
Der japanische Entwickler und Publisher Arc System Works ist insbesondere bekannt für die beiden Fighting-Game-Reihen Guilty Gear und BlazBlue. Ich hatte mehr Berührungspunkte mit dem Point-and-Click-Mystery-Adventure Hotel Dusk (na gut, es liegt bei mir im Regal). Der neuste Titel aus dem Hause Arc System Works ist nun das interaktive Abenteuer Dear me, I was…, das eine japanische Frau während verschiedener Phasen ihres Lebens begleitet.
Wasserfarben
Dear me, I was… kommt völlig ohne gesprochene oder geschriebene Worte aus. Die Geschichte konzentriert sich voll und ganz auf Bild und Ton. Die Musik, die vorwiegend aus Klavierklängen besteht, untermalt dabei sanft die animierten Aquarellzeichnungen. Wie beispielsweise in Hotel Dusk, wird auch hier das Rotoskopie-Verfahren genutzt. Die Zeichnungen sind expressiv und Farben spiegeln ähnlich wie die Musik die Stimmung wider. Besonders bedrückende Momente sind dann eher in Grautönen gehalten. Gleichzeitig kann das aber auch einzelne Personen innerhalb einer Szene betreffen, während um sie herum alles in Farben gehalten ist. Es ist ein angenehmer Stil, der die Emotionen sehr gut vermittelt. Die Bilder zeigen klar und eindrücklich, was passiert, auch wenn lediglich indirekt gezeigt wird, was passiert.

Lebensphasen
Die Geschichte zeigt die Lebensphasen der Frau und begleitet sie von Kindheit an. Kapitel beginnen mit einem Frühstück, das sich je nach Phase unterscheidet. Auch dezent eingesetzte Objekte auf dem Tisch zeigen den Verlauf der Zeit an. Details wie ein Strickblazer über der Schuluniform verdeutlichen zudem unterschiedliche Jahreszeiten.
Wir begleiten die Frau bei Höhen und Tiefen ihres Lebens. Es ist vielleicht kein besonders außergewöhnliches Leben, aber es sind viele kleine, nachvollziehbare Momente.
Mit rund einer Stunde Laufzeit ist Dear me, I was… natürlich eine kondensierte Lebenserfahrung. Vieles aus dem Leben der Frau wird ausgeklammert, weil es für die Geschichte nicht von Bedeutung ist. Der Fokus liegt insbesondere auf Freundschaften und Liebesbeziehungen mit glücklichen, aber auch schwierigen Momenten. Stark ist hierbei auch nachvollziehbar, wie frühere Erlebnisse die Frau auch später noch beeinflussen.

Zeichnungen
Die Interaktivität steht in Dear me, I was… eher im Hintergrund. Bei jedem Frühstück kann ich auswählen, in welcher Reihenfolge die Frau isst und trinkt. Wenn sie zeichnet, lege ich durch Schraffierungen ihre Bilder frei. Daneben gibt es einzelne weitere Interaktionsmöglichkeiten.
Steuerbar ist der Cursor hierbei auf verschiedene Weise. Im Handheldmodus bietet sich die Touchssteuerung an, die einwandfrei funktioniert. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, mit Sticks und Knöpfen zu spielen oder die Mausfunktion der Joy-Con 2 zu nutzen. Mit der Mausfunktion hatte ich allerdings kleinere Probleme, da ich zwar beide Joy-Con 2 nutzen konnte, um den Cursor zu bewegen, aber mit A den Mausklick simulieren musste. Da ich jedoch mit der Touchsteuerung zufrieden bin, habe ich mich auch nicht länger mit der Maussteuerung auseinandergesetzt.

Fazit
Dear me, I was… ist eine leicht interaktive Lebensgeschichte, die besonders durch ihren Artstyle glänzt. Die Geschichte selbst ist wenig außergewöhnlich, doch Bild und Musik werden effektiv eingesetzt. Die gegebenen Interaktionsmöglichkeiten sind niedrigschwellig. Zwar tragen sie wenig zum Erlebnis bei, doch sie sind der Geschichte auch nicht abträglich. Das Spielen steht hier jedoch auch nicht im Vordergrund und die Erzählweise der Geschichte ist gut gelungen. Wer sich darauf einlassen kann, hier eher eine Kurzgeschichte aus Bildern mit musikalischer Begleitung zu haben als ein stark interaktives Videospiel, wird mit eindrücklichen Bildern belohnt.

Herzlichen Dank an Arc System Works für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch 2.