
Als Teenager habe ich das Tabletop Spiel der Warhammer 40,000 Reihe gespielt und bin seit jeher ein Freund des Franchise. Da es einige Videospiel-Adaptionen dazu gibt, muss ich heutzutage diese, auch ohne Tabletop zu spielen, nicht missen. Wobei der häufige Fokus auf den Space Marines recht monoton werden kann. Doch anhand der Art des Universums von Warhammer 40,000 werden meist eher action- oder kriegslastige Genre bedient. Also z.B. Strategie- oder Hack’n’Slash-Spiele. Meine favorisierten Genre, allen voran Rennspiele, werden da eher nicht bedient – bis jetzt!
Mit Warhammer 40,000: Speed Freeks wird mir nun endlich solch ein Spiel geboten! Und das sogar mit den Orks, anstatt den häufig verwendeten Space Marines. Was übrigens so auch eine Tabletop Vorlage mit selbigen Namen „Speed Freeks“ hat. Das Computerspiel ist schon länger als Free-to-Play erhältlich gewesen, hat nun jedoch einen vollen Release, ohne typisches F2P-Zeug bekommen. Entwickelt von Caged Element Inc. und veröffentlicht von Wired Productions, einer Kombi die ich schon aus dem von mir heißgeliebten GRIP: Combat Racing kenne – direkt ein gutes Zeichen!

Es wird gemoscht mit den Ork Boyz
Wer die Orks in Warhammer 40,000 nicht kennt: diese sind ein Armee aus brutalen klopplustigen Muskelpaketen, die sich ihr futuristisches Equipment aus Schrott zusammen basteln. Damit hat das ganze eine gewissen Stil, der ein bisschen an Mad Max erinnert, nur eben mit Orks und mehr futuristisches Zeug dazwischen gestreut. Alles ist schrottig und absurd übertrieben.
Diese Idee fängt Warhammer 40,000: Speed Freeks perfekt auf! Texte sind in „Ork Slang“ geschrieben, Menüs bestehen aus abgenutzten Metall-Teilen und die Umgebung im Spiel ist gespickt mit Ork-typischen Bauwerken. Die abstrusen Fahrzeuge sind natürlich das Highlight des ganzen.
Der Sound ist absolut wuchtig, vor allem mit einem Heimkinosystem, welches alles zum Beben bringt. Ebenso ist die Musik im Menü sehr gut getroffen und das Ork-Gebrüll natürlich erst recht. Leider läuft innerhalb der Runden keine Musik, was ich recht enttäuschend finde, auch wenn es in der brachialen und konstanten Action bei weitem nicht so auffällt, wie in anderen Spielen.

Killarallye – Rennen oder Ballern oder Beides?
„Fahr’n oda mosch’n wir, Jungs? Was is‘? Wir mosch’n un‘ fahr’n? Das mach ich nich‘, ich werd fahr’n un‘ mosch’n!“
Im primären Modus von Warhammer 40,000: Speed Freeks kommt der Rennaspekt des Spiels zur Geltung. In Killarallye fahren wir in einem Team zu Eroberungspunkten um dort dann je ein Checkpoint-Rennen, kreuz und quer um den Punkt herum, zu absolvieren. Durchfahrene Checkpoints geben dem Team Punkte, jedoch ebenso das Erledigen von gegnerischen Spielern. Hiermit bekommt man die freie Wahl, ob man sich rein auf das Fahren, das Kämpfen oder beides konzentriert. Die Wege zwischen den Eroberungspunkten sowie der letzte Abschnitt stellen ebenso Rennen dar, welche bei entsprechenden Platzierungen mehr Punkte verschaffen.
Die ganze Sache ist eine sehr interessante Konzeption, denn z.B. ein schwerer Grot-Megapanza wird es im Rennen eher unwahrscheinlich mit einem Schocksprung-Flitza aufnehmen können. Aber das muss er auch gar nicht, denn dieser verdient die Punkte eben durch Zerstören von gegnerischen Spielern, bzw. verhindert somit deren Punkteaufbau. Mit diesem Konzept haben Racing-Fans und Shooter-Fans eine gute Möglichkeit zusammen zu kommen. Kämpfer können übrigens wahlweise in den „Kampfmodus“ wechseln, damit die Checkpoints nicht mehr angezeigt werden. Wenn man zerstört wird, muss man einen kleinen Weg zurück zum Eroberungspunkt fahren, so gesehen als kleine Strafe. Dies kann als ungeübter Spieler eventuell etwas frusten, weshalb ein Spiel gegen Bots anfangs ratsamer sein kann.
Die neun Fahrzeuge unterscheiden sich teils sehr stark. Abseits der Spanne von Rennfokus zu Kampffokus bieten die Fahrzeuge je vier Fähigkeiten. Darunter immer zwei Waffen und zwei andere Fähigkeiten. Ein paar der Fähigkeiten, wie z.B. ein Vorwärtsschub oder eine Regeneration, findet man auch auf mehreren Fahrzeugen. Durch diese Dynamik entsteht eine irrwitzige Variation, wenn die einen rumspringen, die anderen teleportieren, die nächsten Enterhaken verwenden und ein Großer die Leute mit einer Schaufel durch die Gegend schleudert. Mit Waffen wie Maschinengewehren, Blitzkanonen, Granatwerfern oder Raketen fliegt ebenso alles nur so durch die Gegend.
Unabhängig der spezifischen Fähigkeiten kann jeder eine Boost-Leiste verwenden sowie mit Handbremse driften. Die Steuerung ist mehr auf PC-Shooter ausgerichtet: Man fährt mit WASD und zielt mit der Maus. Selbst auf dem Gamepad fährt man daher mit „dem linken Stick nach vorne halten“. Das Gameplay an sich ist sehr auf Offroad getrimmt, was bei den reinen Offroad Gebieten nicht verwunderlich ist. In Killarallye gibt es übrigens 5 Gebiete zur Auswahl, die gigantisch groß sind, wobei eine Killarallye geschätzt 10–15 Minuten dauert.

