
Was bleibt, wenn aus dem Survival-Crafting Survival und Crafting entfernt werden? Richtig, das Holzhacken. Ganz im Zeichen des Bäumefällens steht das an den Game-Boy-Color-Style angelehnte Pixelabenteuer April Grove. Eine friedliche, entspannte Welt und Spielbarkeit im Hintergrund verspricht Entwicklerteam Colorgrave mit seinem neuesten Titel.
Wir brauchen mehr Holz
Ich bin der neue Holzfäller in Aprils Wald. Eigentlich könnte ich zwischen einem Mädchen und einem Jungen als spielbarem Charakter wechseln, allerdings habe ich nicht herausgefunden, wie das geht. Erklärungen sind allgemein eher Mangelware in April Grove, weshalb umso mehr auffällt, wenn April doch einmal erzählt, wo eine bestimmte Baumart zu finden ist. Bis ich herausgefunden habe, dass ich in einem der Betten speichern kann, habe ich ein wenig gebraucht. Vor allem, da meine Spielfigur zum Briefkasten neben dem Haus gesagt hat, das sei nicht ihrer, und ich in einem fremden Bett nicht schlafen konnte.
Für das Fällen an sich sind Erklärungen aber auch nicht nötig, da es funktioniert, wie zu erwarten ist. Nur, dass ein einmaliger Knopfdruck ausreicht, um so lange wiederholt auf einen Baum einzuschlagen, bis dieser fällt. Schließlich ist April Grove als Idle-Spiel gedacht, das sich zeitweise von selbst spielt, während die Aufmerksamkeit für andere Tätigkeiten genutzt werden kann. Für deutlich weniger passives Gameplay kann ich jedoch auch die Animation abbrechen und erneut beginnen, wodurch sich Bäume zudem wesentlich schneller fällen lassen.
Einziges Ziel in April Grove ist es, Bäume zu fällen und das Holz zu verkaufen, um mit der Erfahrung stärker zu werden und mit dem Geld Essen, Äxte und Schmuckstücke zu kaufen, die beim Holzfällen helfen. Für jede Baumart möchte April eine bestimmte Mindestanzahl an Holzstücken, die ich verkaufe.
Der Gameplay-Loop ist sehr simpel gestaltet und benötigt keinerlei Überlegungen, wie viel Holz welcher Art ich für irgendetwas sammeln muss oder dergleichen. Schließlich fange ich bis auf einzelne Ausnahmen nichts anderes mit dem Holz an als es zu verkaufen. Am komplexesten sind die Überlegungen, ob ich ausreichend Geld habe, um etwas zu kaufen.
So ist April Grove perfekt dazu geeignet, es nebenbei zu spielen. Aber als Idle-Spiel funktioniert das Holzhackabenteuer leider nicht besonders gut.

Hacken und warten und hacken
Essen und Äxte beeinflussen die genaue Zeitdauer zwar, aber in der Regel benötige ich ungefähr zehn Sekunden, um einen Bäum zu fällen. Allerdings ist die Zeit, in der sich das Spiel von allein spielt, dann auch schon vorbei. Nach ein wenig Wartezeit tauchen die Bäume wieder auf, das erneute Fällen muss ich jedoch selbst anfangen. Außerdem sammle ich jedes Stück Holz manuell ein und habe in meiner Tasche nur Platz für insgesamt 15 Stück. Diese verkaufe ich dann über Versandkisten, die ich aber immerhin an mehreren Stellen im Wald aufstellen lassen kann.
April Grove spielt sich also immer nur sehr kurz allein. Umgekehrt dauert die Fällanimation aber auch zu lang für ein aktives Spielen und ein Abbrechen der Animation verdoppelt für jeden Axtschlag die benötigten Inputs.
Das Holz fällt rund um den bearbeiteten Baum zu Boden, was zumeist problemlos funktioniert. Manchmal allerdings verschwinden dabei einzelne Holzstücke.
Die Erklärungstexte zu den Auswirkungen von Äxten, Schmuckstücken und Essen sind teilweise kryptisch, auch wenn ich mir nur bei einzelnen nicht sicher war, was sie bewirken. Kaufe ich bei Maple ein, erhöht sich jedes Mal der Preis für die übrigen Produkte, was zu noch mehr Grind führt. Mich hat das mehr amüsiert, als zu stören, aber es kann natürlich auch frustrieren.
Zudem strapaziert April Grove den Gameplay-Loop über. Nach ungefähr neun Stunden habe ich den Maximallevel erreicht und jeden von Aprils Aufträgen erledigt. Dabei habe ich die meiste Zeit mit dem Baumfällen, dem Holzsammeln und den Wegen zur nächsten Versandbox zugebracht. Viel mehr gibt es schließlich nicht zu tun. Das allein wäre für mich eigentlich kein großes Problem, ich hacke gern stumpf Bäume. Allerdings ist die Progression über lange Strecken zu langsam. Außerdem ist das Inventar so klein, dass ich regelmäßig zur gleichen Box laufen muss, um Platz für neues Holz zu schaffen.

Wer wohnt denn da im Wald?
Ein weiteres Problem ist, dass April Grove nichts mit seinen NPCs anfängt. Es gibt zwar einige Nebencharaktere, die überall im Dorf, im Wald und in Höhlen anzutreffen sind, aber sie bieten kaum Mehrwert. Sie wirken zwar so, als hätten sie Bedeutung und als stecke noch mehr hinter ihnen, aber letztlich stehen sie nur herum und wiederholen ihre Textzeilen. Dabei passiert leider auch häufiger, dass ein Input doppelt gezählt wird und dadurch zu viel Text weggedrückt wird, ehe ich ihn lesen kann.
Bei einem NPC kann ich das Wetter ändern. Auswirkungen scheint das Wetter jedoch keine zu haben, abgesehen davon, dass ich beispielsweise bei Nebel weniger auf dem Bildschirm sehe. Bei einem anderen Charakter kann ich meinen Level zurücksetzen, allerdings gibt es keinen wirklichen Anreiz, wieder bei 0 zu beginnen.
Zudem gibt es verschiedene Orte, die aussehen, als wären dort Geheimnisse, ohne dass tatsächlich etwas zu finden ist. Hinzu kommen auch verschiedene Stellen, die nach weiterführenden Wegen aussehen, aber durch unsichtbare Wände versperrt werden. Nicht nur gibt es viele leere Sackgassen (obwohl auch ein paar Truhen mit Geld auffindbar sind), auch gibt es unnötig lange Laufwege, auf denen nicht einmal fällbare Bäume wachsen. Als Nebenaufgabe kann ich zwar Briefe austragen, doch selbst das wirkt weitgehend überflüssig.

Fazit
April Grove baut das Holzfällen mit Verbesserungen der Fähigkeiten, schwieriger zu fällenden Bäumen und Erweiterung des Bewegungsradius’ gut auf. Allerdings sorgen die eingebauten Idle-Mechaniken dafür, dass der Grind ein wenig zu übertrieben ist, weil das Spiel sich für die Fällanforderungen zu wenig selbst spielt. Gleichzeitig dauert das automatische Fällen zu lang, um aktiv zu spielen. Zudem verlieren sich Nebencharaktere und Umgebung in der Bedeutungslosigkeit. So gern ich auch Holz hacke und aufsammle, durch die langsame Progression ist die Holzfällsimulation nicht für alle geeignet.

Herzlichen Dank an Colorgrave für die Bereitstellung des Testmusters. Bäume gefällt auf PC via Steam.