Umamusume Pretty Derby (Review)

Mögt ihr Mädchen mit Pferdeschwanz? Dann ist das neulich hierzulande erschienene Umamusume Pretty Derby von Cygames vielleicht etwas für euch. Dabei handelt es sich um einen F2P-Pferde(mädchen)-Trainingssimulator. Natürlich kann man es auf dem Smartphone spielen, aber auch am PC. Ich habe mich per Steam Deck als Neuling unter Pferde(mädchen)trainern versucht. Nach einigen Stunden und Rennen habe ich genug Eindruck erhalten.

Karriere oder Scheitern

Der Karrieremodus spielt eine große Rolle in Umamusume Pretty Derby. Mit Energie, die in Echtzeit aufgefüllt wird, kann man einen Durchgang starten. Da Games as a Service die Zeit der Spieler berücksichtigen, ist das Energiemaximum natürlich niedrig genug, dass man mehrfach am Tag spielen müsste um es auszunutzen. Wer möchte, kann natürlich mit Echtgeld zusätzlich Energie auffüllen, oder erhaltene Items dafür nutzen. Für den sanfteren Einstieg erhielt man anfangs viele davon.

Willst du das wirklich?

In der Karriere wählt man eines der zu trainierenden Pferdemädchen. Abseits von ein paar fest vorgegebenen bekommt man mehr per Gacha. Die Pferdemädchen haben unterschiedliche Stärken. Zusätzlich wählt man Legacy-Pferdemädchen, die Boni geben. Und dann wählt man auch noch Support Cards für weitere Boni. Auch bei diesen kann man in einem speziellen Gacha weitere erhalten.

Das Ziel des Karrieremodus ist es, das Ura-Finale zu gewinnen. Dafür trainiert man drei Jahre lang und muss auf dem Weg weitere Ziele in Form von guten Platzierungen in bestimmten Rennen erreichen, sonst ist die Karriere gnadenlos vorbei. Lediglich per Wecker-Item kann man Misserfolg als Traum ungeschehen machen, aber nicht unbegrenzt. Zudem erhält man Wecker nicht so großzügig, dass man sie bei Ausnutzen der Energie wild einsetzen kann.

Rennen mit Kommentar.

Die Chancen verbessern

Um in Umamusume Pretty Derby Erfolg zu haben, braucht es drei Dinge: Statuswerte, Fertigkeiten, und nicht zuletzt Glück. Statuswerte erhöht man durch verschiedene Trainings, deren Effekt bei genug Wiederholung steigt. Mit jedem Training vergeht Zeit im Karrieremodus.

Mit steigender Erschöpfung steigt die Gefahr des Fehlschlages. Zudem wirkt sich die Stimmung auf die Veränderungen aus. Erschöpfung und Stimmung lassen sich mit speziellen Auswahlmöglichkeiten verbessern, die wie Training Zeit kosten. Der Trainingseffekt lässt sich zudem steigern, wenn andere Charaktere, zum Beispiel der gewählten Support Cards, dabei unterstützen. Direkten Einfluss darauf, wo sie helfen, hat man nicht.

Einfach schwimmen, schwimmen, schwimmen.

Fehlschläge beim Training können den Erfolg stark beeinträchtigen. Nicht nur bringt die Runde keinen Statusanstieg, die Stimmung sinkt zudem. Ausserdem kann es negative Statusveränderungen verursachen. Dann hat man nicht nur eine Runde verloren, sondern unter Umständen eine weitere Runde, um die Statusveränderung zu heilen, was sogar fehlschlagen kann. Und womöglich braucht man zusätzlich eine Runde zum Verbessern der Stimmung, was zufällig eine oder zwei Stufen bringt.

Hat man Pech, kommt auch noch ein negatives Zufallsevent, das die Stimmung wieder senkt. Die Kombination dieser Dinge kann einen spürbaren Nachteil herbeiführen, was sich einfach sehr ärgerlich anfühlen kann. Und einen Run zur Zeitverschwendung machen kann.

Hurra.

Besonders wichtig sind je nach Rennkategorie unterschiedliche Werte. Bei Sprintrennen sind Speed und Power (wichtig für Beschleunigung und Überholen) ausschlaggebend. Bei Langstrecken sind Stamina und Guts zusätzlich wichtig, wobei ich deren Wechselspiel nicht so ganz verstanden habe. Zusätzlich gibt es noch Wit, wodurch sich die Pferdemädchen weniger aus der Ruhe bringen lassen, was sonst unnötig Ausdauer verbrauchen kann.

