakter zusammensetze. Dadurch schalte ich Erinnerungen frei, die wichtige Begriffe für ein kommendes Rätsel enthalten und weitere Objekte zur Interaktion aktivieren.
Die Rätsel selbst sind abwechslungsreich, sobald es über das Suchen und Kombinieren hinausgeht. Die großen Haupträtsel jeden Charakters erinnern oftmals an Minispiele, wenn ich etwa in einem Kampfspiel die richtigen Bewegungsmuster auswählen muss. Ein anderes ähnelt einem kleinen Schachproblem mit begrenzter Zugzahl, an dem ich ziemlich zu knabbern hatte. Zwar gibt es ein Hinweissystem bei wiederholtem Scheitern, doch das ist eher durchwachsen. Über das Menü lässt sich jedoch auch ein Internetguide aufrufen, der Lösungen teilweise bebildert zeigt.
Ein wenig stört mich dabei, dass mich zuweilen jedes Scheitern aus dem Rätsel wirft und ich es erneut auswählen und Dialoge wegklicken muss, ehe ich erneut rätseln kann. Außerdem fällt es mir je nach Rätsel schwer, mir die Hinweise aus der zugehörigen Erinnerung ausreichend genau zu merken, nachschauen kann ich währenddessen jedoch nicht.
Einzelne Rätsel werden zudem nach der Auflösung noch erklärt, was dann nur hilfreich wäre, wenn verschiedene Kombinationen blind ausprobiert worden wären.
Zumeist folgt auf einen Escape Room eine Verschnaufspause, ehe die Charaktere und ich noch ein Stück tiefer in die Vergangenheit eintauchen. Zuletzt kulminiert alles in einer direkten Konfrontation, die gut in Szene gesetzt ist, wenn auch langsam.

Erinnere dich!
Während die Charaktere in Type-NOISE: Shonen Shojo etwas klischeebehaftet beginnen, weichen die Traumata teilweise davon ab, so dass nicht alles komplett hervorsehbar ist. Oft gelingt es gut, beim Rätseln und Erinnern auch selbst nach und nach herauszufinden, was passiert ist. Mich überzeugt allerdings nicht jede Auflösung in ihrer Umsetzung. Außerdem verhalten sich die Charaktere bisweilen etwas unglaubwürdig, gerade da es nur eher kurze Ausschnitte zum Geschehen gibt.
Entsprechend schwankt die Qualität der unterschiedlichen Charaktergeschichten. Große Unterscheide zeigen sich zudem darin, wie drastisch verschiedene Geschehnisse dargestellt werden. Zum Teil lässt sich das zwar durch die unterschiedliche Wahrnehmung der Jugendlichen erklären, allerdings wirken die besonders graphisch dargestellten Vorfälle gerade im Vergleich überzogen.

Fazit
Type-NOISE: Shonen Shojo ist eine Mischung aus Mystery-Visual-Novel und Point-and-Click mit schwankender Qualität. Das betrifft sowohl einzelne Charaktergeschichten als auch die Rätsel innerhalb der Escape Rooms. Gleiche Rätseltypen bauen zwar in ihrer Komplexität aufeinander auf, unterschiedliche Rätsel dagegen weisen eine weniger eindeutige Linie auf. Hierbei ist die verlinkte Lösung zwar hilfreich, aber eine Lösung nimmt gleich alle Schritte vorweg. Daher kann ich nur eine eingeschränkte Empfehlung für Genrefans aussprechen.

Herzlichen Dank an WhisperGames für die Bereitstellung des Testmusters. Gerätselt und erinnert auf PC via Steam.