Firefly Village (Review)

In große Farmimperien lassen sich viele Spielstunden stecken, um gigantische Gewinne zu erzielen. Die Farmingsim Firefly Village möchte den gegenteiligen Weg gehen. Auf dem kleinen Hof ist nicht viel Platz für Feldfrüchte und Farmtiere. 

6×9 Felder zum Bebauen

Nach einem kleinen Intro, das erklärt, wie ich zur Farm in Firefly Village komme, geht es auch schon los. Ein Beutel Samen reicht für einen Bereich von 3×3 Feldern aus und verteilt sich von selbst richtig. Egal, auf welchem der Felder ich stehe, keine Samen gehen verloren. Anschließend gieße ich täglich (außer bei seltenem Regen), ohne meine Gießkanne je neu befüllen zu müssen. Eine Hacke, um den Boden umzugraben, benötige ich nicht.

Das Gemüse benötigt wie üblich unterschiedlich lang, bis es geerntet werden kann. Doch im Gegensatz zu anderen Farmsimulationen sind die Jahreszeiten deutlich kürzer. Jede der vier Standard-Jahreszeiten dauert sieben Tage.

Also muss ich immer auch den aktuellen Tag im Auge behalten, noch mehr als in anderen Genrevertretern. Schließlich ist das Ende der Jahreszeit immer nahe. In den meisten Fällen reicht es aus, am ersten Tag die meisten Felder mit den zwei unterschiedlichen Saaten aus dem Laden zu befüllen und etwas Platz für die dritte Sorte übrig zu lassen. Allerdings wollte ich einmal Mais anbauen, aber bis dieser im Laden angeboten wurde, waren schon so viele Tage des Sommers vergangen, dass er gar nicht mehr erntereif werden konnte. Immerhin dauert es bei den kurzen Jahreszeiten nicht ganz so lang bis zum nächsten Sommer.

Auch die Tage selbst sind sehr kurz. Zeit vergeht schnell und in Halbstundenschritten. Bei Bedarf lässt sich der Zeitverlauf aber auch verlangsamen. Anfangs hat mich die schnell vergehende Zeit noch ein wenig gestresst, aber nach ein paar Spieltagen war mir klar, dass ich trotzdem für alle meine täglichen Erledigungen ausreichend Zeit habe.

Screenshot aus Firefly Village. Die sechs Farmfelder sind weitgehend bepflanzt, eines wird gerade abgeerntet.
Geld verdienen

Geld sammle ich jeden Morgen an der Versandkiste ein, ohne einen Überblick zu erhalten, was ich für wie viel verkauft hatte. Was auch in Ordnung ist, zumal ich beim Benutzen der Kiste jedes Mal sehe, wie viel ich bereits verdient habe.

In der Stadt kann ich nicht verkaufen, aber durch das Erledigen von Quests am Anschlagbrett kann ich ein klein wenig zusätzliches Geld verdienen. Diese wechseln täglich und bestehen aus Sammelquests, für die ich auch am selben Tag das Gewünschte finden kann. Manchmal haben mir die Quests sogar dabei geholfen, wenn mir noch ein klein wenig Geld gefehlt hat, um mir etwas noch am selben Tag zu kaufen.

Alle Werkzeuge mit derselben Taste einzusetzen, ist inzwischen nicht mehr ungewöhnlich, mir aber auch weiterhin sehr willkommen. Das funktioniert einwandfrei.

Besuch im Dorf

Neben Samen kann ich im Dorf auch weitere Werkzeuge, eine winzige Vorratskiste, ein wenig Deko, Kühe und Hühner kaufen. Die Farmtiere muss ich nicht füttern, also benötige ich auch kein Heu, für das ich keinen Anbauplatz hätte. Für Milch und Eier interagiere ich einfach mit ihnen. Danach kann ich daraus mit den entsprechenden Maschinen auch Käse und Mayonnaise herstellen.

Die Werkzeuge beschränken sich zwar auf eine Spitzhacke und eine Axt ohne Verbesserungsmöglichkeiten, aber leider gibt es sie nur zufällig im Angebot. Da ich anfangs natürlich nicht viel Geld hatte, hat es lange gedauert, bis ich mir ein Werkzeug leisten konnte, und danach musste ich dann warten, bis die Axt irgendwann wieder verfügbar war. Die Angel, die ich mir zuerst leisten konnte, hat meine Geldeinnahmen merklich beschleunigt.

Aber auch Leute treffe ich im Dorf und dem ebenfalls vorhandenen Wäldchen. Bis auf wenige Ausnahmen kann ich alle von ihnen täglich einmal mit einem Gegenstand aus meinem Inventar beschenken. Sie haben auch Vorlieben und Abneigungen, die ich mir merken müsste, um sie auszunutzen. 

Die Freundschaft wird durch maximal drei Herzen dargestellt und es gibt pro Charakter zwei Freundschaftsevents. Auch wenn sie doch eher wie romantische Entwicklungen wirken und die nicht beschenkare Tierhändlerin andeutet, dass sie nicht für eine Beziehung bereit ist. Alle Events laufen dabei sehr ähnlich ab und finden am selben Ort statt, was ein wenig schade ist. Aber ich finde es sehr niedlich, wenn mich jemand fragt, ob ich gerade Zeit hätte, und wir dann zu zweit durch das Dorf gehen. Die möglichen Freund:innen sind charakterlich aber deutlich voneinander abgegrenzt.