Mördakonvoi – Hier „rennen“ eher die Stampfa
„Stampfa kann man nur aufhalt’n, wenn man ’ne fettä Bombe draufschmeißt! Aba ich mag auch den Teil, wo man Gits vakloppt. Ich kann gut klopp’n!“
Im zweiten und letzten Modus, dem Mördakonvoi, geht es weniger um das eigentliche Rennen fahren. Wobei eigentlich doch, nur nicht man selbst. Auf der Karte bewegt sich je Team ein riesiger „Stampfa“ zu einem Ziel hin. Dieser ist sehr langsam, aber kann von nichts aufgehalten werde – fast nichts.
Ziel dieses Modus ist es, Bomben auf der Karte einzusammeln und mit dieser dann zum gegnerischen Stampfa zu fahren, damit diese dort explodiert und dadurch der Stampfa für kurze Zeit gelähmt wird. Ein sehr spektakulärer Akt, bei dem man durch die Explosion weggeschleudert wird. Die Bombe kann durch Zerstörung von Spieler geklaut werden.
Wenn ein Stampfa das Ziel erreicht hat, hat das jeweilige Team gewonnen. Ansonsten ist das Gameplay und die Fahrzeug-Auswahl identisch. Auch hierbei ist die Überlegung des Rennens oder Kämpfens relevant. Hingegen hat man in Mördakonvoi eine anderen Karten-Auswahl, wovon es 4 Stück gibt. Diese Runden dauern ebenso geschätzt 10–15 Minuten. Wobei diese mir länger vorkamen, als in Killarallye, da man hier keine einzelnen Etappen hat.

Spaß in Freie Fahrt auf gigantischen Karten
„Der Knall-Bumm-Berg hat ‚Bumm‘ gemacht, Boss“
Warhammer 40,000: Speed Freaks hat keine linearen Rennstrecken, sondern nur offene sehr große Karten. Diese können wir sogar frei Erkunden im Modus „Freie Fahrt“. Es sind zwar nur 9 Karten im Gesamten, aber diese haben eine schöne Variation, die sich trotzdem gut ans Schema hält.
Hier sei noch die wirklich toll detaillierte Grafik erwähnt. Nicht nur die Fahrzeuge und Effekte sehen toll aus, nein auch die Gebiete machen einiges her. Vor allem wenn zusätzlich noch Wetter ins Spiel kommt. Der fallende Schnee auf der Schnee-Karte gefiel mir richtig gut.
Abseits des Bestaunen der Gebiete hat dieser Modus kein Ziel. Man kann hier aber das spaßige Fahrgefühl, ohne die Renn- & Baller-Action, mehr ausprobieren. Diese muss ich auch hoch loben, denn genau das macht mir am Spiel sehr viel Spaß! Schöpft man Fähigkeiten, Gelände und Physik aus, macht das Brettern durch die Gegend einfach richtig Spaß – egal ob in der Action einer Spielrunde oder eben der Freien Fahrt.