Wenn man ein Rennen verliert, gibt es oft Tips welcher Wert zu gering war, was aber teils nicht so ganz zutreffend scheint. Zumal es auch der Prognose vor dem Rennen widersprechen kann. Und diese zieht wohl noch nicht einmal hilfreiche Fertigkeiten ein.

Es gibt diverse Szenen in der Karriere.

Abseits der inerten Fähigkeiten des gewählten Pferdemädchens werden weitere durch Events freigeschaltet. Diese sind zum großen Teil abhängig von gewählten Support Cards. Zusätzlich muss man erhaltene Skillpunkte einsetzen, um Fertigkeiten zu aktivieren. Die Fertigkeiten können dann im Rennen helfen, sind zum Teil aber an Bedingungen geknüpft. Zudem scheint auch der Zufall eine Rolle zu spielen, was ärgerlich sein kann.

Zudem kommt es in der Karriere zu Inspirationsevents, bei denen abhängig von gewählten Legacy-Pferdemädchen Boni erhalten werden. Diese können ebenfalls hilfreich sein und zum Beispiel die Stärken des Pferdemädchens erhöhen und zum Beispiel die Eignung für Sprints erhöhen. Auch hier können Fertigkeiten verfügbar werden.

Sommer und Strand dürfen nicht fehlen.

Glück und Pech beim Pferderennen

Nach all dem Training möchte man natürlich Ergebnisse sehen, und einige Rennen sind verpflichtend. Vor dem Rennen kann man eine Prognose sehen. Man kann auch die Werte und Fähigkeiten anderer Mitstreiter begutachten. Wenn gewünscht, kann man die Strategie ändern. Soll das Pferdemädchen zum Beispiel von Beginn an an der Spitze rennen? Oder doch erst mal Energie sparen, dann aber Probleme beim Überholen riskieren? Einige Fertigkeiten sind auch davon abhängig. Die Pferdemädchen beherrschen aber nicht alle Strategien gut.

Beim Rennen selbst kann man dann nur zusehen (oder überspringen). Bei Standardgeschwindigkeit gibt es auch Kommentatoren. Wie authentisch diese für Pferderennen sind, habe ich nicht nachgeforscht. Zumal ich die Rennen dann eh nicht auf normalem Tempo laufen ließ, das wirkte wie zu viel Zeitverschwendung. Mit passendem Training und Glück erreicht man dann den nötigen Zielrang und erhält Fans.

Regen kann auch Einfluss auf die Rennperformance haben.

Auch statt zu trainieren kann man meist aus ein paar Rennen auswählen, die vom Karrierefortschritt abhängen. Neben kleinen Statusverbesserungen erhält man so auch Fertigkeitspunkte und Fans, wenn man gut abschneidet. Die Anzahl der Fans soll auch Einfluss auf den Rennverlauf haben, da Fans anfeuern und motivieren oder so ähnlich. Direkt spürbar ist das aber nicht. Allerdings benötigt man bei manchen Karriererennen auch ausreichend Fans.

Die Rennen habe ich wie oben geschrieben in der Regel übersprungen, der Unterhaltungswert geht sehr früh verloren. Die vielerlei Strecken wirkten für mich zudem wenig unterscheidbar. Vermutlich ist das bei echten Pferderennen ähnlich.

Die Charaktere haben Charakter, oder so.

Charakterstories? Keine Zeit dafür, muss Dailies abhaken

Neben dem Erreichen des Ura-Finales haben gewählte Pferdemädchen auch eigene individuelle Storyszenen. Diese könnten in einem „herkömmlichen“ Spiel ohne Dailies und Energie durchaus ihren Reiz haben, auch wenn sie nicht unbedingt Tiefgang haben. Aber bei der Vielzahl der Mädchen, dem häufigen Scheitern und dem auf Wiederholung ausgelegten Spieldesign habe ich die Motivation dafür sehr schnell verloren.

Zumal ein Karrieredurchgang selbst mit Beschleunigung einige Minuten dauert und bei mir durchaus auch mal mehr als eine halbe Stunde gebraucht hat. Auch so kann man also sehr viel Zeit mit dem Spiel verbringen.

