Mafia-The Old Country (Review)

Nach dem eher unbeliebten Mafia 3 und dem sehr gut angekommenen Mafia 1 Remake präsentiert Hangar 13 sein neuestes Werk, das zeitlich vor allen anderen Mafia-Teilen spielt. Das Prequel behandelt eine kleinere Zeitspanne von 5 Jahren und findet komplett in Italien statt, in diesem Fall sogar nur auf der Insel Sizilien, welche gemeinhin als Ursprung der italienischen Mafia gilt. Wir spielen Enzo, einen Minenarbeiter, der von seinem Vater für 100 Lira verkauft wurde und fortan ein Sklavenleben führt. Sein einziger Freund Gaetano träumt von einem Leben in Empire Bay in den USA, doch dieser Traum ist für beide unerreichbar. Durch eine Verkettung (un)glücklicher Zustände stirbt Gaetano und Enzo kann fliehen, wird jedoch verfolgt und in einem abgelegenen Haus gestellt. Dort rettet ihn Don Torrisi und er kann ein neues Leben beginnen.

Es folgt eine vorhersehbare Geschichte, die jedoch so fantastisch erzählt und synchronisiert ist, dass es trotzdem ein Genuss ist dabei zuzusehen wie Enzo sich auf der Mafialeiter immer weiter nach oben arbeitet. Die Charaktere sind sehr gut dargestellt und authentisch und ich habe die ganze Spieldauer von 13 Stunden in 14 Kapiteln mitgefiebert und gehofft, dass es nicht zu der großen Katastrophe kommt, die sich anbahnt. Die Geschichte ist einwandfrei inszeniert und trotz der Vorhersehbarkeit spannend, eine Stärke die auch die anderen Teile ausgezeichnet hat.

Technisch habe ich bis auf sporadisch auftretende Popups und seltene Ruckler nichts zu beanstanden. Die Grafik ist klasse, Sizilien wunderschön dargestellt und der Sound immer passend. Lediglich waren die Gesichter in manchen Redesequenzen merkwürdig dargestellt, als ob die Texturen nicht richtig geladen hätten und dementsprechend eher nach PS2 als PS5 aussahen, aber auch das passierte nicht regelmäßig, sodass ich darüber hinwegsehen konnte. Man hat wie auf der PS5 mittlerweile üblich die Auswahl zwischen dem Qualitäts- und Performancemodus. Im Gegensatz zu Mafia 3 haben wir hier theoretisch auch eine Open World, die jedoch nur als Kulisse dient und nicht vollgestopft mit Icons oder Fragezeichen ist, ganz im Gegenteil, bis auf ein paar wenige Sammelgegenstände dient die Welt nur dazu, die nächste Mission zu erreichen. Das ist ein schöner Kontrast zu den immer mehr zugemüllten Open Worlds anderer Spiele, die vielerlei nur noch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen bieten und für mich mittlerweile eher abschreckend als einladend sind. Ein Grund, warum ich Assassins Creed Shadows immer noch nicht durchgespielt habe, obwohl ich die Reihe liebe. 

Spielerisch wird in Mafia-The Old Country altbekanntes serviert. Neben Schießereien, Schleichsequenzen und Verfolgungsjagden gibt es noch die altbekannten Rennen, die jedoch im Vergleich zu Mafia 1 damals leicht zu bewältigen sind. Als kleine Auflockerung gibt es Duelle, die hier als Messerkämpfe inszeniert sind und mir eher weniger Spaß bereitet haben. Die Schießereien finden vornehmlich hinter Deckungen statt und es kommen wie gehabt Wellen von Gegnern. Wer wie ich Schleichen nicht leiden kann hat aber Glück gehabt: Bis auf einige wenige Missionen kann man sich den Weg auch einfach freischießen. Eine Möglichkeit die ich genutzt habe wann immer es möglich war. Getötete Gegner lassen sich durchsuchen und neben Geld haben diese oft Verbände oder Munition dabei. Man kann die Leichen auch verstecken, dies war aber nie nötig da die KI der Gegner nicht unbedingt die intelligenteste ist, was mir aber natürlich auch zugute kam. Waffentechnisch gibt es natürlich keine Überraschungen, neben diversen Handfeuerwaffen gibt es noch verschiedene Schrotflinten und Gewehre. Mit dem gesammelten Geld kann man Pferde, Autos oder bessere Waffen kaufen, bestimmte Sammelgegenstände kann man ausrüsten und seine Fähigkeiten verbessern.

Das Pacing ist sehr gut, Mafia wechselt zwischen kleineren Erkundungen, Zwischensequenzen, Fortbewegung mit Pferd oder Auto, Shootouts und ruhigeren Missionen und findet immer den richtigen Ton. Gerne hätte ich noch 2-3 Kapitel mehr gespielt, aber mit 13 Stunden hat es trotzdem die fast perfekte Länge und gepaart mit dem Pacing kommt nie Langeweile auf. Es ist schön in der heutigen Zeit auch mal wie früher ein Spiel an einem Wochenende durchspielen zu können das nicht vollgestopft mit sinnlosen Aufgaben ist, Mafia ist sehr fokussiert und das hat mir außergewöhnlich gut gefallen.

Mafia hat mir außergewöhnlich gut gefallen. In einer Zeit, in der die größeren Publisher immer mehr Games as a Service bringen und die Open Worlds zugemüllt sind zeigt Mafia, dass eine gut inszenierte Geschichte und eine Fokussierung auf ein lineares Spiel auch heute noch ausreichend sind, um zu faszinieren. Natürlich ist Mafia kein perfektes Spiel, es kam für mich nur zum perfekten Zeitpunkt. Ich würde mir wünschen dass Publisher nach dem Erfolg von Clair Obscur und hoffentlich auch Mafia wieder zu günstigeren, aber trotzdem mit ausreichend großem Budget ausgestatteten Spielen umschwenken, die nicht nach GaaS schreien sondern auch mal ein abgeschlossenes Spiel bieten. 

Zusammengefasst bietet Mafia fast alles, was mir an einem Spiel gefällt. Gutes Pacing, sehr gut dargestellte aber leider auch stark vorhersehbare Story, überzeugende Technik und tolles Gameplay machen the Old Country zu einem sehr guten Spiel, welches hoffentlich erfolgreich genug ist damit noch mehr Nachfolger kommen. Natürlich darf man keine Überraschungen erwarten, The Old Country ist sehr konservativ designt, wer sich jedoch darauf einlässt wird hier hervorragend unterhalten. 

Vielen Dank an 2K Games für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PlayStation 5.