Klarer Mehrspieler Fokus mit typischer Progression
Manche wird dies vermutlich abschrecken, aber bitte fertig lesen bevor ihr deshalb stoppt!
Warhammer 40,000: Speed Freeks hat einen offensichtlichen Online Mehrspieler-Fokus, bei dem man Runden auch nur über Lobbys startet. Sprich es gibt keinen dedizierten Einzelspieler-Modus. Doch haltet ein!, erstellt man ein privates Spiel, kann man Bots einschalten und einfach loslegen. Dies funktioniert auch voll mit der zu erreichenden Progression im Spiel. Meiner Ansicht nach eine wirklich feine Sache, von der sich viele Mehrspieler Spiele eine Scheibe abschneiden sollten!
Als Ziel oder Motivation können wir einiges an kosmetischen Dingen freischalten, aber auch ein paar der neun Fahrzeuge müssen erst freigeschaltet werden. Dies tut man über Herausforderungen, die im gleichnamigen Reiter im Menü eingesehen werden können.
Dazu gibt es noch den sogenannten „Waaagh-Pfad“, über den man weitere (nur) kosmetische Dinge freischalten kann. Dieser ist wie ein typischer Battle-Pass mit 70–100 Leveln aufgebaut – aber haltet wieder ein!!! Die Waaagh-Pfade scheinen nach meiner Beobachtung kein Zeitlimit zu haben. Man hat hierbei die Wahl, welcher gerade aktiv sein soll und hat aktuell zwei Stück zur Auswahl. Sprich, es gibt kein FOMO! Nur Erfahrungsbalken für Freischaltungen. Ein System, welches ich schon durch LEGO 2K Drive kenne und darin auch sehr mochte.
Technisch habe ich innerhalb der Spielrunden keine Fehler oder dergleichen gemerkt. Jedoch in der Menüs bin ich auf mehrere Bugs gestoßen, wenn ich zwischen Controller und Maus+Tastatur gewechselt habe. Generell ist auch die Menüführung eher auf Maus+Tastatur ausgelegt. An sich nicht verwunderlich, da Caged Element auch in GRIP schon eine ungünstige Menüführung eingebaut hatten. Kein Weltuntergang, aber dennoch manchmal unnötig nervig. Im Menü blieb mir auch einmal das Spiel hängen!

Fazit – Viel Action, unerwartet genug Rennen und ein toller Artstyle
Ich bin ja eigentlich nicht wirklich davon ausgegangen, dass Warhammer 40,000: Speed Freeks ein Rennspiel sein wird. Eher habe ich sowas wie Twisted Metal erwartet. Zu meiner Überraschung ist im Gameplay die Aktion „um die Wette fahren“ deutlich höher als erwartet. Soweit, dass ich es, im Gegensatz zu z.B. Twisted Metal oder OnRush, doch wirklich als Rennspiel bezeichnen würde (zumindest die Killarallye). Ich gehe sogar soweit, es unter meine Kategorie Fun Racer zu packen. Warum es dieses Kriterium erfüllt, würde aber den Rahmen hier sprengen, bzw. wäre in einer Definition zur Kategorie besser aufgehoben.
Innerhalb des Spiels konnte es mich einfach nur beeindrucken. Die Aufmachung ist absolut stimmig getroffen und macht einfach nur Spaß. Und das Gameplay erst! – oh ja, da hat Caged Element durchaus ihre Stärke spielen lassen, die sie auch in GRIP: Combat Racing schon gezeigt haben. Wäre der Umfang an Modi nicht so dünn, vor allem anhand der nicht vorhandenen Einzelspieler und lokalen Mehrspieler, wäre es wohl ein total perfektes Spiel für mich. Ich hoffe sehr, dass es in Zukunft auch auf Konsolen erscheint, damit ich dies mit Freunden spielen kann!

Mag ich
– Perfekt getroffener Artstyle um Orks von Warhammer 40,000
– Interessante Gameplay-Konzeption aus Rennen und Kämpfen
– Tolles Offroad-Gameplay
– Unterschiedliche Fahrzeuge mit eigenen Fähigkeiten
– Battle-Pass ohne FOMO
– Privates Spiel und Bots verfügbar, ohne Block von Progression
Mag ich nicht
– Kein direkter Einzelspieler- und lokaler Mehrspielermodus
– Keine Musik innerhalb der Runden
– Menüführung eher ungünstig umgesetzt
Vielen Dank an Caged Element Inc. und Wired Productions für die Bereitstellung des Testmusters. Gespielt auf PC/Steam.