Der erste Erfolg.

Nach der Karriere zum Veteranen

Nach Karriereabschluss wird das Pferdemädchen zum Veteran, egal ob man das Ura-Finale gewonnen hat oder nicht. Dabei werden die Werte und Fähigkeiten übernommen. Zum einen können Veteranen als Legacy-Pferdemädchen genutzt werden und so Chancen erhöhen oder bestimmte Trainingsziele besser erreichen lassen. So gab es zumindest Anfangs zum Beispiel nur ein Pferdemädchen, dass für „Dirt“-Rennen ein Eignungsrating von A hat, mit dem Legacy-System und etwas Glück kann man anderen nachhelfen.

Auch abseits der Karriere haben Veteranen zu tun. In täglichen Einzelrennen und Teamrennen kann man gegen Veteranen anderer Trainer in asynchronem Multiplayer antreten. Zeitweise gibt es zudem auch „Legenden“-Rennen gegen starke NPCs.

C+ klingt nicht gut.

Täglich grüßt das Murmeltier

Als Live-Servicespiel möchte Umamusume Pretty Derby am besten möglichst täglich (und zudem mehrfach) gespielt werden. Es gibt Log-in-Boni und Eventboni. Energie für die Karriere füllt sich in Echtzeit. Punkte für Teamrennen ebenfalls. Einzelrennen und Legendenrennen haben Tickets, die einmal täglich aufgefüllt werden. In der Karriere versucht man, starke Veteranen und Verbesserungsitems zu erhalten. In den anderen Rennen gibt es ebenfalls Belohnungen.

Mit erhaltenen (und eventuell gekauften) „Carats“ kann man sein Glück im Gacha von Pferdemädchen und Support Cards versuchen. Neben mehr Auswahl können Duplikate zur Stärkung beitragen. Charaktere erhalten höhere Statuswerte und stärkere Fertigkeiten, wobei man in Umamusume Pretty Derby mehr als nur ein Duplikat zum verstärken benötigt. Supportcards können per Duplikateinsatz ein höheres Levellimit erreichen, was neue Boni ermöglicht und bestehende verstärkt. Mit Zeit und Geld kann man also seine Chancen in der Karriere verbessern und starke Veteranen für außerhalb aufziehen.

Das Ingamegeld, das man für diverse Verstärkungen benötigt, ist mir übrigens nach wenigen Wochen ein Engpass geworden, als Sonderboni nicht mehr ausreichten.

Das Grauen beim Ausspannen, ein Crane Game.

Ich habe nach über 100 Karrieredurchgängen schließlich mehrere Ura-Finalkategorien gewonnen. Am einfachsten waren dabei die Kurzstrecken, da man sich im Extremfall quasi auf Geschwindigkeit konzentrieren kann. Am schwierigsten scheinen mir Langstrecken, die ich schließlich aufgegeben habe. Mir ist die Motivation ausgegangen, zu oft hat der Zufallsfaktor Zeit verschwendet. Zu lang dauert ein Versuch. Zu hoch ist der Zeitaufwand, mit Gacha und Grind Chancen zu verbessern, zumal ich eh nicht so der Multitasking-Nebenbei-Spieler bin. Und wenn ich etwas aktives mache, kann ich sowieso schlecht gezielt diese Art Trainingssimulation nebenbei betreuen.

Fazit: Das Spiel ist kein Ponyhof

Umamusume Pretty Derby könnte für mich unterhaltsam sein. Wenn es kein Live-Service-Spiel wäre. Und zumindest ohne viel Geld- und Zeiteinsatz nicht so glücksabhängig. Das Spiel wie es ist reizt mich auch nicht für eine tiefe Auseinandersetzung mit den nicht sonderlich durchsichtigen Systemen.

Das hatte sie sich irgendwie eingefangen.

Ich habe wenig Erfahrung in Trainings- oder Aufziehsimulationen, habe aber auch keine starke Abneigung dagegen. Der Grafikstil und das Charakterdesign sind ansprechend. Die Charaktere sind nicht tiefgründig, aber durchaus unterhaltsam. Die japanische Sprachausgabe gefällt.

Aber im täglichen Grind und mit dem Glücksfaktor nutzt es sich für mich einfach zu sehr ab.

Getestet auf PC (Steam Deck).