Tilly: "I'm really glad you decided to stay with us."
Kleines Inventar

Während mich die heimelig kleine Karte mit ihren drei Bereichen und einer Höhle wenig stört, sieht das bei der geringen Größe des Inventars anders aus. Gegenstände lassen sich in Firefly Village nicht stapeln, weshalb die Tasche sehr schnell voll ist und ich wieder zur Versandkiste gehen muss.

Auch die Lagerkiste bietet nur Raum für sechs Items. In diesem Fall ist die Größe allerdings kaum ein Problem, weil ich nicht viel aufbewahren muss. Das habe ich nur für den Mais getan, um sicherzustellen, dass ich ihn im nächsten Jahr anbauen kann, und um einen Kürbis nicht versehentlich zu verkaufen.

Festlichkeiten

Den Kürbis brauchte ich für das Kürbisschnitzen im Herbst (wenn auch erst im zweiten Jahr, da ich davor keine Kiste hatte). Das ist eines der vier Feste, die in Firefly Village innerhalb eines Jahres stattfinden.

Im Frühjahr sammle ich Eier ein und erhalte eine Belohnung, wenn ich ausreichend gefunden habe. Das ist nicht besonders schwierig, aber es macht Spaß, durch die Gegend zu laufen und mehr Eier als nötig zu sammeln. Die anderen Feste sind allerdings deutlich weniger involviert. Gerade bei der geringen Anzahl hätte ich es nett gefunden, wenn ich mehr aktiv hätte tun können. So kann ich während der meisten Feste nur einmal mit allen Leuten reden.

Vergrößerungsmöglichkeiten

Doch auch wenn Firefly Village keinen Druck mit arbiträren Zielen ausüben möchte, gibt es doch eine Sache, auf die ich hinarbeiten kann. Abseits davon natürlich, alles im Spiel zu erledigen und Steam-Errungenschaften zu verdienen.

Meine kleine Hütte hat insgesamt drei mögliche Upgrades. Zuerst kann ich mir eine Küche einbauen lassen, die etwas unsinnig ist. Schließlich kann ich zwar essen, muss es aber nicht, weil ich weder Ausdauer noch Energie verliere. Zwar kann ich gekochte Gerichte verschenken, aber bis ich die Küche hatte, hatte ich mich mit allen schon durch gesammelte Blümchen und Pilze ausreichend angefreundet. Je nach eingesetzter Zutat kann ich ein wenig mehr Geld verdienen (teure Fische sollte ich aber nicht zu Sashimi verarbeiten), aber riesige Unterschiede macht die Küche dabei auch nicht. Zumal ich maximal drei Gerichte pro Tag zubereiten kann, was zusätzlich einschränkt.

Die weiteren Hauserweiterungen sind nicht weniger sinnvoll. Die erste sieht zwar noch sehr nett aus, aber der Preissprung ist schon sehr deutlich. Die letzte schließlich habe ich mir nur noch erarbeitet, indem ich nach der Farmarbeit sofort ins Bett gehüpft bin, ohne mit Leuten zu sprechen, mit denen ich ohnehin schon maximale Freundschaft hatte. Die benötigten Ressourcen in Form von Stein und Holz hatte ich deutlich früher in ausreichender Menge, da ich einfach täglich Steine gekloppt und Baumstümpfe zerhackt hatte, wo ich konnte.

Es ist ein wenig schade, dass die verschiedenen Aspekte von Firefly Village in keinem funktionierenden Verhältnis zueinander stehen. Freundschaften sind schnell maximiert, Fische habe ich innerhalb eines Jahres alle gefangen. Mit dem Kochen konnte ich zwar erst im zweiten Jahr richtig anfangen, aber wenn ich den Mais noch einmal rechtzeitig bekommen hätte, hätte ich dafür nicht noch einen weiteren Sommer benötigt. Bis zum Winter meines dritten Jahres hatte ich schließlich nichts mehr zu tun als Geld für mein Haus zu verdienen.

Spielfigur steht am Rand eines Gewässers und hat die Angel ausgeworfen. Vor ihr ist eine Fischsilhouette im Wasser.
Angeln ohne Minispiel. Fische finde ich bei ihren Silhouetten.
Fazit

Firefly Village ist eine sehr kompakte Farmsim mit einem interessanten Konzept. Die kurzen Tage und Jahreszeiten benötigen ein klein wenig Eingewöhnung, funktionieren dann aber weitgehend überzeugend. Das Problem ist jedoch, dass dem Spiel ein roter Faden fehlt durch das Konzept, nicht mit Aufgaben stressen zu wollen. Wenn ich etwas in einem Jahr nicht schaffe, ist es zwar deutlich weniger störend als in anderen Genrevertretern, da es bis zum nächsten Jahr nicht sehr lange dauert. 

Allerdings reicht es manchmal nicht aus, Dinge zu tun, nur weil ich sie tun kann. Ich angle, weil man das in Farmspielen eben tut. Es gibt eine Mine mit Monstern, weil die eben zum Farmspielstandard gehören (auch wenn ich die Umsetzung der Monster mag). Steine und Holz gibt es nur, um das Haus zu vergrößern, das ich nur vergrößere, weil ich es vergrößern kann. Das ist aber als Anreiz, um das Spiel länger zu spielen, etwas zu wenig. Schließlich mache ich mit dem Haus nichts, außer darin zu schlafen. Und dafür ist es auch ein wenig zu teuer, zumal ich nach der letzten Vergrößerung keinen Grund mehr habe, noch weiter zu spielen.

Herzlichen Dank an indie.io für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PC via Steam.